0395 - Menschenschmuggel in Manhattan
Mann, der bewegungslos am Boden lag.
***
In dem Moment schoss ein schwarzer Schatten auf mich zu. Das Keuchen schwoll zu einem heiseren Schrei an.
Ich warf mich zurück. Der Schatten folgte mir mit teuflischer Gewandtheit. Ich erkannte, dass es ein riesiger Wolfshund war. Schwarz und zottig. Seine Rippen zeichneten sich über seinem ausgehungerten Körper ab, und seine Augen funkelten dunkelrot. Er bellte nicht, immer wieder stieß er die gleichen keuchenden Laute aus und sprang mich an. Ich schlug ihn zweimal zurück, es schien ihn nur noch wilder zu machen. Ich merkte, dass er dressiert war, an die Kehle zu gehen, und ich merkte auch, dass er auf meine Rufe nicht ansprach.
»Jerry, Vorsicht!«, brüllte dicht an meinem Ohr die Stimme von Phil. In seiner Hand blitzte eine Pistole. Aber ich konnte nicht von dem Hund loskommen, immer wieder sprang er hoch. Ich spürte, wie seine Zähne einmal kurz in meinen Unterarm eindrangen, er ließ aber sofort wieder los, um nach meinem Hals zu schnappen.
Ich sprang zurück, riss Phil die Pistole aus der Hand und feuerte zweimal kurz hintereinander.
Der Hund schien mitten im Sprung zu erstarren, dann sank er leblos zusammen.
»Das war knapp!«, sagte Phil, als ich ihm seine Pistole zurückgab.
Wir hasteten in den Büroraum.
Der Mann, der bewegungslos am Boden lag, war Hyram Waverly, der Mann, dem wir bis hierher nachgefahren waren.
Er war tot.
Eine Revolverkugel hatte ihn aus nächster Nähe getroffen und ihm den Kopf zerschmettert.
Ich war noch etwas außer Atem, der Kampf mit dem Hund hatte Kraft gekostet. Bestürzt sah ich auf den Toten.
»Der Hund gehörte Waverly. Er ist bei seinem Herrn geblieben, weil er instinktiv fühlte, dass der sich selbst nicht mehr helfen konnte«, sagte ich.
»Waverly hatte vor irgendjemand Angst. Er hat den Hund darauf dressiert, sein Leben zu verteidigen, aber der Mörder war schneller.«
»Wenn der Hund uns nicht aufgehalten hätte, hätte er uns vielleicht zu dem Mörder seines Herrn führen können«, ergänzte Phil.
»Vielleicht dachte der Hund, den Mörder vor sich zu haben«, sagte ich.
Ich sah Phil an. Dann hob ich meinen Arm und roch an dem zerfetzten Stoff.
»Ich rieche nach Benzin, und wie!«, sagte ich. Phil schnupperte auch an seinem Anzug. Er nickte.
»Genau. Das muss vorhin bei dem Unfall passiert sein. Wahrscheinlich ist der Tank ausgelaufen.«
»Und zwar nicht unser Tank, sondern der Tank des dunklen Wagens, der uns gerammt hat. Vermutlich hatte er seinen Reservekanister außen befestigt. Wie bei den alten Wagen.«
»Das bedeutet, dass der oder die Mörder genauso gerochen haben wie wir, und deshalb hat der Hund uns angefallen.«
»Well, das bedeutet, dass Waverly die ganze Zeit nicht vor uns, sondern vor dem anderen Wagen geflohen ist. Der andere war hinter ihm her. Wir kamen dem Unbekannten in die Quere, also wurden wir gerammt und aufgehalten.«
Wir begannen den Schreibtisch in Waverlys Büro zu untersuchen. In dem Moment ertönte vorn an dem Tor ein Hupzeichen. Es waren unsere Kollegen. Phil winkte sie herein.
Sie machten sich an die Arbeit, während ich mich in Waverlys Geschäftspapiere vertiefte.
Es waren zum größten Teil Quittungen über kleinere Beträge, Bestellungen und Rechnungen.
Ich blätterte die Kalender durch. Dabei fiel mir etwas auf. Zwischen dem 4. April und dem 8. Juni gab es keine einzige Eintragung.
Vielleicht war das ein Hinweis.
Während unsere Kollegen noch das ganze Haus und den Lagerhof nach Spuren absuchten, telefonierte ich mit dem FBI.
Ich kurbelte die Fahndung nach dem schwarzen Auto an, und dann ließ ich alles über Hyram Waverly heraussuchen.
Als ich eingehängt hatte, rief mich Phil aus einem Nebenraum. Ich ging hinüber. Anscheinend hatte Waverly hier gewohnt. In dem kleinen Zimmer stand ein Kohleofen, eine schmale Couch, ein winziger Kühlschrank, eine elektrische Kochplatte, ein Radio und ein Bücherregal. Phil hatte schon alles durchsucht.
»Nichts, aber auch gar nichts. Keine Telefonnummern, keine Namen, keine Frau, nichts. Als ob jemand alles entfernt hätte.«
Irgendetwas passte nicht in mein Konzept, Ich hatte Waverly als Mittelsmann zwischen dem Auftraggeber und Cass und Ed angesehen, oder als Mitglied einer Bande. Dann aber hätte er Geld haben müssen, dann hätte seine Wohnung mehr nach Wohlstand aussehen müssen.
***
Die Kollegen waren fertig, und wir fuhren ins FBI-Gebäude. Zuerst ging ich in die Fahndungsabteilung und ließ nach der Wagennummer
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