0393 - Diablitas Mörder-Gnome
werdend, weil die andere magische Kraft sie nicht losließ. Und Harun saugte sie auf.
Plötzlich war weder von den beiden noch von ihren Fetischen etwas zu sehen. Dunkelheit fiel in die Höhle zurück, und nur der Fackelschein hinter uns gab etwas Licht.
Diablita stöhnte auf. »Das hätte nicht sein dürfen. Nein, das hätte nicht sein dürfen.«
»Was nicht?«
»Das Grauen, die Zukunft. Wer hat dort gelauert?« Sie sprang mich an, ich spürte ihre Hände und die dünnen Finger, die Krallen durch den Stoff meiner Kleidung drangen. Diablita öffnete den Mund, ich konnte erkennen, daß sie eine bläulich schimmernde Zunge besaß. Und ich war plötzlich nicht mehr sicher, einen normalen Menschen vor mir zu sehen.
Ich berührte ihr Gesicht, die Haut fühlte sich wie Pudding an.
Diablita zuckte zurück, duckte sich dabei und lief einige Schritte tiefer in die Höhle. Dort blieb sie stehen und wandte sich von mir ab, während sie mit allen zehn Fingern durch ihr Gesicht fuhr. Den Grund dafür kannte ich nicht.
Ich holte erst einmal Luft. Es war nichts Schlimmes passiert, aber die seltsame Wandlung der Statue gab auch mir ein Rätsel auf. Diablita hatte etwas von der Zukunft gesagt. Sollte jemand eingegriffen haben? Wer kam dafür in Frage?
Lange brauchte ich nicht nachzudenken, denn es mußte Suko gewesen sein, der mein Verschwinden natürlich bemerkt hatte. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Es tat gut, als Gefangener der Vergangenheit Freunde in der Zukunft zu wissen. In einer Zukunft, die für mich eigentlich die Gegenwart sein mußte.
Diablita hatte sich wieder erholt. Sie kam aber nicht näher. Leicht gebückt stand sie da, umspielt von Schatten und gleichzeitigem Widerschein des Feuers. Hätte sie einen Buckel gehabt und einen Raben auf der Schulter, die Ähnlichkeit mit einer alten Märchenhexe wäre frappierend gewesen.
In den nächsten Sekunden zeigte sie ihr wahres Gesicht. Bisher hatte sie es hinter einer Maske versteckt gehabt. Ihre Mimik erinnerte mich an die verzerrte Grimasse eines nur unfertig geschminkten und weinenden Clowns. Hart und zischelnd drangen die Worte über ihre Lippen. »Du hast den schwarzen Ritter besiegt, aber du hast auch vieles zerstört, Fremder. Der Zauber, der mein Reich umhüllte, ist nicht mehr. Das Orakel hat seine große Kraft verloren, und deshalb wirst du büßen. Du allein trägst die Verantwortung. Du allein…«
Die letzten Worte hallten mir entgegen. Bevor ich noch eingreifen konnte, zog sie sich zurück.
Das geschah auf eine dämonisch schaurige und gleichzeitig unwirkliche Art und Weise.
Als wäre sie in einen gewaltigen Sog geraten, wurden ihr zuerst die Beine weggerissen. Sie bekam eine waagerechte Lage und fuhr wie eine Furie in die Dunkelheit dieses unterirdischen Labyrinths.
Mich ließ sie allein.
Wer Diablita genau war, wußte ich nicht. Mir war auch nicht bekannt, welche Kräfte sie leiteten, aber für mich war sie kein normaler Mensch. Sie hatte es verstanden, sich ein Königreich aufzubauen.
Sie herrschte über das Volk im Berg, die Trolle, die gefährlichen Gnome. Nur würde mich noch interessieren, was die kleinen Monstren mit den Wesen zu tun hatten, die in London aus dem dunklen Himmel ihren Angriff gestartet hatten.
Ich wollte sie locken.
Dabei riskierte ich es, so weit vorzugehen, daß mich der Feuerschein erreichte. Wer mich sehen wollte, der konnte es. Vielleicht auch Diablita.
Ich rief in die unheimliche Düsternis hinein. »Wenn du mich hörst, Königin, gib Antwort!«
Zuerst geschah nichts. Bis auf ein fernes Rauschen, das mich an einen starken Wasserfluß erinnerte, blieb alles still. Noch einmal wiederholte ich den Satz und fügte noch etwas hinzu. »Zeig dich endlich! Wenn du mich als deinen Feind ansiehst, solltest du dich mir stellen und dich nicht zurückziehen…«
»Ich bin noch da!« Als böses, unheimlich klingendes Raunen rollte die Antwort durch die unheimliche Höhlenwelt, bevor sie verklang.
»Dann antworte mir auf meine Fragen!«
»Was willst du vor deinem Ende noch wissen?«
Einige Worte an diesem Satz klammerte ich kurzerhand aus. »Die Verbindung zwischen dem Phantom-Kommando und deinen Trollen.«
Ihr scharfes Lachen hätte man auch mit dem Trompetenklang von Jericho vergleichen können. So intensiv und laut hallte es durch die unterirdischen Höhlen.
»Finde es selbst heraus. Das Orakel wird es dir beweisen. Nur das Orakel…«
Die Stimme verklang. Ich war nicht schlauer geworden als zuvor.
Etwas
Weitere Kostenlose Bücher