0393 - Diablitas Mörder-Gnome
Fluß nicht geschworen, die Förmlichkeiten zu lassen?«
»Das stimmt.«
»Dann bitte ich dich, mich normal anzusprechen.«
»Ich danke.« Er stand auf und verbeugte sich.
Diablita klatschte in die Hände. Sofort erschienen die beiden Zofen und warteten in ehrfurchtsvoller Haltung auf die Befehle ihrer Herrin. »Bringt Fleisch und Wein. Aber vom Besten!«
»Sehr wohl, edle Herrin.«
Sie gingen. Ihre langen Röcke schwangen, die hellblauen Hauben wippten auf dem Haar. Wohlgefällig schaute de Valois ihnen nach.
»Hübsche, kleine Täubchen, die beiden«, bemerkte er.
»Hübscher als ich?« fragte die Königin.
Da erhob sich de Valois, ging auf sie zu und küßte ihren rechten Handrücken. »Niemand ist schöner als du, Diablita.«
Sie lachte kehlig und laut. »Wie vielen Damen hast du das schon gesagt, mein lieber Hector?«
»Du bist die einzige.«
Sie streichelte seine Finger. »Ich habe nicht nur einen charmanten, auch einen eleganten Lügner vor mir.«
»Dem du verzeihst?«
»Alles!«
»Wirklich?«
Plötzlich zeigte sich wieder dieses bittersüße Lächeln auf ihren naturroten Lippen. »Fast alles, mein Lieber.«
Hector de Valois ging wieder zurück. Dabei hob er die Schultern.
»Das ist mein Pech. Deshalb bin ich noch nicht in den Stand der Ehe getreten. Ich brauche eben eine Frau, die mir alles verzeiht. Verstehst du?«
»Ja, mein edler Kavalier. Aber wir sind zu verwandt. Ich muß das gleiche haben. Deshalb werden wir wohl niemals so zusammenkommen, wie es die Kirche vorschreibt.«
»Sie ist veraltet.«
»Wem sagst du das, mein lieber Hector. Aber jetzt iß und trink. Der Wein ist gut, das Fleisch zart und würzig. Es wird dir sicherlich munden. Ich wünsche es dir.«
»Danke.«
Die beiden Zofen servierten. Einen großen Krug mit Wein stellten sie auf den Tisch und schenkten ein. Es waren kannenartige, hohe Glasbecher, durch deren Schliff der Rote wie Blut schimmerte.
»Ha, ha!« lachte de Valois. »Ein Burgunder. Das Köstlichste, was ich kenne.«
»Für dich nur das Beste!«
Sie prosteten einander zu, und anschließend aß der Mann von dem frisch gebratenen Fleisch. Dazu nahm er Brot. Hin und wieder wusch er seine fettigen Finger in einer mit Wasser und Zitronensaft gefüllten Schüssel.
Königin Diablita beobachtete ihn schweigend. Nichts in ihrem Gesicht verriet, was sie dachte, aber sie wußte, daß es die Nacht der großen Entscheidung wurde.
Wenn der zweite Kämpfer eintraf, den ihr das Orakel versprochen hatte.
Hector de Valois schleuderte den letzten, abgenagten Knochen zurück auf den Teller. »Es war gut, sehr gut.« Er wusch sich wieder die Hände, bekam ein frisches weißes Tuch, trocknete sich die Finger ab und leerte das kelchförmige Weinglas in einem langen Zug.
»Du hast dich nicht geändert«, sagte die Königin, bevor sie die beiden Zofen mit einer lasch wirkenden Handbewegung aufforderte, den Tisch abzuräumen.
Mit der Antwort ließ sich de Valois Zeit. Nach einer Weile meinte er, die Beine dabei übereinanderschlagend: »Essen, Trinken und Kämpfen. Das ist für einen Mann das Wahre.«
»Und die Frauen?«
»Kommen dazwischen.« Er lachte blitzend, aber die Königin wollte das Thema beschlossen wissen.
»Bis es zum Kampf kommt, wird noch Zeit vergehen«, erklärte sie.
»Wie lange dauert es?«
»Ich kann es dir nicht sagen. Vielleicht in dieser Nacht. Ja, ich bin mir sogar sicher.«
»Das Orakel?«
Sie nickte. »Es hat mir geweissagt, und es hat sich noch niemals geirrt. Das schwöre ich.«
De Valois schenkte Wein nach. »Nehmen wir mal an, du hast recht. Sind beide noch nicht da?«
»Der eine wartet.«
»Wie lautet sein Name?«
»Gerard Besancon.«
De Valois lachte. »Ich kenne ihn. Er ist gut, wirklich gut. Ich sah ihn auf Turnieren kämpfen. Es muß schon ein starker Mann kommen, wenn er ihn schlagen will.«
»Und das wird geschehen, Freund!«
»So? Wer ist es denn?«
Königin Diablita hob die Schultern. Sie trank einen Schluck Wein und »kaute« ihn genußvoll, bevor sie ihn runterschluckte. Ihre Schulter drückte sie gegen die Lehne des Stuhls. »Den Mann kenne ich noch nicht. Er ist ein Fremder, aber wenn ich ihn sehe, werde ich ihn auch für mich und meine Pläne gewinnen können.«
»Du gibst dich sehr sicher«, sagte de Valois.
»Das bin ich auch. Ich habe mich auf das Orakel verlassen. Es hat mich noch nie betrogen.«
De Valois schenkte nach und hob sein Glas. »Ich hoffe, daß es dich auch diesmal nicht verläßt.«
»Du wirst
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