0395 - Ich liebte eine Voodoo-Queen
da war plötzlich eine andere Person hinter ihr, die eine kurze Latte in der rechten Hand hielt und bereits ausgeholt hatte.
Ebenfalls eine Frau.
Shao!
Und sie schlug zu.
Obwohl sie selbst Schwierigkeiten hatte, sich auf den Beinen zu halten und während des Schlags auch nach vorn taumelte, schaffte sie den Treffer.
Die Latte streifte den Kopf nur. Sie rasierte durch die dunkle Lockenpracht, berührte auch noch das Ohr der Frau, wo sie ein Brennen hinterließ, und hämmerte anschließend auf die rechte Schulter der Moira Cargal.
Beide Frauen fielen übereinander.
Aber Moira hatte die Waffe und war brandgefährlich und unberechenbar in ihrem Haß.
Das wußte auch Suko.
Plötzlich jagte er los. Er hörte Moira noch schreien, aber zum Schuß ließ er sie nicht mehr kommen. Mit einem treffsicheren Schlag auf das rechte Handgelenk betäubte er den Arm, so daß der Frau die Beretta aus der Hand rutschte und von Suko aufgehoben werden konnte. Am Kragen ihres seidenen Mantels zog er die Frau in die Höhe, hielt sie fest und schlug noch einmal zu.
Dieser Treffer reichte.
Moira verdrehte die Augen und wurde bewußtlos. Suko ließ sie zu Boden gleiten, um Shao aufzuhelfen.
Die beiden fielen sich in die Arme und blieben auch in dieser Haltung zunächst stehen.
Ich verstand überhaupt nichts mehr. Wieso war Shao auf einmal erschienen? Und wo hatte sie vorher gewartet?
Suko klärte mich auf.
»Das war’s dann wohl«, sagte ich und hatte nur einen Wunsch. So richtig auszuschlafen.
***
Dieser Wunsch wurde mir auch erfüllt. Nur lag ich nicht in meinem eigenen Bett, sondern in einem fremden. Als ich die Augen aufschlug, war alles anders, zudem trug ich ein so komisches Nachtgewand, das mich schon an ein Leichenhemd erinnerte.
Dafür gab es nur eine Erklärung.
Man hatte mich in ein Krankenhaus gesteckt.
Und da lag ich auch, stierte die weiße Decke an und schaute einer krabbelnden Fliege zu. Ich fühlte mich zwar noch matt, aber wesentlich besser. Mein Körper schien das Gift inzwischen ausgeschieden zu haben. Sicherlich hatte man mich mit Gegenmitteln behandelt.
Eine Klingel befand sich in Reichweite. Ich drückte den Knopf, um die Schwester zu rufen, aber nicht sie erschien, sondern ein grinsender Suko, der eine kleine Tasche in der Hand hielt.
»Na, du Penner, ausgeschlafen?«
»Ja.«
»Es hat auch gereicht.«
»Wieso?«
Suko nahm auf der Bettkante Platz. »Du hast fast zwei Tage geschlafen!«
»Und ihr habt mich nicht geweckt?«
»Wozu? Wer schläft, der sündigt nicht. Obwohl man da bei dir nicht so sicher sein kann.«
»Erzähl nichts. Hol mir lieber meine Kleidung aus dem Schrank. Ich will hier verschwinden.«
»Das entscheidet der Arzt.«
»Mensch, mach keinen Mist! Wir hauen hier gemeinsam ab und werden uns in neue Fälle stürzen. Ich bin kein Kranker, ich fühle mich wie…« Meine Stimme versagte plötzlich.
»Na wie denn?« hörte ich Suko noch fragen.
»Was ist mit Moira?« Ich wechselte plötzlich das Thema.
»Sie sitzt.«
»Gut, dann kann ich…« Verdammt, was war nur los mit mir?
»Schlafen, John, du wirst schlafen. Einen Tag noch, dann ist die Sache überstanden…«
Die letzten Worte hatte ich schon nicht mehr gehört. Und ich nahm auch nicht wahr, daß mein Freund Suko lächelnd das Krankenzimmer verließ…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Paperback Nr. 73 501 »Voodoo-Land«
[2] Siehe John Sinclair Nr. 389 »Der Ghoul und seine Geishas«
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