0395 - Luzifers Paradies
war nichts zu sehen und nichts zu hören. Teri machte ein paar Schritte, blieb vor einem blühenden Strauch stehen und ging in die Hocke, um den Duft der Blüten direkt vor ihrem Gesicht in sich aufzunehmen. Sie genoß die Schönheit dieses riesigen Gartens, der ein kleines Paradies sein mußte.
Umweltverschmutzung, dicke Luft, saurer Regen, Industriequalm, Großstadtlärm, Tiefflieger… nichts davon gab es hier. Selbst Gryfs kleine Hütte auf Anglesey, an einem Bach mitten in natürlich erhaltener Landschaft gelegen, war hiermit nicht zu vergleichen.
Teri konnte sich vorstellen, in diesem Paradies glücklich leben zu können.
Warum blieb sie nicht ein wenig hier? Warum genoß sie nicht einfach, was sich ihr bot?
Sintram, der Zwerg, lief ihr doch nicht weg. Um den konnte sie sich immer noch kümmern, wenn sie dieser Landschaft überdrüssig geworden war.
Sie lachte leise.
Wer hätte das gedacht, daß hier in den Bergen Südtirols das Tor zu einer so fantastischen Welt lag? Und sie hatte dieses Tor gefunden!
Es war ein Refugium, in das sie immer wieder gern zurückkehren würde, um sich zu entspannen. Und ein wenig bedauerte sie, daß niemand hier war, mit dem sie diesen Genuß und dieses Glück, das sie empfand, teilen konnte. Sie lachte und tanzte nach einer einschmeichelnden Melodie, die von irgendwo her erklang, und sie fühlte sich von allen Sorgen befreit.
An den Grund, aus dem sie hierher gekommen war, dachte sie schon nicht mehr…
***
Rogier deNoe hatte Zamorra und Nicole samt Gepäck in Caldaro abgesetzt und sich in Richtung Norden verabschiedet. Munro staunte nicht schlecht über den unerwarteten Besuch.
»Sie nach Innsbruck zum Flughafen fahren? Bin ich des Wahnsinns?« protestierte er dann, als er Nicoles Vorschlag hörte. »Es geht doch auch weniger umständlich. Bozen ist zwar klein, aber Flugzeuge starten und landen dort auch!«
Zamorra grinste Nicole an. »So etwas solltest du als weitgereiste Weltenbummlerin eigentlich wissen«, schmunzelte er. »Aber nach Bozen können Sie uns bringen, Signor Rudolfo? Wenn nicht, wird’s auch mit dem Taxi gehen…«
»Die paar Kilometer verkrafte ich schon. Das scheint ja zur Zeit hier ein Stelldichein der Geisterjäger zu werden. Gestern erst habe ich ein Mädchen aus Ihrer Crew kennengelernt, Zamorra… diese Teri Rheken mit dem goldenen Haar. Himmel, ist das ein Prachtweiblein… direkt jugendgefährdend mit ihrem Aussehen. Man möchte direkt noch mal wieder zwanzig sein, bloß dafür wieder fünfzig Jahre Arbeit vor sich liegen haben, das ist auch nicht, mein Fall.«
»Teri war hier?« Zamorra hob verwundert die Brauen. »Die Welt ist doch klein!«
»Ja… drüben in Vigo hat sie sich einquartiert. Das ist hinter dem Karer Paß in der Wildnis. Sie hat da wohl einen Nachtmahr verjagt. Sije wohnt bei einem Bauern… na, wie heißt er noch gleich… Leitner. Eine meiner vielen Kneipenbekanntschaften.« Er grinste. »Kommen Sie mit ins Dorf hinunter?«
Nicole und Zamorra grinsten sich an. »Bierpatrouille?« Munros Angewohnheit war ihnen bekannt, seine freie Zeit damit zu verbringen, eine Gaststätte nach der anderen aufzusuchen, in jeder ein kleines Bier zu trinken und damit den Tag hinter sich zu bringen. Böse Zungen behaupteten, man könne einen Zeitplan aufstellen und ihn anhand dessen jederzeit auffinden. »Dabei gibt’s in der ganzen Gegend nur eine einzige Kneipe, in der das Bier richtig schön kalt ist…«
»Wenn Teri noch in der Gegend ist könnte man sich eigentlich mal treffen«, überlegte Nicole. »Mal in Erfahrung bringen, ob sie sich von damals wieder richtig erholt hat oder immer noch an dem zeitweiligen Verlust ihrer Druiden-Kraft laboriert…«
»Fragen wir doch mal bei ihrem Gastgeber nach. Signor Rudolfo, wissen Sie zufällig, wie man den erreichen kann?«
»Der steht garantiert im Telefonbuch. Vigo, Lukas Leitner… ein Telefon muß er haben, weil er Sie ja von zu Hause aus anrufen wollte und statt dessen dieses Teufelsmädel an die Strippe bekam…« Er kam ins Erzählen, was zu diesem Zusammentreffen geführt hatte.
»Na schön, rufen wir diesen Herrn Leitner mal an… und Sie beide können ja meinen Wagen nehmen und ’rüber fahren… ich selbst habe kein besonderes Interesse, nach Vigo zu fahren. Den Weg werden Sie schon finden…«
»Ein Mietwagen reicht auch«, erwiderte Nicole. »Wir wollen Sie nicht überbeanspruchen, Signor Rudolfo. Wenn ich den Wagen in einer Serpentine gegen die Felswand rutschen lasse, ist
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