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0392 - Der Rachedolch

0392 - Der Rachedolch

Titel: 0392 - Der Rachedolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Desorientierung und Schwindelanfällen. Wäre der Sternenstein auch nur um einen Hauch stärker in seinem Potential gewesen, hätte Nicole ihn nicht mehr benutzen können. Er hätte ihr das Gehirn verbrannt.
    Aber auch so war es schon schlimm genug.
    Deshalb schirmte sie sich mit dem Amulett ab. Es hielt einen großen Teil der Rückkopplungen von ihrem Geist fern, so daß sie sich erstens besser konzentrieren und zweitens weniger schädliche Nachwirkungen davontragen würde.
    Trotzdem fiel es ihr schwer, dem Dhyarra ihren Willen aufzuzwingen.
    Die blauen Sternensteine waren Superwerkzeuge und Superwaffen der Magie. Ihre Energie war unerschöpflich. Sie bezogen sie aus unerforschlichen Weltraum-Tiefen, aus den Weiten und Strukturen des Kosmos. Je nach Stärke des Kristalls konnte man mit ihm, wenn man ihn beherrschte, eine Kerze in Brand setzen oder einen Planeten wie die Erde zu Staub zermahlen - man mußte dem Kristall nur eine perfekte, bildhafte Darstellung dessen vorgeben, was man bewirken wollte. Je abstrakter die Wirkung war, desto schwieriger war es, sie dem Kristall abzufordern. Von der bildlichen Formulierung der Wünsche abgesehen war es außerdem eine Frage der Konzentration. Ließ sie nach, endete auch die Wirkung, die der Dhyarra ausübte.
    Nicole konzentrierte sich auf eine Analyse des Giftes, das von dem Dolch ausgegangen war. Sie rief sich die Geschehnisse in Erinnerung, versuchte in ihren Gedankenbildern zu rekonstruieren, wie der Dolch Zamorra berührt hatte, wo er die Haut aufritzte. Hier setzte sie an. Sie mußte wissen, welche Veränderungen vorgingen, wodurch sie ausgelöst wurden. Aber sie besaß doch keinen Anhaltspunkt! Wie stellt man ein Gift bildlich greifbar dar, von dem man weder weiß, wie es aussieht, noch, ob es tatsächlich existiert; von dem man nur weiß, was es für eine fürchterliche Wirkung hat?
    Ihr brach der Schweiß aus.
    Etwas hilflos stand Reek Norr daneben und sah zu. Er konnte nichts tun. Trotz seines gewaltigen magischen Potentials war er zur Untätigkeit verurteilt. Er konnte Zamorra nicht einmal untersuchen, ohne Nicole zu stören. Und er konnte ihr in diesem Fall auch keine eigene innere Kraft zuleiten. Die verschiedenen Ströme Norrs und des Kristalls würden sich wahrscheinlich gegenseitig stören, wenn nicht sogar aufheben…
    Nach zehn Minuten gab Nicole auf. Sie fühlte sich aùsgelaugt und erschöpft. Den Kristall zu steuern, hatte ihr fast alles abverlangt, was sie geben konnte. Und sie hatte nichts erreicht. Sie konnte das Gift einfach nicht »sichtbar« machen. Es mußte auf einer magischen Grundlage arbeiten, die sich ihrem Zugriff entzog. Es war möglicherweise Dhyarra-Magie, aber sie blieb unfaßbar. Sie war mörderisch und indifferent, ließ sich nicht konkretisieren. Und trotzdem wirkte sie.
    Zamorra wurde immer schwächer.
    Nicole sah keine Möglichkeit, ihn zu stützen. Selbst wenn sie ihm über den Dhyarra-Kristall Energie zukommen ließ, war er nicht mehr in der Lage, diese zu verarbeiten. Das machte sie auch dem Sauroiden klar, der den Vorschlag gemacht hatte, eine parapsychische Verbindung mit Zamorra einzugehen und ihn mit seinem gewaltigen Potential zu stärken.
    Es würde nichts nutzen. Er konnte nichts damit anfangen…
    Nicole starrte mit zusammengepreßten Lippen ihren Gefährten an. Sollte es jetzt so zu Ende gehen, so brutal und eiskalt?
    Oft genug hatten sie beide einzeln oder zusammen dem Tod gegenübergestanden, schon seine gierigen Klauen gespürt. Aber es war ein ehrlicher Tod gewesen, gegen den man kämpfen konnte. Nichts, das sich so heimtückisch, fremdartig und unangreifbar anschlich wie dieses Gift von der Dolchklinge.
    Sie wollte es nicht akzeptieren. Es mußte eine Möglichkeit geben!
    »Wir müssen diesen Dolch haben«, unterbrach Reek Norr ihre Gedanken. »Wenn wir ihn untersuchen können, erfahren wir, auf welcher Basis das Gift arbeitet. Dann können wir ein magisches oder medizinisches Gegenmittel schaffen.«
    »Das dauert alles zu lange…«, flüsterte Nicole erstickt. »Zamorra macht es keine zwei Stunden mehr. Verdammt noch mal, verdammt… warum muß es so kommen? Warum kein ehrlicher Tod, wenn es schon sein muß? Weshalb dieses verfluchte Schleichen wie die Pest?«
    »Den Dolch!« erinnerte Norr. »Wo kann er sein?«
    »Der Ewige hat ihn sich zurückgestohlen«, flüsterte Nicole kaum verständlich. »Er war hier…«
    »Wann?«
    Norrs Hände lagen auf ihren Schultern, schüttelten sie. »Reiß dich zusammen, Nicole

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