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0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

Titel: 0394 - Die Unheimliche vom Schandturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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heranfuhr, durch die Lücke drang und ihn packte. Pitter war ziemlich knochig, die meisten sagten dürr dazu, und so hatte er dieser neuen Bö nichts entgegenzusetzen. Sie warf ihn zurück. Er prallte genau gegen die zufallende Tür, bei der er noch mithalf, sie ins Schloß zu schmettern, wobei dieser Klang so laut durch den Schuppen dröhnte, als hätte jemand eine Muskete abgefeuert.
    Pitter duckte sich. So bot er dem Wind nicht zu viel Angriffsfläche.
    Den Hammer holte er zuerst. Ein schwerer Eisenklotz war an einem Holzstiel befestigt worden. Wer ihn schwingen wollte, mußte schon die nötigen Kräfte aufbringen.
    Die besaß Pitter.
    Man sah es seiner dürren Gestalt nicht an, aber er besaß eine bemerkenswerte Ausdauer, die er sich beim Schaufeln der Gräber geholt hatte. Der Totengräber war davon überzeugt, in den nächsten Tagen wieder mehr Gräber als gewöhnlich ausheben zu müssen, denn ein Orkan wie dieser kostete immer Opfer.
    Jetzt brauchte er nur den Balken. Durch das zusätzliche Gewicht des Hammers konnte er sich auch besser auf den Beinen halten.
    Nicht mehr jeder Windstoß warf ihn um. Er hatte die Augen zusammengekniffen, um sich vor dem hereingewehten Staub zu schützen.
    Plötzlich war alles anders geworden. Er hatte genau gesehen, daß sich die Lücke in der Wand verdunkelt hatte, und zwar nicht von einem Gegenstand, sondern von einer Gestalt. Pitter sah nicht viel von ihr, nur die untere Hälfte. Das reichte aus, um erkennen zu können, daß die Gestalt ein Mensch war und ein Totenhemd trug Es flatterte im Wind, warf Falten, wurde gegen die Beine geschleudert, dann wieder zurück und bewegte sich hektisch zur linken Seite hin, weil der Wind gedreht hatte und jetzt von rechts kam.
    Aus dem Saum des Kleides schauten zwei nackte Beine hervor.
    Keine Schuhe bedeckten die Füße, sie verschwanden im Schlamm des aufgeweichten Bodens und wurden von altem Laub umspielt, das der Wind heran- und auch wieder wegwehte.
    Welcher Mensch verirrte sich um diese Zeit und bei einem so wütenden Orkan schon auf den Friedhof?
    Niemand – aber war die Gestalt überhaupt ein Mensch? Der Totengräber beugte sich vor. Er hatte erkannt, daß die Beine nicht zu einem Mann gehörten. Es mußte eine Frau sein, die vor ihm stand, und ihr Fleisch sah aus wie weißer Marmor.
    Als wäre eine Tote aus dem Grab gestiegen…
    Selbst Pitter bekam bei dieser Schlußfolgerung eine Gänsehaut.
    Sie kroch den Rücken hinauf und setzte sich in seinem Nacken fest.
    Es war normalerweise nicht möglich, obwohl ihm ein Heilkundiger mal gesagt hatte, daß es so etwas geben würde. Aber da war er betrunken gewesen, und Pitter hatte über ihn nur gelacht.
    Jetzt war er sich nicht mehr sicher…
    Bevor er sich davon genauer überzeugen konnte, erklang in der Ferne ein seltsames Geräusch. Zu diesem unheimlich klingenden Heulen mußten sich Wölfe zusammengerottet haben, anders war es nicht zu erklären.
    Und doch gab es eine Erklärung.
    Inmitten des über der Stadt tobenden Sturmwirbels hatte sich eine Windhose gebildet, die sich mit rasender Geschwindigkeit voranbewegte und von keinem Hindernis aufgehalten werden konnte, da sie alles zur Seite spülte.
    Das Heulen kündigte sie an. Jetzt hätte ein Mensch noch flüchten können, aber der Totengräber blieb. Der Anblick der Beine hatte ihn irgendwie gelähmt. Er stand auf dem Fleck, konzentrierte sich auf das Heulen und vernahm zwischendurch das Knacken der Äste, die mitgerissen wurden, bevor die Windhose sogar Bäume entwurzelte.
    Sie jagte heran.
    Und das Haus des Totengräbers stand ihr genau im Weg.
    In den folgenden Augenblicken hatte der Mann das Gefühl, als würde die Zeit langsamer ablaufen. Er starrte durch die Lücke, sah das Chaos auf seinem Friedhof und schaute dann zu, wie die Beine vor seinen Augen verschwanden. Die Tote war einfach mitgerissen worden. Sie hatte das gleiche Schicksal erlitten, wie es dem alten Schuppen und dem Totengräber noch bevorstand.
    Das Krachen mischte sich in seinen entsetzten Schrei. Plötzlich war die Welt um ihn herum eine andere geworden. Die Windhose riß das Haus praktisch entzwei. Bretter, Latten, Dachsparren, Werkzeuge und auch der Mensch gerieten in Bewegung und vereinigten sich zu einem furiosen Wirbeln, dem Pitter aus eigener Kraft nicht entkommen, konnte.
    Er hatte den schweren Hammer nicht losgelassen. Zusammen mit diesem Werkzeug wurde er in die Höhe gewirbelt und gleichzeitig gedreht. Wo sich sonst die Decke befunden hatte,

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