04 - Geheimagent Lennet und der Satellit
Raus mit ihnen, aber sofort! Olivier! Huc! Hierher! Hierher, verflixt noch mal!« Der »Kosmonaut" kuppelte und schaltete in den zweiten Gang. Langsam holperte der Wagen davon.
»Olivier! Huc!« schrie Madame Schasch mit überschnappender Stimme. »Wer sitzt denn da am Steuer? Nun reden Sie doch gefälligst, Sie kleines Biest! Wer sitzt da am Steuer?« Nikky lächelte sie süß an.
»Der sowjetische Kosmonaut, Madame Schasch, er hat sich darum gerissen, Ihnen als Chauffeur zu dienen.«
Langsam war Leben in die BIDI-Leute gekommen. Zwei Funker sprangen, selbst auf die Gefahr hin, sich das Genick zu brechen, aus dem fahrenden Wagen. Der dritte zog es vor, in der Sicherheit seiner Funkkabine zu bleiben. Die anderen liefen aufgeregt durcheinanderschreiend aus dem Zelt. Als sie den Funkwagen langsam in der Nacht verschwinden sahen, blickten sie einander verständnislos an. Sie sahen noch Madame Schaschs Kopf an dem einen Fenster und den des dritten Funkers an dem anderen. Die beiden fuchtelten wütend und bestürzt zugleich mit ihren Armen in der Luft herum.
Zwei der Funker sprangen aus dem fahrenden Wagen
Dort, wo der Wagen gestanden hatte, lag ein dunkler Haufen auf dem Boden. Es war Huc, der um ein Haar von den Hinterrädern des Lastwagens überfahren worden wäre. Aber anscheinend war ihm nichts weiter passiert. Er schien sogar wieder aus seiner Bewußtlosigkeit zu erwachen.
»Wer sitzt denn da am Steuer?« schrie nun auch Onkelchen Olivier.
»Wahrscheinlich der kleine Lissou. Der ist mir schon vom ersten Moment an verdächtig erschienen", bemerkte der englische Arzt.
»Die Mathematikerin ist auch dabei", fügte der italienische Fachmann für Metalle hinzu.
»Die beiden trauen sich was", der deutsche Elektroniker pfiff bewundernd durch die Zähne.
Die beiden Piloten sahen einander fragend an.
»Wollen Sie oder soll ich?« fragte der sonst so schweigsame Kanadier.
»Am besten alle beide", schlug sein Kollege vor.
Der Kanadier nickte zustimmend.
Im nächsten Moment rannten sie, von ihren Funkern gefolgt, zu ihren Hubschraubern.
Kurz nacheinander heulten die beiden Rotoren auf. Schneller und schneller sausten sie schrill pfeifend durch die Luft. Rund herum erhob sich ein feiner Staubschleier.
In ein paar Minuten würden sie den Lastwagen eingeholt haben.
Nachdem seine Freunde gegangen waren, hatte sich Lennet mit dem Periskop beschäftigt. Da es ein Infrarot-Gerät war, konnte er trotz der stockfinsteren Nacht ziemlich genau erkennen, was um ihn herum vorging. Er hatte zwar nicht gesehen, wie sich Nikky und der junge Mann an den Funkwagen herangemacht hatten, aber er sah jetzt, wie sich der Wagen langsam in Richtung Norden entfernte. Ohne eine Sekunde zu verlieren, schaltete er sein Funkgerät ein.
»Hier Cäsar. Hier Cäsar. August, hören Sie mich? Bitte sprechen.«
»Hier August. Ich höre. Bitte sprechen.«
»Geben Sie mir August Zentrale. Äußerst dringende Verbindung. Ich warte.«
»Einen Moment. Versuche, Ihnen Zentrale zu geben.«
Es wurde still. Aus dem Knacken in seinen Kopfhörern schloß Lennet, daß Kommissar Didier sich eingeschaltet haben mußte.
»Hier ist August Zentrale. Haben Sie mitbekommen, was inzwischen geschehen ist...«
Aber Lennet ließ ihn nicht ausreden.
»Guten Tag, Herr Kommissar", grüßte er in seinem liebenswürdigsten Tonfall. »Ich fürchte, ich werde Sie ein wenig überraschen müssen. Am besten Sie setzen sich hin, bevor ich Ihnen alles erzähle.«
»Sind Sie verrückt geworden?« zeterte der Kommissar. »Wie können Sie mich ausgerechnet jetzt rufen, da der BIDI doch bestimmt irgendwo mithört! Außerdem reden Sie mich mit meinem Titel an, das ist entgegen allen Vorschriften! Und überdies befleißigen Sie sich eines Tonfalls, den ich mir nicht einmal vom Minister persönlich bieten lassen würde!«
»Hören Sie, Herr Kommissar, ich habe wirklich andere Sorgen, als mich mit den Vorschriften für Geheimsender zu beschäftigen. Am besten, ich sage Ihnen als erstes gleich einmal, daß ich nicht Ihr verhinderter Kosmonaut, sondern ein guter, alter Bekannter bin: nämlich Leutnant Lennet vom SNIF.
Vielleicht erinnert Sie mein Name an etwas?«
»Was? Wie? Lennet? Die Angelegenheit Professor Marais, oder?«
»Erraten. Wie Sie sehen, sehr verehrter Herr Kommissar, sind wir dazu bestimmt, miteinander zu arbeiten. Hören Sie zu. Ich werde Ihnen die ganze Sache so kurz wie möglich erklären. Es liegt dann an Ihnen, die erforderlichen Maßnahmen zu
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