0393 - Diablitas Mörder-Gnome
stand Aik, der die inzwischen gereinigte Klinge seiner Herrin festhielt.
So als wäre nichts geschehen, blieb sie sitzen, starrte nach vorn, lächelte hin und wieder und wurde doch ungeduldig, denn draußen war es bereits dunkel geworden.
Der Kampf sollte beginnen, aber es fehlten noch zwei wichtige Männer. Einmal war es der von ihr geladene Ehrengast, zum anderen der zweite Ritter, der den Kampf bestreiten sollte.
Sie hatte das Orakel befragt, und es war ihr geantwortet worden, daß ein Fremder herkommen würde. Ein Mann, den sie noch nie gesehen hatte und der einem fernen Land und einer fernen Zeit entstammte. Er würde in der Nacht des großen Kampfes eintreffen, aber noch hatten die Herolde und Boten ihn nicht gemeldet.
Sollte sich das Orakel geirrt haben? Daran wollte Diablita nicht glauben.
In ihrer Wut umklammerte sie die vergoldeten Lehnen des Throns mit festen Handgriffen, und in ihren Augen lag wieder der Ausdruck, der nach Gewalt gierte.
Draußen feierten die Menschen. Man sang Landsknechtslieder.
Zotige Strophen, begleitet von einer wilden Musik, die den Saiten-und Blasinstrumenten entlockt wurde.
Wann würden sie kommen?
Lärm vor dem Zelt schreckte die Königin aus ihren Gedanken.
Ohne einen Befehl bekommen zu haben, setzte sich Aik in Bewegung. Mit sicherem Griff zog er seine Axt. Man sagte ihm nach, daß er noch nie sein Ziel verfehlt hätte.
Zwei sonst vor dem Zelt stehende Wachen taumelten in das Innere. Ihre Gesichter waren durch Hiebe gezeichnet. Einer brach blutüberströmt zusammen und blieb jammernd liegen.
Die Königin beugte sich vor. Ihre Haltung war steif geworden.
Wer wagte es, auf eine so liederliche und dennoch mutige Art und Weise ihr Zelt zu betreten?
Aik huschte zur Seite. Man hörte ihn nicht, wenn er ging. Den rechten Arm hielt er halb hoch. Die Axt lag auf seiner flachen Hand, er war gewillt, sie auf den zu schleudern, der das Zelt durch sein Eintreten entweihte.
Schrilles Wiehern, vermischt mit einem wütend klingenden Schnauben, deutete an, daß es ein Reiter war, der herankam.
»Halt ein, Aik!«
Der Tatar hörte den Befehl und senkte den Arm. Die Königin wollte diesen Mann kennenlernen, der es wagte, sich ihr so zu nähern.
Und er ritt in das Zelt.
Stolz saß er im Sattel und hielt das Schwert mit der schmalen Klinge in der rechten Hand. Mit der anderen hielt er die Zügel des Schimmels fest. Seine langen, braunen Haare waren noch zerzaust von dem langen Ritt.
Dieser Mann brachte den Geruch von Abenteuer, Kampf und endloser Weite mit.
Die Königin kannte ihn. Sie erhob sich sogar, breitete die Arme aus und verzog das Gesicht zu einem Lächeln, bevor sie sagte:
»Willkommen bei mir, Hector de Valois…«
***
Der Mann blieb auf seinem Schimmel sitzen, als wäre er mit ihm verwachsen. Er hockte in keinem Sattel, nur eine Decke war über den Pferderücken gelegt worden.
Eine Rüstung trug er nicht, dafür eine dunkelrote Jacke mit breiten Schultern und einen goldenen Gürtel in der Mitte. Auf seinem Kopf saß eine flache Mütze. Ein Federbusch zierte sie. Er sah so verwegen aus, wie es der Mann war, dessen Gesicht die Sonnenstrahlen gebräunt hatten und in dem die Spuren harter Kämpfe zu sehen waren. Um sein Kinn wuchs ein grauer Knebelbart, der an seiner unteren Seite trotzig vorstand.
»Ich grüße dich, Königin Diablita«, sagte der Mann. Mit einer geschmeidigen Bewegung schwang er sich vom Pferderücken und warf Aik die Zügel zu. »Versorge das Tier gut. Höre ich Klagen, werde ich dich um einen Kopf kürzen!« Er lachte nach diesen Worten rauh und verwegen, während er langsam auf den Thron der Königin zuging und sein Blick die Gestalt der Frau wohlgefällig umfing.
Vor dem Thron blieb er stehen, nahm die Mütze ab, schwenkte sie und verbeugte sich gleichzeitig. »Ihr seid noch schöner geworden, edle Diablita.«
»Du Schmeichler.«
»Nein, ich schmeichle Euch nicht. Es stimmt, was ich sage. Ich hätte es auch anders aussprechen können.«
»Das glaube ich Euch, Hector de Valois.« Sie reichte ihm den Arm. »Kommt, setzen wir uns nieder.«
Galant hakte sich Hector bei der Königin ein und ließ sich zu einer Tafel führen, die an einer Zeltseite aufgebaut worden war. Er rückte ihr einen der vier Stühle zurecht und wartete so lange, bis die Königin Platz genommen hatte, bevor er sich ihr gegenüber setzte.
»Ich freue mich, daß ich endlich bei Euch sein kann. Ich…«
Diablita lächelte. »Hatten wir uns in der lauen Sommernacht am
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