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0395 - Luzifers Paradies

0395 - Luzifers Paradies

Titel: 0395 - Luzifers Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ruck. »Gestern, als Anton mich zurückbrachte… nein, heute nacht. Als ich diesen Raben sah… da hatte ich auch das Gefühl, von jemandem angestarrt zu werden. Aber ich schob es auf Anton… oder auf die Vögel… Merkwürdig ist es ja schon, was alles so zusammentrifft.«
    Sie hob die Hand und begann an den Fingern abzuzählen. »Der Nachtmahr, der mir Alpträume schickte… dann die Raben, die seit langer Zeit plötzlich wieder hier auftauchen… die Tatsache, daß sie sich bei Nacht zeigen… und dieses Gefühl, beobachtet zu werden. Und jetzt Ihre Behauptung. Bergsteiger in der Wand gesehen zu haben…«
    Teri lächelte. »Eigentlich braucht man einen gehörigen Schuß Fantasie dazu, das alles in Zusammenhang miteinander zu bringen«, sagte sie.
    »Haben Sie diese Fantasie nicht, Teri? Sehen Sie nicht, daß etwas Ungewöhnliches geschieht? Ich habe vorhin, als Sie weg waren, noch einmal mit Vater gesprochen, ehe er zur Arbeit hinaus fuhr. Er beginnt sich auch seine Gedanken zu machen, nachdem er vorher skeptisch wirkte. Vor allem die Raben haben etwas zu bedeuten. Sie sind Unheilsboten. Und Ihre Beobachtung am Rosengarten… Teri, wissen Sie, daß die Raben Dietleib den Tod verkündeten, als er gegen Laurin kämpfte?«
    »Ich kenne die Sage nur in sehr groben Zügen«, gestand Teri. »Aber als Unheilboten sind diese Vögel überall bekannt… und manchmal als Beobachter…«
    Hugin und Munin, Odins Raben! Aber beide Sagenkreise paßten nicht zueinander.
    »Trinken wir ein Glas Wein und plaudern wir über Laurin und Dietrich von Bern«, schlug Sibylle vor. »Und vergessen wir das formelle ›Sie‹, ja?«
    Teri lächelte. »Einverstanden…«
    Und dann lauschte sie.
    Dietrich von Bern, der große Held, hatte geglaubt, alle Abenteuer bestanden zu haben. Keine Gefahr gäbe es mehr für ihn, keinen Kampf, in dem er sich einem überlegenen Gegner stellen könne, weil es keine überlegenen Kämpfer mehr gäbe. Hildebrand, sein alter Waffenmeister und Berater, dämpfte seine heldische Überheblichkeit und machte ihn auf den Zwergenkönig Laurin aufmerksam, der hier in den Bergen nahe Bozen seinen Rosengarten besitze. Wer diesen unbefugt betrete, müsse ein grausiges Pfand hinterlegen - die linke Hand und den rechten Fuß. Dietrich und Wittich brachen auf, ließen ihre Pferde in Laurins Garten trampein, zerstörten die Blumenpracht und riefen damit Zwerg Laurin auf den Plan, der über den Vandalismus in seinem gehegten und pepflegten Garten zu Recht erbost war. Die Helden kämpften gegen ihn, unterlagen zunächst, doch Hildebrand gab Dietrich die entsprechenden Ratschläge, so daß der Berner den Zwergenkönig austricksen konnte und ihn seiner Zaubermittel beraubte. Laurin wurde besiegt und mußte dem Berner Treue und Freundschaft schwören. Er lud ihn in seine Felsenhöhle ein. Dort kam es abermals zum Verrat und zum Kampf, und abermals unterlag Laurin, obgleich er seine Freunde, die Riesen, zu Hilfe rief.
    Teri schüttelte den Kopf. »Eine seltsame Kriegerverherrlichung. Zwei, drei Kämpfer gegen Verrat, Zauber und Riesen?«
    »Die Geschichte erzählt noch mehr«, verriet Sibylle, die mit ihrer Kurzfassung der Sage selbst nicht so recht zufrieden war. »Laurin hatte eine Jungfrau entführen lassen, Kühnhilde, die Schwester von Dietrichs Waffengefährten Dietleib. Es stellte sich heraus, daß Laurin das Mädchen liebte und bei sich behalten wollte, aber Dietleib wollte ihre Rückkehr erzwingen. Er ging mit Dietrich, Wittich und Hildebrand zu Laurin in den hohlen Berg, kämpfte mit ihnen, und Kühnhilde, die sich zwar in Laurins Höhlen frei bewegen, sie aber nicht verlassen konnte, verriet unseren Helden ein paar Tricks und gab ihnen Zaubermittel, mit denen sie die unsichtbar kämpfenden Zwerge aus Laurins Volk erkennen konnten. Sie folgte ihnen dann in die Freiheit, und auch Laurin wurde gezwungen, Dietrich zunächst zu folgen. Er übergab die Regentschaft an einen seiner Mitzwerge und folgte Dietrich nach Bern. Die Geschichte geht noch weiter, weil dieser Regent, Sintram, weitere Zwergenvölker zu Hilfe rief und sie gegen Bern ziehen ließ, um Dietrich dort zu belagern und Rache zu fordern… ein kriegerisches Zwergenvolk aus dem Balkan kam herüber und half ihm, aber irgendwie hat man sich dann gütlich geeinigt…«
    »Sintram?« fragte Teri, die bei der Erwähnung des Zwergennamens gestutzt hatte. »Hattest du Sintram gesagt, Sibylle?«
    »Ja… das war Laurins Stellvertreter… ist etwas? Du bist so blaß

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