0393 - Diablitas Mörder-Gnome
es noch einmal.
Diesmal jedoch griff ich sie nicht nur mit bloßen Händen an, denn wozu hatte ich mein Kreuz?
Ich holte es hervor und ließ es für einen Moment auf meinem Handteller liegen. Von den Ausmaßen her war es so groß wie meine Hand, und in ihm verbarg sich ein geheimnisvoller Zauber, den ich bisher in meinem Leben noch nicht hatte völlig aufklären können.
Da waren Zeichen verschwunden, andere wiederum standen so fest eingraviert, als sollten sie eine Ewigkeit überdauern.
Irgendwann jedoch würde es mir sicherlich gelingen, alle Zusammenhänge zu enträtseln.
Ich gab mir selbst einen innerlichen Befehl, mich von den abschweifenden Gedanken zu trennen, weil sie nicht zur Sache gehörten. Für mich zählte die Figur.
Das Drehen des Kopfes hatte nichts gebracht, konnte mir da mein Kreuz helfen?
Zumindest mußte ich einen Versuch starten und wollte beide Dinge zusammenbringen.
Mit der linken Hand umfaßte ich die Statue, in der rechten hielt ich das Kreuz und brachte es vorsichtig auf das Beutestück zu.
Weshalb ich plötzlich so aufgeregt war, wußte ich selbst nicht. Da stieg etwas von innen in mir hoch, das ich mit dem Gefühl Angst umschreiben konnte. Zunächst war es die reine Beklemmung, die sich von Sekunde zu Sekunde weiter ausbreitete und allmählich in die Höhe meines Herzens geriet.
Ich ging dagegen an, atmete tief durch und versuchte so, mich wieder unter Kontrolle zu bringen.
Es klappte auch.
Der leichte Schwindel verschwand, mir ging es wieder besser, und ich brachte beide Teile noch näher zusammen.
Das Kreuz reagierte zuerst. Es produzierte ein mattes Leuchten, und ich war mir plötzlich sicher, daß nicht alle Magie die Statue verlassen haben konnte.
Nicht nur das. Sie war noch voll vorhanden, denn als beide Gegenstände nur noch eine Fingerbreite voneinander trennte, begann die gesamte Umgebung plötzlich zu knistern. Es hörte sich an wie in einer Trafostation.
Ein völlig anormales, fremdes Bild entstand. Es kam mir vor wie ein Kolossalgemälde. So gewaltig und irgendwie auch unheimlich.
Ich sah Menschen, Reiter, Pferde und Zelte. So viele, daß sie praktisch eine Stadt bildeten.
Ich hörte Stimmen, Musik, Gelächter. Dies alles vereinigte sich zu einem wahren Wirrwarr, das, wie von einem Sturmwind getragen, gegen meine Ohren brandete.
Was tat sich da auf? Welche Abgründe erschlossen sich durch diese andere Magie?
Und wieder spürte ich die Angst.
Sie war so erdrückend und schrecklich, daß ich nicht mit ihr fertig wurde. Aus dem Innern drängte sie hervor, überschwemmte mein Bewußtsein, so daß ich sie als kreatürlich und tief aus dem Unterbewußtsein dringend bezeichnen wollte.
Irgend etwas geschah mit mir.
Fremde Kräfte hatten die Gewalt und die Kontrolle über mich bekommen. Ich sah zwar die Figur vor mir, und wenn es mir gelang, nach links zu schielen, auch den Würfel, nur war ich einfach nicht in der Lage, ihn anzufassen, auch wenn ich es gewollt hätte, denn meinen linken Arm konnte ich nicht mehr bewegen.
Er war wie gelähmt.
Und die Angst steigerte sich. Ich hatte das Gefühl, von ihr eingekesselt zu sein. Sie drängte sich von allen vier Seiten wie ein gewaltiger Druck immer näher, und die Bilder vor meinen Augen kristallisierten sich stärker hervor.
Die Szene überschwemmte mich.
Jetzt wäre es an der Zeit gewesen, sich zurückzuziehen. Diesen Vorsatz hatte ich auch, nur konnte ich ihn nicht in die Tat umsetzen, denn das andere Fremde war einfach stärker.
Magie streckte ihre Fühler aus. Mein Kreuz kam dagegen nicht an. Im Gegenteil, es schien den gesamten Vorgang noch intensiviert zu haben, und die Statue zerfloß vor meinen Augen zu einem gewaltigen silbernen Fleck, so daß ich ihn nicht mehr umfassen konnte und das Gefühl hatte, hineinzutauchen.
Eine andere Welt nahm mich auf.
Sie war einfach da, sie stieß zu. Sie hatte im Unsichtbaren gelauert, um in diesen Augenblicken wieder vorzustoßen. Der magische Strudel drehte sich immer schneller, so daß es mir nicht mehr gelang, ihm zu entgehen. Ich wurde direkt hineingerissen.
Daß sich meine Arme bewegten, merkte ich nicht. Es waren unkontrollierte Zuckungen, diktiert von der Angst. Ich griff ins Leere, aber gleichzeitig spürte ich den kühlen Wind, der mein Gesicht traf.
Den trockenen Staub, den er mit sich brachte, spürte ich auf den Lippen.
Trotz meiner Furcht wußte ich Bescheid.
Ich, John Sinclair, befand mich in einer anderen Welt oder einer anderen Zeit!
***
Trotz
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