0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans

halb neun Uhr abends. Um halb elf gestern abend sind Sie gekommen.«
    »Himmel!« rief ich und fuhr in die Höhe. »Was wird bloß Phil dazu sagen, wenn ich ihn die ganze Arbeit allein machen lasse.«
    »Er hat sich genug Sorgen um Sie gemacht, Jerry. Genau wie wir alle. Ihr Wagen mit dem von Messerstichen zerfetzten Jackett wurde drüben in Newark aufgefunden. Sie können sich vorstellen, daß wir einen aufregenden Tag hinter uns haben.«
    »Aber warum hat denn…?« fragte ich und sah den Arzt an.
    »Wie denn?« fiel er mir ins Wort. »Sie hatten keinerlei Papiere bei sich, und sprechen konnten Sie nicht mehr. Wen sollten wir schon benachrichtigen? Ich wollte Sie einfach ausschlafen lassen. Dann häten wir ja von Ihnen selbst erfahren, wer Sie sind.«
    »Jedenfalls bin ich sehr froh, daß wir Sie gefunden haben, Jerry«, sagte Mr. High und klopfte mir zaghaft auf die Schulter. »Wie lange wird er noch das Bett hüten müssen, Doktor?«
    »Ich sehe keinen Grund, warum er es überhaupt noch tun sollte, Sir. Die Verletzungen sahen schlimmer aus, als sie waren. Fleischwunden und Blutverlust, den so ein gesunder Körper von allein wieder ausgleicht. Ein bißchen Schonung natürlich und die richtige, bei der Blutbildung nützliche Ernährung, das genügt meiner Meinung nach.«
    »Wo ist meine Hose?« fragte ich kategorisch.
    »Die können Sie nicht mehr anziehen«, erklärte Stupsnäschen.
    »Waren wenigstens meine Schlüssel noch in der Hosentasche?«
    Sie zog die Schublade des Schränkchens auf und legte wortlos den Schlüsselbund auf die Glasplatte. Ich sah den Chef nur stumm an. Vielleicht tat ich es ein bißchen ungeduldig, denn er lachte. Und es schien ein recht befreiendes Lachen zu sein.
    »Okay, Jerry! Okay. Ich schicke sofort einen Wagen zu Ihrer Wohnung und lasse Ihnen alles holen, was Sie brauchen. Vielleicht können Sie hier inzwischen etwas für Ihren Hunger bekommen? Ich fürchte, in unserer Kantine wird am Sonnabend nicht viel Eßbares zu haben sein.«
    »Ich werde ihm etwas Kräftiges bringen«, erklärte die hübsche Besitzerin der sieben kleinen Sommersprossen. »Diät ist doch nicht vorgeschrieben?«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. Ich streckte mich im Bett aus.
    »Sagen Sie dem Kollegen, der zu meiner Wohnung fährt, er soll sich Zeit nehmen, Chef. Wenn ich es mir recht überlege, bin ich doch noch recht schwach. Ich fürchte, die Schwester wird mich füttern müssen.«
    Sie war schon auf der Schwelle. Aber sie drehte sich noch einmal um. Und sie zog ihr Näschen kraus.
    »Das könnte Ihnen so passen«, sagte sie.
    Und sie tat es wirklich nicht.
    ***
    Phil stellte den schwarzen Koffer auf den Buick und schloß die beiden Schnappschlösser auf. Polizeichef Snyder stand schweigend neben ihm und sah zu. Phil hob den Deckel ab, in dem die Verstärkeranlage saß, und schob ihre beiden Bananenstecker in die dafür vorgesehen Buchsen. Er zog die lange Antenne auseinander und schraubte sie mit zwei Drehungen in ihre Halterung. Schließlich bog er die Halteklemmen zur Seite und nahm das Mikrophon heraus, dessen Anschlußbuchse er an der vorgesehenen Stelle einschob. Als er den Kippschalter für die Inbetriebnahme des Gerätes drückte, schlug der Zeiger auf der Drittelkreisskala bis zum Anschlag aus, ein Zeichen, daß die Batterie voll aufgeladen war. Als er zwei weitere Schalter umgelegt hatte, drang bald darauf ein schwaches atmosphärisches Rauschen und Knistern aus dem Lautsprecher im Kofferdeckel. Phil nahm das Mikrophon in die Hand, drückte die Sprechtaste und sagte deutlich:
    »Hier ist Decker auf Apparat QW-fünf-eins-eins. Ich wiederhole: Decker auf QW-fünf-eins-eins ruft Leitstelle FBI New York. Bitte melden!«
    Die Antwort kam umgehend aus dem Lautsprecher. Zunächst war die Stimme etwas leise, aber Phil brauchte nur den Knopf für die Regulierung der Lautstärke ein wenig zu drehen, um es sofort auszugleichen.
    »Leitstelle. Hier spricht Walter Reads. Hallo, Phil! Was tut sich auf dem Lande? Wird die Butter dieses Jahr ein bißchen billiger?«
    »Ich hatte noch keine Zeit, die für dich wichtigsten Probleme zu studieren, Walter. Was gibt es bei euch? Neuigkeiten?«
    »In Hülle und Fülle. Weißt du, daß außer Jerry auch noch auf drei andere Leute ganz ähnliche Überfälle ausgeführt wurden?«
    »Auf den Bundesanwalt Baldwin, Bundesrichter Douglas und einen Mann, der mal Sprecher der Geschworenen war, ja. Der Chef erzählte es mir heute mittag.«
    »Nun, inzwischen fanden wir die Fährte der