0399 - Merlin erwacht
Pedro.
Wahrhaft eine gewaltige Streitmacht, dachte sie bitter.
»Was jetzt?« fragte Kalmauc, während er sich daran machte, Jacáos Arm oberhalb der Wunde abzubinden, damit die Blutung aufhörte. »Jetzt sind wir wieder so weit wie vorher. Wir sitzen hier drin, können nicht hinaus. Und draußen sind die Bestien.«
Nicole betrachtete den Dhyarra-Kristall, dessen kaltes blauweißes Feuer wieder erloschen war.
»Ich brauche ein paar Minuten Zeit«, sagte sie. »Nur ein paar Minuten. Laßt mich in Ruhe.«
»Was haben Sie vor, Nicole?« wollte Kalmauc wissen.
»Sie sollen mich in Ruhe lassen!« schrie sie ihn an. »Nicht ansprechen, nicht stören!«
Sie mußte sich auf ihr Vorhaben konzentrieren.
Eben, als sie die Barriere errichtete, war alles zu schnell und zu hektisch gegangen. Die Bedrohung war zu unmittelbar gewesen.
Aber jetzt war die Tür geschlossen. Sie konnte sich etwas mehr Zeit nehmen.
Sie mußte versuchen, die jenseits der Tür tobenden Bestien auszulöschen.
Darauf wollte sie sich konzentrieren. Sie mußte eine Art magisches Kraftfeld errichten, das dann blitzschnell zuschlug und die Gnome tötete.
Mit etwas Glück war danach auch die Gefahr für Zamorra vorbei, und sie konnte das Amulett zurückholen. Es war ärgerlich, daß es sich nur holen ließ, nicht aber aussenden. Denn dann wäre es dem jeweiligen Benutzer leicht gefallen, es dem anderen zuzusenden, sobald er es nicht mehr brauchte. Jetzt mußte gerätselt werden.
Nicole schloß die Augen. Der Kristall leuchtete wieder. Nicole bemühte sich, das Vernichtungsfeld aufzubauen. Es war schwierig, aber da sie jetzt in Ruhe arbeiten konnte, ohne Streß und Hektik, machte sie schnelle Fortschritte.
Aber sie war damit noch nicht fertig, als die siebeneckige Tür sich plötzlich wieder öffnete.
Die Gnome hatten auf der anderen Seite den Hebel entdeckt, und erneut quollen sie herein…
***
Sid Amos versank fast völlig in seiner magischen Konzentration. Der ehemalige Fürst der Finsternis hatte schon oft Weltentore geöffnet, aber noch niemals eines, mit dem er eine verschobene Wirklichkeit, eine falsche Realität, erreichen konnte. Eine Welt, die eigentlich gar nicht existierte, die nur von einer winzigen Wahrscheinlichkeit des ›Es-hättedochso-gewesen-sein-können‹ getragen wurde.
Er berührte den Geist Reek Norrs.
Der Sauroide, in seiner Heimat ein nur schwacher Magier, dessen Fähigkeiten gerade ausreichten, verriegelte Schlösser zu öffnen, Gefahren zu ahnen und Magie zu spüren, lief hier durch die andersartigen Einflüsse der umgebenden Welt zu einer Höchstform auf, wie er sie nur einmal vorher erlebt hatte, als er Merlin aus seinem Eiskokon zu holen versuchte.
Doch damals hatte sich die Magie der Zeitlosen als beständiger erwiesen, und um ein Haar wäre Norr in diese Zeitstarre mit einbezogen worden…
Aber das war damals gewesen.
Jetzt war alles anders. Jetzt gab es keine Bedrohung dieser Art. Die Gefahr, die sowohl Norr als auch Amos spürten, mußte aus einer ganz anderen Richtung kommen.
Der Sauroide ließ Kraft in die Verbindung mit Amos einfließen. Sie beide wurden zu umrißhaften Energieerzeugern, die sich schwarz von dem magischen Saal abhoben. Die Kraftlinien, die Amos aktiviert hatte, flammten in gleißendem Licht und erhöhten das Potential. Sie mußten vorsichtig agieren, um nicht einen Zusammenbruch zu riskieren. Norr gab warnende Impulse. Nichts durfte überstürzt werden, damit es nicht zu einer Katastrophe kam.
Zwischen ihnen schwebte Amos’ Amulett.
Ehe Merlin Zamorras Amulett schuf, hatte er sechs weitere geformt, doch mit keinem war er wirklich zufrieden gewesen. Eines war immer stärker und besser geworden als das vorher geschaffene andere. Zusammen bildeten sie das Siebengestirn von Myrrian-ey-Llyrana, und es gab Gerüchte, daß die sechs ersten Amulette zusammen so stark seien wie das siebte. Andere behaupteten, die sechs würden das siebte zwingen.
Doch es gab keinen Beweis, da es nie hatte erprobt werden können. Ein einziges Mal waren alle sieben Amulette an einem Ort gewesen, aber durch Verrat hatten die sechs nicht zusammenarbeiten können und waren in Raum und Zeit zerstreut worden. [1] Seither wußte niemand so recht genau, wo sie sich befanden, und es wurde nach ihnen gesucht. Eines besaß mittlerweile Zamorras Erzgegner Leonardo deMontagne, ein anderes hatte Lucifuge Rofocale, der Herr der Hölle, in seinem Gewahrsam. Ein drittes gehörte Sid Amos – offiziell.
Daß er in
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