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0395 - Menschenschmuggel in Manhattan

0395 - Menschenschmuggel in Manhattan

Titel: 0395 - Menschenschmuggel in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Menschenschmuggel in Manhattan
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alte Teil wurde fast vollkommen von einem Kaufhaus eingenommen, unten waren ein Tabakladen und ein Drugstore.
    Wir fuhren einmal um das Gebäude herum, bis wir das schmale Schild sahen:
    Parkplatz für Besucher der O. I. A. Herzlich Willkommen
    »Freundliche Leute hier!«, grinste ich und fuhr langsam durch das schwere Stahltor, das durch ein magisches Auge geöffnet wurde. Der Platz war nicht sehr groß. An der Mauer entlang waren die Plätze mit gelben Linien eingefasst und mit Ketten vom übrigen Platz abgegrenzt. An jedem Rechteck hing ein gelbes Schild mit einer Autonummer.
    Auf der zweiten Seite war es genauso. Eine Reihe blieb nur für Besucher frei, dann erhob sich schon wieder ein neuer Wolkenkratzer.
    Der junge Mann, der uns entgegenkam, winkte uns gelassen auf den freien Platz und kassierte dann lächelnd einen halben Dollar.
    Wir gingen über den Hof zu einem Fahrstuhl, der an der Außenfassade hochfuhr.
    »O. I. A.«, sagte ich zu dem Liftboy. Er nickte und unser Glaskasten surrte hoch. Allmählich kamen wir über die anderen Dächer hinaus und hatten einen weiten Rundblick über das Hell Gate und den East River.
    Der Liftboy bemerkte unseren Blick und sagte mit einer Stimme, die so ölig war wie eine ganze Dose mit Sardinen: »Ein wunderbarer Blick. Unsere Angestellten, unsere Gäste und unsere Kinder genießen jede Fahrt. Sie bekommen eine ganz neue Sicht…«
    »Kinder?«, unterbrach ich ihn.
    »Die uns anvertrauten Menschen, ganz recht. Unser Mister Paulding nennt sie seine Kinder. Er ist sehr gütig. Seine Aufgabe…«
    »Ist Mister Paulding der Chef?«, fragte ich und unterbrach wieder seine schöne Rede.
    »Ja. Mister Christobal Paulding ist der Gründer unserer Organisation. Er hat ihr sein Leben geweiht. Und ich bin stolz, für ihn arbeiten zu dürfen.«
    »Klar, das nimmt Ihnen auch keiner«, antwortete ich todernst.
    Er war etwa 25 Jahre alt, schlotterte klapperdürr in seiner dunkelblauen Liftuniform und hatte strähniges blondes Haar, das wie Schnittlauch unter seiner Kappe hervorhing. Er trug eine randlose Brille mit sehr starken Gläsern, und seinem knochigen Gesicht nach hatte er lange nichts mehr gegessen.
    »Mister Paulding zahlt wohl nicht besonders?«, fragte ich, weil ich den Ausblick allmählich kannte.
    Der Boy sah mich verwundert an.
    »Geld ist nicht das Wichtigste«, sagte er im Brustton der Überzeugung.
    »Allerdings nicht. Wie heißen Sie?«
    »Perry Slope ist mein Name. Ich bin nur ein bescheidenes Rädchen am Wagen…«
    Zu unserem Glück hielt der Lift endlich. Wir stiegen aus. Nach rechts und nach links gingen breite Plattformen weg, die wie Galerien um das ganze Gebäude liefen. Wir waren im 22. Stockwerk.
    ***
    Ein blank geputztes Messingschild mit dunkelblauen Buchstaben zeigte uns den Weg zur O. I. A.
    Eine breite Treppe führte von der Galerie hinein in das eigentliche Gebäude. Ein breiter Lichthof mit ungefähr zwölf Türen lag dahinter.
    Der ganze Raum war mit schneeweißem Leinen tapeziert, und überall an den Wänden hingen alte Stiche vom New York der Gründerzeit, das damals noch New Amsterdam hieß. Zwei blaue Leinenbänke standen leer an den Wänden. Es gab zwei silberne Aschenbecher und ein Schild:
    Rauche nur, wenn du es mit wirklich gutem Gewissen tun kannst.
    Natürlich war nicht einmal ein Aschekrümelchen in den Silberschalen zu sehen.
    In dem Moment ging eine der hellen Türen auf und eine junge Dame kam heraus.
    »Sie heißen?«, fragte sie und taxierte uns mit einem Blick. Sie war groß, sehr schlicht, aber teuer gekleidet und wirkte wie eine Sportlerin. Ihre Augen glitten blitzschnell über unsere Anzüge, unsere Schuhe und - wie ich mir einbildete - auch über die Ausbuchtungen an unseren Jacketts, die unsere Schulterhalfter verbargen.
    »Mein Name ist Cotton, das ist mein Kollege Phil Decker, und wer sind Sie?«, sagte ich.
    Einen Moment schwieg sie verblüfft, aber dann lächelte sie nachsichtig: »Ich heiße Anet Sheridan. Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Wir suchen einen jungen Mann, dessen Namen wir nicht kennen. Vielleicht können Sie uns helfen?«
    »Einen jungen Mann?«
    »Ich nehme an, er ist Puerto Ricaner.« Ich nahm das Foto des Ermordeten heraus und zeigte es ihr.
    Sie sah sich das Bild lange und sorgfältig an. Dann hob sie den Kopf. Ihre Stimme bebte etwas, als sie sagte: »Dieser Mann… ich meine das Foto sieht so aus, als zeigte es einen Toten.«
    »Sie haben eine scharfe Beobachtungsgabe«, sagte ich, denn man konnte

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