0393 - Diablitas Mörder-Gnome
verloren stand ich in der vom zuckenden Fackelschein erfüllten Höhle und schaute mich um.
Das Orakel würde es mir verraten.
Aber wie?
Ich ging wieder zurück und holte die Figur. Sie war so schwer wie in der Gegenwart. Nichts hatte sich daran verändert. Auch ihre gläsern wirkende Durchsichtigkeit war verblaßt. Jetzt besaß sie wieder ein völlig massives Aussehen.
Wie konnte man diese Figur noch manipulieren? Der Kopf war wieder in seine alte Lage zurückgedrückt worden. Mir fiel ein gewisser Hector de Valois ein. Er besaß meinen Bumerang, und er würde mir sicherlich noch einiges sagen können, was die Statue anging. Zuerst aber mußte ich ihn finden. Ob er sich noch in dem Berg aufhielt, war fraglich. Zudem wußte ich nicht genau, wie er zu dieser Diablita stand. Ob er nun voll auf ihrer Seite war oder eine andere Rolle spielte.
Aus meiner Zeit wußte ich nur soviel, daß er ein brisantes Testament hinterlassen hatte, das uns leider nicht in die Hände gefallen war. Wenn ich schon einmal in der Vergangenheit steckte, mußte es mir einfach gelingen, ihn persönlich zu treffen und Auskünfte darüber zu erhalten, mit welch einem Wissen er ausgestattet war.
Denn Hector de Valois sollte mehr über die Templer und den Dunklen Gral wissen.
Nicht allein das.
Er war ein Templer!
Ich ballte die Hand. Freiwillig würde er sich bestimmt nicht zeigen. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn zu suchen. Und das mit dieser schweren Figur als Ballast. Da konnte das Suchen nach einem Ausgang zu einer regelrechten Qual werden.
Der Weg zu meinem Lager, auf dem ich erwacht war, ließ sich einfach finden. Danach wurde es schwieriger. Trotz allem klemmte ich mir die Statue unter den Arm. Dann holte ich mir eine Fackel und machte mich mutterseelenallein auf die Suche nach dem Ausgang.
Der Berg schwieg.
Das unheimliche Labyrinth kam mir vor wie ein stiller, schweigsamer Kerker, der für die Ewigkeit gebaut worden war. Meine Laufgeräusche wurden geschluckt. Zudem war es warm. Die Temperatur nahm zu, je tiefer ich in den Berg hineinschritt. Und bald machten sich Konditionsmängel bemerkbar. Die Figur wurde immer schwerer. Hinzu kamen die »Niederlagen«. Sackgassen, die mich zum Umkehren zwangen.
Als ich wieder einmal in eine unterirdische Sackgasse geriet, war ich es leid. Ich setzte die Figur ab und nahm neben ihr Platz. Nur die Fackel hielt ich noch hoch. Ihr schwacher Schein berührte die Decke, wo zahlreiche Fledermäuse hockten, die sich gestört fühlten und plötzlich losstoben.
Nicht nur nach vorn, auch nach unten jagten sie, und da ausgerechnet hockte ich.
Urplötzlich waren sie über mir. Ein gewaltiger Schwarm von Fledermäusen, der mich regelrecht einkesselte. Ich hörte das Flattern der Flügel und schlug mit der Fackel in den Schwarm hinein, wobei ich einige von ihnen erwischte, so daß sie verschmorten und als Aschereste zu Boden fielen.
Die anderen verschwanden.
Ich konnte wieder Luft holen. Fledermäuse sind harmlos. Ich hatte mir leider den falschen Rastplatz ausgesucht.
Trotzdem blieb ich sitzen. Die Decke war frei, zurück würden sie kaum kommen, so daß mir die Gelegenheit blieb, mich noch einmal mit der Figur zu beschäftigen.
Ich dachte noch einmal von Beginn an. Durch sie war ich in die Vergangenheit gerutscht, ohne allerdings die Figur mitzunehmen.
Sie existierte noch in der Gegenwart, die für mich jetzt Zukunft war.
Aber auch in der Vergangenheit war sie vorhanden.
Im ersten Augenblick sah es so aus, als wäre sie zweimal vorhanden. Ein Irrtum, denn ich war auf sie getroffen, konnte sie aber in der Vergangenheit nicht mehr zerstören, denn sonst wäre sie in der Zukunft nicht mehr vorhanden gewesen.
Eigentlich ganz einfach.
Weil dem so war, wollte ich es auch mit meinem Kreuz probieren.
Vielleicht konnte dessen Magie es schaffen, Harun zum »Reden« zu bringen.
Das Kreuz mußte ran.
Ich holte es hervor und ließ es auf meiner offenen Handfläche liegen. Es hatte mir den Weg in die Vergangenheit geöffnet.
Was würde es jetzt erreichen?
Ich führte es behutsam an die Figur heran. Als ich nur noch eine Fingerbreite entfernt war, stellte ich fest, daß meine Hände zitterten.
Die Spannung ging auch an mir nicht vorbei. Meine Fackel hatte ich in einen Bodenspalt geklemmt. Ihr Licht umschmeichelte die Figur.
Deutlich sah ich ihr Gesicht. Licht und Schatten tanzten auf ihren Zügen, so daß ich das Gefühl hatte, sie würde zu einem Leben erwachen. Und irgendwie stimmte das
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