0394 - Die Bestie erwacht
ablösen."
Capricornus warf einen scheuen Blick in den Laderaum und schluckte ein paarmal. Es war ihm deutlich anzumerken, daß er Rodegers Befehl nur ungern ausführen würde.
„Was haben Sie, Sarge?" fragte Rodeger unwillig. „Dieses Wesen ist tot. Wenn Sie hier wachen, dann in erster Linie deshalb, daß niemand unserem wertvollen Fund zu nahe kommt."
„Schon gut, Sir", sagte Capricornus hastig. „Es ist nur... man muß sich erst an den Anblick des Monstrums gewöhnen."
Rodeger unterdrückte ein Lächeln. Der Sergeant hatte recht. Die Bestie sah alles andere als vertrauenswürdig aus. Selbst im Tod wirkte sie gefährlich „Sie werden in den ersten Stunden nicht allein mit unserem Freund sein", tröstete Rodeger den Sergeanten. „Dr. Welsmire wird die tote Bestie bestimmt gründlich untersuchen wollen."
Rodeger war froh, daß er jetzt endlich seinen Kampfanzug ablegen konnte. Er war müde und hungrig.
Auf dem Weg zur Zentrale überlegte er, ob er sich in seiner Kabine heimlich ein Kotelett braten sollte.
Hoffentlich kam niemand an Bord auf die blödsinnige Idee, das ausgefallene Schlachtfest jetzt nachholen zu wollen.
Natürlich würde sich Floras Tod nicht verhindern lassen, aber die gute Sau sollte für Rodeger und Habylet allein sterben, ohne daß sich einhundertfünfzig nach Frischfleisch ausgehungerte Raumfahrer am Festschmaus beteiligten.
5.
Nach fünf Stunden Tiefschlaf fühlte sich Syn Rodeger ausgeruht und unternehmungslustig. Als er in die Zentrale kam, hatte Habylet bereits Leutnant Coffin abgelöst und wieder das Kommando übernommen. Rodeger wußte, daß der Major mit wenig Schlaf auskam.
„Lamely hat vor wenigen Augenblicken über Interkom angerufen und sich nach dir erkundigt", begrüßte Habylet den Ersten Offizier.
„Ausgerechnet Lamely!" brummte Rodeger, während sich sein Gesicht rötete. „Was wollte er von mir?"
„Er möchte den neuen Termin für das Schlachtfest erfahren", sagte Habylet und unterdrückte mit Mühe ein zufriedenes Lächeln.
„Dieser...", Rodeger verschluckte hastig das Schimpfwort, das einer Beleidigung des Hangaroffiziers gleichgekommen wäre.
„Hör auf zu jammern!" sagte Habylet. „Die Mannschaft weiß jetzt von den Schweinen und wird nicht eher ruhen, bis sie ihren Anteil bekommen hat."
„Schon gut", sagte Rodeger mürrisch. „Ich werde Lamely einen neuen Termin für das Schlachtfest nennen." Um den Kommandanten von diesem Thema abzulenken, fragte er: „Wie weit ist Dr. Welsmire bei seinen Untersuchungen gekommen?"
„Es haben sich einige sehr interessante Aspekte ergeben", sagte Habylet. „Du wirst staunen."
„Du siehst mich erwartungsvoll lauschen", sagte Rodeger.
Die tote Bestie hatte wahrscheinlich den Auftrag, etwa fünfhundert Gurrads aus der Großen Magellanschen Wolke zu entführen", begann der Major. „Wir wissen, daß sich unsere unbekannten Gegner in der Kleinen Magellanschen Wolke in erster Linie der Gurrads bedienen, wenn sie andere Körpergestalt annehmen. Die Gurrads an Bord des baramoschen Schiffes waren also dazu ausersehen, von den Fremden übernommen zu werden."
„Von Bestien", warf Rodeger ein.
„Das ist nicht sicher", fuhr Habylet fort. „Wir wissen nicht, ob die Pseudo-Gurrads, mit denen wir bisher zusammengestoßen sind, in Wirklichkeit Bestien waren. Der Verdacht, daß es so sein könnte, liegt natürlich nahe."
„Weiter", forderte Rodeger den Kommandanten auf. „Das ist doch sicher noch nicht alles."
Habylet sagte: „Irgendwie ist es den Gurrads gelungen, sich zu befreien, nachdem man sie an Bord des baramoschen Schiffes gebracht hatte. Sie waren es, die die Baramos töteten, die vor ihnen in die Zentrale geflüchtet waren."
Rodeger schnippte mit den Fingern.
„Daher die völlig unterschiedlichen Wunden bei Baramos und Gurrads", sagte er.
„Die Baramos führten den Transport durch", sagte Habylet. „Die Bestie nahm an dem Unternehmen nur als Aufpasser teil."
Rodeger lächelte ungläubig.
„Warum hat die Bestie den Tod der Baramos nicht verhindert?"
„Die gleiche Frage stellt sich Dr. Welsmire auch", sagte Habylet. „Logischerweise, so sagte sich der Wissenschaftler, muß die Bestie am Eingreifen gehindert worden sein. Und was könnte sie eher daran gehindert haben als eine tödliche Bedrohung?"
Rodeger schwieg. Er wartete, daß der Kommandant weitersprechen würde. Habylet erhob sich und trat an den Kartentisch, wo ein zylinderförmiger Glasbehälter stand. Rodeger, der dem Major
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