0394 - Die Bestie erwacht
Uhr festhielt. Habylet nahm die Uhr in Empfang. Er untersuchte sie ein paar Minuten. Auf seinem Gesicht zeichneten sich Erstaunen und Ungläubigkeit ab.
„Können Sie etwas feststellen, Major?" fragte Welsmire ungeduldig.
Habylet nickte.
„Diese Uhr ist vor fünfhunderteinundzwanzig Jahren terranischer Zeitrechnung stehengeblieben", sagte er.
Rodeger und Welsmire warfen sich einen Blick zu.
„Sind Sie sicher?" fragte der zweite Wissenschaftler.
„Ich täusche mich nicht", sagte Habylet. „Diese Uhr blieb durch Gewalteinwirkung stehen. Das geschah vor fünfhunderteinundzwanzig Jahren."
Welsmire richtete sich auf und blickte sich um, als sehe er die toten Gurrads zum erstenmal.
„Das würde bedeuten, daß die Gurrads schon über fünfhundert Jahre tot sind", sagte Rodeger.
„Ohne Zweifel", bestätigte Habylet. „Die Katastrophe hat sich im Jahre neunzehnhundertsechzig zugetragen, zu einem Zeitpunkt also, da man auf der Erde vom Weltraumflug noch weit entfernt war."
Eine Weile schwiegen sie alle unter dem Eindruck eines unfaßlichen Geschehens. Die Weltraumkälte hatte diese toten Körper konserviert und über Jahrhunderte hinweg erhalten. Wer wollte nach 521 Jahren noch feststellen, wer für den Tod der Baramos und Gurrads verantwortlich war?
„Ich glaube, wir können die Suche abbrechen", sagte Dr. Welsmire. Der Schatten des Helms lag auf der oberen Hälfte seines Gesichts, so daß man nur seine Augen leuchten sah.
„Das Schiff wird sein Geheimnis nicht preisgeben", fügte der zweite Spezialist hinzu.
Habylet hielt die Uhr des Gurrads noch immer in der Hand. Jetzt rollte er die Spange. sorgfältig zusammen und schob das kleine Gerät in die Tasche.
„Wir sehen uns noch alle Schleusen an", entschied er. „Vielleicht finden wir dort etwas."
Später behauptete er, mit diesem Befehl einer seiner Ahnungen nachgegangen zu sein. Doch das war zu einem Zeitpunkt, da die gesamte Besatzung der SCENDALA den Entschluß des Kommandanten bereits verwünschte.
4.
Ein Schrei voller Entsetzen und Angst klang plötzlich aus Rodegers Helmlautsprecher und ließ ihn herumfahren. Habylet und er waren zu einer Schleuse unterwegs, um das Wrack zu verlassen. Der Major hatte die Männer in sechs Gruppen aufgeteilt, damit möglichst alle Schleusen untersucht werden konnten.
Dem Schrei folgte ein Schluchzen, als würde jemand nach Luft ringen.
„Hier spricht Habylet!" rief der Kommandant der SCENDALA in sein Helmsprechgerät. „Was ist passiert?"
Eine sich überschlagende Stimme sagte: „Ein Ungeheuer! In der Hangarschleuse!"
Rodegers Augen verengten sich. Er rannte los, ohne sich darum zu kümmern, ob Habylet ihm folgte.
„Das war Penslanders Stimme", sagte er.
„Penslander!" schrie Habylet. „Hören Sie mich? Sind Sie in Gefahr?"
„Nein", erwiderte der Sergeant stockend. „Das Ding scheint tot zu sein. Aber im ersten Augenblick dachte ich, daß es am Leben sei."
Habylet atmete erleichtert auf. „Wer ist bei Ihnen, Sergeant?"
„Korporal Alsucky, Sir."
„Wir kommen", sagte Habylet. „Lassen Sie alles unverändert."
Habylet befahl allen anderen Männern innerhalb des Wracks, ebenfalls zur Hangarschleuse zu kommen. Als der Kommandant zusammen mit Rodeger den Treffpunkt erreichte, hatten sich dort bereits ein paar Männer versammelt, die alle sehr erregt wirkten. Rodeger erblickte ein tropfenförmiges Beiboot, das startbereit vor der offenen Schleuse stand. Den eigentlichen Grund der allgemeinen Beunruhigung konnte er nicht sehen, weil die Raumfahrer einen Halbkreis gebildet hatten und Penslanders Entdeckung umstanden.
„Zur Seite!" befahl Habylet und schob sich an den Männern vorbei. Rodeger blieb dicht hinter ihm.
Dann sahen sie das Monstrum. Es lag ausgestreckt am Boden und hatte seine vier Arme eng an den Körper gepreßt.
„Ein Haluter!" sagte Habylet spontan.
„Nein", widersprach Rodeger., Das Biest ist einen halben Meter größer als ein Haluter. Sieh dir diese blaugrüne Hautfarbe an. So sieht kein Haluter aus."
„Dann ist es ein Zweitkonditionierter", mischte sich Dr. Welsmire ein.
Wieder schüttelte Rodeger den Kopf.
„Dieses Wesen trug niemals einen Symboflexpartner", sagte er und berührte mit dem Fuß den freien Nacken des fremden Giganten. „Es gehört nicht zu den Zweitkonditionierten. Es unterscheidet sich von ihnen in Größe, Hautfarbe und auch in seiner Bekleidung."
Habylet blickte den Ersten Offizier erstaunt an.
„Du bist sehr gefaßt", sagte er
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