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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geschlafen, anstatt als Toter bestattet worden zu sein.
    Aber im nächsten Moment löste der Untote sich vor den Augen der beiden Menschen auf.
    Er verschwand einfach!
    Aber sein Verschwinden unterschied sich von dem der Menschen, die den goldenen Brustschild berührt hatten, dadurch, daß kein Schrumpfprozeß zu bemerken war und auch kein Durchsichtigwerden. Der Maskenträger war plötzlich fort, wie ein Schatten verschwindet, wenn das Licht eingeschaltet wird. Nur noch die leere Lederhülle lag da…
    Und Nicole Duval erwachte jäh aus ihrer Bewußtlosigkeit. Die Erinnerung schreckte sie aus ihrem Zustand der Erschöpfung auf. Und sie erinnerte sich an die Vision.
    Klar und deutlich sah sie das Bild des verschwindenden Untoten vor sich. Unmittelbar danach war auch sie fortgerissen worden.
    Aber warum erinnerte sie sich ausgerechnet jetzt an diese Szene?
    Was war geschehen?
    Nicole sah sich um. Ihre Augen flackerten. Um sie herum standen die Wissenschaftler. Jacáo war ohnmächtig. Die Gnome waren zu Staub zerfallen, der Gestank, an den sie sich fast gewöhnt hatte, war noch bestialischer geworden.
    Langsam erhob sie sich. Sie fühlte sich schwach.
    Professor Kalmauc trat ihr entgegen.
    »Ich weiß nicht, wie Sie das gemacht haben, aber ich glaube, Sie haben uns gerettet«, stieß er hervor. »Sie waren bewußtlos. Wie geht es Ihnen jetzt? Sind Sie wieder in Ordnung?«
    Wenn er doch nicht so viel reden würde, dachte Nicole. Warum hatte sie sich an dieses Verschwinden des Leichnams aus der Lederhülle erinnert? Warum?
    »Ich bin müde«, sagte sie. »Erschöpft. Es war… anstrengend.«
    »Wir müssen es ausnutzen«, sagte Kalmauc unbeirrt. »Wir müssen verschwinden. Jetzt haben wir die Chance dazu. Weg von hier.«
    Nicole nickte geistesabwesend.
    »Jemand muß den Huaquero tragen«, hörte sie Kalmauc sagen. »Das macht ihr zwei, Guillaume und Pedro. Zu zweit geht es leichter.«
    »Er ist ein verdammter Grabräuber«, sagte Pedro. »Einer von diesen Dreckskerlen, die uns immer wieder nachts überfallen haben, die die ganzen Grabbeigaben plünderten, um sie mit einem Mordsgewinn an irgend welche verrückten Millionäre zu verschachern.«
    »Das ist kein Grund, ihn hierzu lassen«, fuhr Kalmauc ihn an. »Er ist ein Mensch wie du, Pedro! Faß an, los!«
    Nicole sah es wie durch eine milchige Wand. Der Professor ging ein paar Meter zurück und hob etwas auf, das da im Halbdunkeln auf dem Boden lag und das Nicole bis jetzt noch gar nicht bemerkt hatte. Jetzt sah sie es mit erschreckender Klarheit. Der Schleier zerriß wieder.
    Es war diese goldene Scheibe! Der Brustschild mit dem Vexierbild der Blauen Stadt, das verdammte Ding, das für das Verschwinden der Menschen verantwortlich war! Wie zum Teufel war es hierher gekommen?
    Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie mußten von hier fort, und wenn ihr ursprünglicher Verdacht stimmte, daß diese Scheibe auch der Schlüssel für ihrer aller Rückkehr war, war es vielleicht ganz gut, wenn sie jetzt hier war.
    Sie riß sich zusammen.
    »Folgt mir«, sagte sie heiser und setzte sich in Bewegung.
    ***
    Zamorra zuckte zusammen, als die Luft zu flimmern begann. Etwas materialisierte aus dem Nichts heraus.
    Oder jemand…?
    Das Flimmern verdichtete sich. Es wurde zu einer grauen Wand, die sich allmählich verfärbte. Eine Art zylindrischer Säule…
    Konturen arbeiteten sich heraus. Umrisse eines Menschen.
    Zamorra entsann sich der Worte des Zauberpriesters, der einen Helfer aus der Zukunft hatte holen wollen und damit unmißverständlich weder den Parapsychologen noch Tendyke gemeint hatte. Von beiden konnte er nicht einmal ahnen, aus welcher Epoche sie stammten; sie waren nichts anderes als Fremde, die in ungewöhnlicher Kleidung herumliefen und von denen einer eine ungewöhnliche Waffe trug, wie die Indios sie niemals zuvor gesehen hatten.
    Ein Schwindelgefühl überkam Zamorra. Ihm war, als würde die Welt um ihn herum zerfallen. Die Wirklichkeit verschob sich. Er sah zwei sich überlagernde Bilder. Einer davon war nach wie vor die Umgebung, der Sonnentempel und die Festung, das andere eine Nachtaufnahme. Zamorra sah den kahlköpfigen Jorgensen in der Ruine, er sah Nicole und das Leder, in das der tote Priester eingenäht war… sah, wie Nicole die Hülle öffnete, sah, wie sich der Tote aufrichtete – und verschwand…
    Es mußte etwas sein, das sich nach seinem Verschwinden abgespielt hatte, sonst hätte er sich daran erinnern können.
    Übergangslos verblaßte die

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