04 - Geheimagent Lennet und der Satellit
SNIF.«
Onkelchen Olivier ließ ein erstauntes Pfeifen hören, während er sich von Hauptmann Mostefaï Handschellen anlegen ließ.
Kommissar Didier näherte sich Lennet.
»Mein lieber Lennet", begrüßte er ihn schnaufend, »wo wir einander begegnen, scheint immer etwas los zu sein!«
»Ja, Herr Kommissar, und Sie erscheinen immer gerade rechtzeitig, um mich zu befreien. Sagen Sie, kann man von unseren marokkanischen Freunden wohl ein Täßchen Kaffee erhalten? Stellen Sie sich vor, ich habe gestern abend nicht einmal essen können.«
Grinsend schraubte Hauptmann Mostefaï seine Feldflasche auf und hielt sie Lennet hin.
Auch für Paris war es eine unruhige Nacht gewesen. Eine mit Funkwagen, Infrarot-Scheinwerfern, Granaten und Maschinenpistolen ausgerüstete Abordnung des SNIF hatte den Sitz des BIDI in Bièvres umstellt.
Als die SNIF-Leute eintrafen, waren vier große Lastwagen vor der Toreinfahrt geparkt. Das gesamte Material des BIDI war bereits verladen.
»Was ist, Hauptmann Laval, sollen wir ihnen ein paar Knallfrösche hineinwerfen?« erkundigte sich Hauptmann Charles bei seinem Kollegen. »Damit bringen wir wenigstens gleich ein bißchen Schwung in die Bude.«
»Wir brauchen ja nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, Charles", beschwichtigte Laval seinen Freund. »Ich würde vorschlagen, daß Sie zuerst einmal dort hinüber in das Café gehen, das noch erleuchtet ist. Sie rufen von dort aus beim BIDI an und sagen demjenigen, der an den Apparat geht, daß Madame Schasch in Bou Denib verhaftet worden ist.«
»Telefon... Telefon...«, brummte Charles vor sich hin. »Was für eine verrückte Idee, jemanden, der sich verschanzt, per Telefon anzugreifen! Ein paar hübsche, kleine Handgranaten, das ist es, was wir brauchen.«
Trotzdem trottete er gehorsam hinüber in das Café.
Eine Viertelstunde später spazierten der asiatische Kellner, Jouchin, der Kybernetiker und andere Gefolgsleute mit erhobenen Händen aus dem Haus.
Da der Minister, wie wir inzwischen ja alle wissen, ein sehr aufgeschlossener Mann war, bestand er darauf, die Helden dieses Abenteuers persönlich kennenzulernen.
So spazierten also, acht Tage nach ihrem gemeinsamen Sieg, Kommissar Didier, der »sowjetische Kosmonaut" und Leutnant Lennet hinter der hübschen Mademoiselle Chevrot in das berühmte, getäfelte Büro am Place Beauvau.
»Guten Tag. Ich freue mich, Sie alle kennenzulernen", begrüßte sie der Minister wohlgelaunt. »Äh! Das ist also unsere reizende Mathematikerin, von der ich schon soviel gehört habe! Mademoiselle, ich gratuliere Ihnen von ganzem Herzen. Ein so hervorragendes mathematisches Gehirn in einem so zauberhaften Kopf - das gibt es bestimmt nicht oft!«
»Und das ist wohl unser lieber Kommissar Didier? Ich freue mich aufrichtig, Sie begrüßen zu können, Kommissar. Habe ich Ihnen nicht gleich gesagt, daß der von uns so glanzvoll ausgearbeitete Plan gar nicht schiefgehen konnte? Sie haben sich ganz umsonst so viele Sorgen gemacht! Wenn ich an unser letztes Telefongespräch denke! Da war Ihnen gar nicht wohl in Ihrer Haut, wenn ich das so sagen darf! Und jetzt haben wir nicht nur unser ursprüngliches Ziel erreicht, das heißt den Sitz des Geheimsenders aufgespürt, obendrein ist uns auch noch der gesamte BIDI mit Mann und Maus in die Hände gefallen! Ich sage ja immer: Ein bißchen mehr Selbstvertrauen, zum Teufel, dann geht schon alles gut. Ich darf wohl annehmen, daß Ihre Vorgesetzten vorschlagen werden, Sie zum Oberkommissar zu befördern. Sollte ein solcher Vorschlag unterbreitet werden, seien Sie versichert, Kommissar, ich werde ihn bestimmt nicht zurückweisen. So, und wer von den beiden jungen Herren ist nun Jean-Jacques Lissou?«
»Ich!« riefen Lennet und der »Kosmonaut" wie aus einem Mund und traten einen Schritt vor.
Überrascht sah sie der Minister an.
»Das heißt, eigentlich war Jean-Jacques Lissou nur mein Deckname während dieser Mission", räumte Lennet ein. »In Wirklichkeit heiße ich Lennet und bin Agent beim SNIF.«
»Und mein Deckname während dieser Mission war Ivan Popov", erklärte der Kosmonaut, »in Wirklichkeit heiße ich Jean-Jacques Lissou und gehöre der Spionage-Abwehr an.«
»Ja, ja", der Minister nickte, »das klingt alles sehr einleuchtend. Vielleicht könnten Sie mir das ganze aber trotzdem noch ein wenig näher erklären.«
Der echte Jean-Jacques Lissou wurde dunkelrot. Aber man hatte ihm - manchmal mit ziemlich harten Methoden - Offenheit um jeden Preis
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