04_Es ist was Faul
die Unterwelt wollten. Der einsame Fährmann machte
gute Geschäfte, und für einen Extra-Shilling konnte man noch
eine kleine Besichtigungstour auf dem Weg machen. In einer
Andenkenbude am Ufer wurden mehrsprachige bunte Führer
verkauft: Der beste Weg ins Land von Milch und Honig. Für
zweifelhaftere Charaktere gab es auch Tipps und Hinweise, wie
man sich am Tag des Jüngsten Gerichts mit dem Obersten Chef
arrangieren konnte.
Ich rannte an der Schlange entlang und fand Spike kurz vor
der Einschiffung. Vor ihm standen nur noch zehn Mann in der
Schlange.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage!«, schrie ich.
»Pssst!«, machten die Leute vor uns.
»Thursday, verzisch dich! Wenn du mir einen Gefallen tun
willst, dann kümmere dich um meine Tochter!«
»Du wirst dich nicht für mich opfern, Spike!«
»Lass mich doch, Thursday. Du verdienst es, lange zu leben.
Du hast noch so viele schöne Dinge vor dir.«
»Du doch auch.«
»Darüber könnte man streiten. Sich mit den Untoten herumzuschlagen ist nie ein Zuckerlecken gewesen. Und ohne Cindy
…«
»Sie ist doch nicht tot, Spike.«
»Wenn sie es überlebt, ist sie gelähmt und kommt nie mehr
aus dem Gefängnis heraus. Schließlich war sie der Windowmaker. Nein, nach dem, was ich alles durchgemacht habe, ist das
noch die beste Lösung. Ich bleibe hier.«
»Nein, bleibst du nicht. Du gehst schön wieder zurück.«
»Du kannst mich nicht dazu zwingen.«
»Psst! Ruhe!«, rief der Mann vor uns noch einmal.
»Ich lasse das nicht zu, Spike. Du musst an Betty denken.
Abgesehen davon bin ich tot, und nicht du. HALLO, WERKSCHUTZ!«
Ein schimmeliges Skelett mit einem rostigen Brustharnisch
und halb abgebrochener Lanze klapperte zu uns herüber. »Was
ist denn hier los?«
Ich zeigte mit dem Finger auf Spike: »Dieser Mann ist nicht
tot.«
»Ist nicht tot?«, wiederholte der Wächter schockiert. Die
ganze Schlange der Wartenden drehte sich um und sah entsetzt
zu, wie der Wächter ein rostiges Schwert zog und Spike an die
Brust setzte. Mein ehemaliger Partner hob zögernd die Hände
und ging mit einem traurigen Kopfschütteln zurück in Richtung der Fußgängerbrücke.
»Sag Landen und Friday, dass ich sie liebe!«, brüllte ich hinter ihm her. Erst als seine Gestalt schon ganz klein war, fiel mir
der SuperHoop wieder ein. Jetzt wusste ich immer noch nicht,
wer nun eigentlich gewonnen hatte. Ich wandte mich an die
Leute, die hinter mir in der Höhle standen, und rief: »Weiß
irgendjemand, wie der SuperHoop '88 ausgegangen ist, Leute?«
»Psst!«, sagte der Mann vor mir erneut.
»Ihr Psst! können Sie sich in den Arsch – Oh! Guten Tag,
Herr Präsident!«
Als er mich erkannte, lächelte Formby entzückt. »Hey, Miss
Next! Sind wir wieder in Disney-Land?«
»Ja, sozusagen.« Ich war froh, dass die Tour auf dem Styx
nicht nur flussabwärts führte, sondern auch in die andere
Richtung. Denn wenn es keinen schrecklichen Irrtum in der
Verwaltung gegeben hatte, war Formby mit Sicherheit nicht zu
ewigen Höllenqualen verdammt.
»Und? Äh? Wie geht's Ihnen?«, fragte ich etwas unsicher.
Schließlich begegnet man nicht jeden Tag seinem Staatspräsidenten. Und es erschien mir höchst zweifelhaft, dass ich überhaupt noch solchen Prominenten über den Weg laufen würde.
»Ganz gut, Mädchen. Ich war mitten in einem Konzert, da
machte es klick'., und im nächsten Augenblick saß ich in der
Cafeteria und bestellte mir Pork Pie mit Pommes.«
Spike hatte gesagt, er hätte zwei Tage fahren müssen, um zu
mir zu kommen, also war jetzt der vierundzwanzigste – und
Formby war gestorben, als er ein Konzert für die Lancaster
Veterans gab, genau wie es mein Vater vorhergesagt hatte. Mein
Herz wurde schwer, als ich daran dachte, dass in den Tagen
nach dem Tod des Präsidenten der Dritte Weltkrieg anfangen
würde. Aber was sollte ich jetzt noch dagegen tun?
Das Boot kam, um den Präsidenten zu holen, und er ging
ohne Zögern an Bord. Der Fährmann stieß ab und ließ seine
Stange in das schwarze Wasser hinabgleiten. »Sind Sie nicht Mr
Formby?«, fragte er. »Ich bin ein großer Verehrer Ihrer Kunst.
Ich hatte auch mal Mr Garrick an Bord. Erfüllen Sie auch
Musikwünsche?«
»Oh, ja, natürlich«, sagte der Sänger. »Ich hab allerdings
meine Ukulele nicht bei mir.«
»Nehmen Sie doch einfach meine«, sagte der Fährmann. »Ich
spiele manchmal nach Feierabend.«
Formby hob die Ukulele auf und schrammte probeweise über
die
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