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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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wir?«
    »Das
ist ein Geheimnis«, sagte er. »Wenn ihr jetzt geht und ganz brav seid, verrät
es euch Mr. Roger vielleicht.«
    »Sie
können nicht einfach hierherkommen und meinen Bruder und meine Schwester
herumkommandieren«, rief Esther.
    Aber
Amy und Peter hüpften bereits neben Mr. Roger her und bearbeiteten ihn mit
aufgeregten Fragen.
    Er
wartete, bis sie außer Hörweite waren, und wandte sich dann an Esther.
    »Sie
schulden mir eine Erklärung, Madam«, sagte er.
    »Ich
schulde Ihnen eine
Erklärung?«
    »Warum
sind Sie weggelaufen? Es war überaus schwierig, Sie zu finden. Ich habe
sämtliche Hotels und Gasthäuser abgesucht und schließlich die Agenturen in
Bewegung gesetzt. Ihr Haus habe ich erst gefunden, als ich die Hoffnung schon
fast aufgegeben hatte.«
    »Sie
sind hierhergekommen, um mich zu suchen?« fragte Esther verwundert.
    »Madam,
es ist nicht meine Gewohnheit, ohne Anlass außerhalb der Saison nach Brighton
zu fahren. Warum haben Sie London verlassen? Was hat Manuel gesagt?«
    »Ihr
Diener? Er hat mir erzählt, Sie hätten ... gelacht ... darüber, wie Sie mich
hereingelegt haben.«
    »Manuel,
so scheint es, ist ein angehender Journalist, ein Narr und vermutlich ziemlich
verrückt.«
    »Ein
Journalist?«
    »Der
Dummkopf hatte vor, sich bei einer amerikanischen Zeitung einen Namen zu
machen, wie ein französischer Journalist namens Cavet. Ach, der arme Manuel!
Dieser Cavet tut so, als ob er eine Stellung in einem vornehmen Haushalt
bekleide und beschreibt skandalöse Vorkommnisse in diesem Haushalt. Aber es ist
alles erdichtet. Nur Manuel konnte glauben, dass jemand wie Lord Pink wirklich
existiert. Die Artikel wurden ins Französische übersetzt und in französischen
Zeitungen veröffentlicht, wo sie Manuel gelesen hat. Die Herausgeber der
Zeitschrift Sun haben
ihn immerhin in seiner Narretei unterstützt, indem sie ihm vor einem Jahr
vorschlugen, er solle seine Berichte auf die eines Dieners im Krieg
beschränken. Er verbrachte offenbar seine freie Zeit in London damit, die
Truppenbewegungen aufzuzeichnen.«
    »Er ist
niederträchtig!« sagte Esther.
    »Ich
weiß nicht, was ich mit ihm machen soll. Ich habe die Entwürfe einiger Artikel
auf der Fahrt hierher gelesen. Erstaunlicherweise schreibt er - abgesehen
von gelegentlichen Fehlern und schlechtem Englisch - ungewöhnlich gut.
Seine Beschreibungen von Portugal sind so lebendig, dass ich mich beinahe
dorthin zurückversetzen konnte. Ich habe ihn in der Clarges Street in den
Keller gesperrt. - Aber jetzt, wo wir wissen, was mit Manuel los ist,
bleibt trotzdem die Frage, warum Sie so einen ausgewachsenen Unsinn glauben
konnten.«
    »Ihr
Ruf«, sagte Esther und ließ den Kopf hängen. »Mein Vater hat ein Mädchen einmal
so hereingelegt. Er hat sie verführt und zugrunde gerichtet. Sie wußte nicht,
dass er verheiratet war.«
    »Großer
Gott, Esther, ich bin unverheiratet, und ich bin nicht dein Vater, und es ist
dein Ruf, der jetzt nicht mehr ganz tadellos ist.«
    »Ich
habe nicht Ihre Erfahrung in Liebesdingen«, sagte Esther und blinzelte ein paar
Tränen aus den Augen.
    Er
seufzte entmutigt und wandte sich von ihr ab zur See.
    »Ich
hätte Ihnen nicht misstrauen dürfen«, sagte Esther mit unsicherer Stimme. »Ich
habe mich immer für intelligent und vernünftig gehalten. Aber ich bin jetzt
völlig durcheinander. Die große Welt hat andere Moralvorstellungen als ich in
meiner privaten Welt.«
    Er
wandte sich ihr wieder zu. »Wir verlieren Zeit. Komm. Ich habe den Pfarrer
mitgebracht. Wir müssen heiraten, solange er nüchtern ist.«
    »Heiraten?
Haben Sie das Gefühl, dass Sie mich heiraten müssen?«
    »Ja«,
sagte er unverblümt. Er machte keine Anstalten, sie in die Arme zu nehmen, und
seine Augen waren so kalt wie die dunkel werdende See.
    »Dann
will ich Sie nicht heiraten«, sagte Esther. »Betrachten Sie sich als frei.«
    Er zog
eine Pistole aus der Tasche und richtete sie auf sie. »Du heiratest mich und
keinen anderen, Esther, geh jetzt so schnell wie möglich zu dem Haus zurück,
das du gemietet hast.«
    Esther
lachte nervös auf. »Darf ich Sie darauf hinweisen, dass es normalerweise der
Mann ist, der unter Gewaltanwendung vor den Traualtar gezwungen wird?«
    »Ich
bin nicht zum Scherzen aufgelegt«, sagte er kalt. »Los.«
    So
marschierte Esther los, und ihre Gedanken waren in einem furchtbaren Aufruhr. All
die anfängliche Hoffnung und Freude, die sie bei seinem Anblick empfunden
hatte, schwanden dahin. Auch wenn Lord Guy ein

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