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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Welt zu schleudern, mochte es in der Übergangsphase sein, daß er die Krieger brauchte, daß sie ihr letztes geben mußten, um ihn zu schützen, wenn er tat, was getan werden mußte. Denn der Herr der Ungeheuer, der Feind, würde diesen Vernichtungsschlag nicht so einfach hinnehmen.
    Deshalb hatte Axotl auf die Opferzeremonie verzichtet. Zudem spürte er, daß aus dieser Silberscheibe mehr Macht floß, als Inti ihm hätte schenken können. Mit dem Amulett des Fremden konnte er es schaffen.
    Er sprach die beschwörenden Formeln, die durch Raum und Zeit griffen.
    Und in ferner Zukunft lösten sie etwas aus, das die Menschen dort vor ein Rätsel stellte, das hier aber schwerwiegende Folgen nach sich ziehen würde.
    Doch es gab kein Zurück mehr.
    ***
    Nicole war bewußtlos, und in dieser Bewußtlosigkeit erschien ihr eine Traumvision.
    Es war kein echter Traum; das wäre in ihrem Zustand unmöglich gewesen.
    Aber die Vision kam, und sie tauchte eindringlich vor ihrem inneren Auge auf.
    Ein Bild aus der Erinnerung.
    Erinnerung an etwas, das geschehen war, ehe sie in die Vergangenheit geschleudert wurde.
    Da war die Ruine der Inka-Festung im Dschungel. Da war das geöffnete Grab, die verzierte, hartlederne Hülle, in der ein Priester liegen mußte… unter ihm war die goldene Scheibe gefunden worden, die der Auslöser für das Verschwinden so vieler Menschen gewesen war…
    Nicole hielt ein Messer in der Hand. Sie stach zu – und schnitt die Hülle der Länge nach auf!
    Jorgensen, der kahlköpfige Archäologe, schrie auf. Er versuchte Nicole zurückzureißen, aber da war es schon geschehen. Nicole wehrte seinen Angriff spielend ab.
    »Haben Sie den Verstand verloren?« hörte sie ihn keuchen. »Sie haben die Hülle zerstört! Wissen Sie überhaupt, was das bedeutet?«
    »Ja«, sagte Nicole. »Es bedeutet, daß ich herausfinden kann, wer oder was in der Hülle steckt und was es damit auf sich hat.«
    »Es bedeutet, daß der Leichnam innerhalb kurzer Zeit zerfallen wird«, schrie Jorgensen. »Sie verdammte Närrin! Jahrhundertelang, vielleicht mehr als tausend Jahre, war er in dem Leder konserviert. Jetzt trifft ihn die feuchtheiße Luft. Er wird verwesen.«
    »Vielleicht ist er ohnehin skelettiert«, sagte Nicole mit erzwungenem Lächeln. Sie wandte sich wieder der Hülle zu und versuchte sie aufzubiegen, aber es wollte ihr nicht gelingen. Die harten Lederschichten saßen zu fest. Nicole mußte noch einige Querschnitte anbringen, ehe sie die Hülle endlich öffnen konnte.
    »Leuchten Sie doch mal, Jorgensen«, verlangte sie.
    Der Archäologe knurrte mißmutig, nahm dann aber wieder seine Lampe auf und folgte ihrer Bitte. Der Lichtstrahl traf den Inhalt der Lederhülle.
    Den Leichnam darin.
    Es war ein Mensch, ein Indio, der vielleicht hundertsechzig Zentimeter Körpergröße besitzen mochte. Er war in ein fußlanges Gewand gekleidet, das königsblau im Lampenschein schimmerte. Goldfäden waren in den Stoff eingewebt und blitzten und blinkten. Ein mit Edelsteinen besetzter, aus Goldbändern geflochtener Gürtel hielt das Gewand in Taillenhöhe zusammen. Ein goldener Brustschild ergänzte das Bild, und der Kopf wurde von einer Maske bedeckt, die eine dämonische, unheilverkündende Fratze darstellte.
    Nicole hatte selten eine so wundervoll künstlerische Darstellung gesehen.
    Die Dämonenfratze setzte sich zusammen aus einem Gewirr unzähliger kleiner Menschenfigürchen, ineinander verschlungen, sich umarmend.
    Jede war vielleicht daumennagelgroß und trotzdem hervorragend gearbeitet. Es ließen sich sogar Gesichter erkennen. Die Maske bestand aus purem Gold.
    »Fantastisch«, sagte Jorgensen widerwillig.
    Die Augen, vier Stück, die dicht nebeneinander saßen, bestanden aus funkelnden, geschliffenen Rubinen und Saphiren.
    »Ich möchte wissen, ob sich ein menschliches Gesicht unter dieser Fratze befindet, oder ob hier ein Dämon begraben liegt«, murmelte Nicole.
    Sie streckte langsam ihre Hand nach der Maske aus.
    »Wollen Sie noch mehr Unheil anrichten?« fuhr Jorgensen auf.
    Nicoles Hand berührte die Maske und versuchte sie zu lösen. Aber mit einem Aufschrei zuckte sie zurück. Denn der Maskenträger richtete sich jäh auf!
    Er war nicht tot? Er lebte…?
    Jorgensen stand erstarrt wie eine Salzsäule. Der Untote streckte beide Hände aus und versuchte nach Nicole zu greifen. Sie wich aus und schlug seine Hände zur Seite. Sie waren nicht mumifiziert, sondern sahen wie lebendfrisch aus, so, als habe dieses Wesen nur

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