0398 - Die Töchter von Atlantis
zuckten, aber sie weinte nicht und strich nur fahrig über ihre Wangen.
Ich versuchte derweil, die Ausmaße der Insel abzuschätzen. Sehr groß war dieses Eiland nicht. Zudem ziemlich flach und kaum bewachsen, sah man von einigen dunklen Felsen ab oder dem zähen Hügelgras, das sich gegen die Unbilden der Natur anstemmte.
Hingekommen waren wir. Stellte sich die berechtigte Frage, wie wir wieder wegkamen, und da wusste ich mir auch keinen Rat. Zum Glück erkundigte sich Isabell auch nichtdanach, sodass ich meinen eigenen Gedanken nachgehen konnte.
Eine fremde Magie hatte uns auf dieses Eiland transportiert. Ich wusste aus Erfahrung, dass auch bei dämonischen Kräften nichts ohne Grund geschah. Deshalb konnte ich davon ausgehen, dass auch die andere Seite ein Motiv haben musste, nur konnte ich keines herausfinden. Aber es hing sicherlich mit dem Parfüm Dark Mystery zusammen und mit dem Begriff, den mir dieser geheimnisvolle Henker genannt hatte.
Die Nixen von Atlantis!
Nixen – Meer – Insel! Drei Begriffe, die irgendwie zusammen passten, denn Nixen waren Wesen, die man als Zwitter bezeichnen konnte. Frauen mit Fischkörpern und Schwänzen anstatt Beinen.
Wesen, die zudem menschliche Gesichter hatten, aber von der Hüfte ab den Bewohnern des Wassers glichen.
Sagen und Märchen hatten sich mit diesen geheimnisvollen Zwittern beschäftigt. Ich selbst wusste nicht, ob es sie gab oder sie nur eine Erfindung waren, aber der Henker hatte von ihnen gesprochen, und so konnte ich damit rechnen, dass irgendwann aus dem Meer eine Nixe steigen würde. Das wäre ja ein Hammer gewesen.
Zudem sollten sie aus Atlantis stammen.
In Atlantis hatte man über Götter, Dämonen und Ungeheuer geschrieben. Man lebte mit der schwarzen und der weißen Magie. Es gab eine Welt der Fantasy, der Magie und auch des geheimen Wissens, von dem wir Menschen leider in der heutigen Zeit so gut wie nichts wussten.
Ich blickte dorthin, wo sich die beiden anderen Mädchen aufhielten, und erkannte die gebogene und nach innen gerichtete Linie des Strandes, sodass er eine Bucht bildete. An dieser Stelle wirkte die Insel so, als hätte jemand ein Stück von ihr abgeschnitten.
Sina und Laura hockten nicht mehr im Sand. Sie waren aufgestanden, hatten sich die Beine vertreten und schauten auf das Meer, das als eine dunkle, unendlich scheinende Flächevor ihnen lag, wobei hin und wieder schaumige Wellenkämme gegeneinander liefen und das Wasser spritzen ließen. Dann sah es aus, als würde Lichtschein darauf fallen und einen hellen Schleier auf die Fläche legen.
Es war Sina, die uns anrief. »Habt ihr etwas herausgefunden?«
Sie musste sehr laut schreien, um überhaupt verstanden zu werden. Ich gab die Antwort. »Wir kommen zu euch.«
»Gut.«
»Mehr sagen Sie nicht?« fragte mich Isabell.
»Was soll ich noch hinzufügen?«
Sie lachte bitter. »Dass wir uns auf einer Insel befinden, ist Ihnen wohl auf den Magen geschlagen – oder?«
»In der Tat.«
»Aber runter müssen wir wieder.«
Ich verzog die Lippen. Da hatte sie Recht. Nur würden wir es aus eigener Kraft kaum schaffen, und ich war mir sicher, dass der eigentliche Fall erst noch begann.
Die Insel konnte auch zu einer tödlichen Falle werden. Schließlich existierte der geheimnisvolle Henker ebenso wie seine drei Sensen, deren Klingen mir wahre Schauer der Furcht über den Rücken gejagt hatten. Als ich gehen wollte, hielt mich Isabells Stimme noch einmal auf. »Wissen Sie was, John?«
»Nein.«
»Ich kann einfach nicht daran glauben, dass Sie nur der harmlose Vertreter dieser Parfümfirma sind. Irgendwie haben Sie uns etwas verschwiegen, uns einen Bären aufgebunden, belogen.«
Sie wollte eine Antwort und blickte mich auffordernd an. »Ja, da können Sie Recht haben. Das mit der Parfümfirma habe ich nur als einen Einstieg benutzt.«
»Wer sind Sie wirklich?«
»Ich werde es Ihnen sagen, wenn wir wieder bei den anderen sind.«
Isabell nickte. »Okay, Sinclair, wer immer Sie sein mögen, bilden Sie sich nur keine Schwachheiten ein. Auch drei Frauen bilden eine gewisse Stärke.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wir werden uns von Ihnen nicht über den Löffel barbieren lassen.«
Ich lächelte. »Was haben Sie gegen mich.«
Sie strich über ihr glattes Haar. »Im Prinzip nichts. Ich mag Sie nur nicht. Sie sind nicht mein Typ.«
»Das kann ich verstehen. Ich kann Ihnen nur verraten, dass ich eben nicht zur Branche gehöre.«
»Man sieht es.« Mit dieser knappen Antwort war für
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