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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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belohnt: Eine schwerfällige
Reisekutsche fuhr vor Esthers Haus vor. Nach einer Weile erschien Esther tief verschleiert
mit den Kindern an der Hand und Miß Fipps und der Zofe im Schlepptau. Hinten an
der Kutsche wurden die Reisekoffer festgezurrt.
    In
einiger Entfernung hörte Manuel die erzürnten Volksmassen schreien, die sich
wieder zusammengerottet hatten und in blinder Wut alles, was ihnen in die Quere
kam, kurz und klein schlugen. Manuel drehte sich um und rannte davon.

    Lord Guy Carlton beschloss,
Esther einen Besuch abzustatten, bevor er den Pfarrer aufsuchte. Der Pfarrer,
Hochwürden Abraham Pascombe, war ein alter Freund, wenn auch ein unwürdiger
Trunkenbold. Aber Lord Guy war der Meinung, dass er den Zweck erfüllte und die
Hochzeitszeremonie angemessen hinter sich bringen würde.
    Lord
Guy ging die paar Schritte zum Berkeley Square zu Fuß In der Tasche trug er
zwei Pistolen. Er musste sich seinen Weg durch Glasscheiben und zerbrochene
Fensterläden bahnen. Irgendwo in der Nähe hatte der Mob angefangen, Häuser
niederzubrennen, und die Luft war schwer vom Rauchgeruch. London erwartete
einen neuen Aufruhr. Die Kanonen im St. James' Park waren mit Kugeln geladen.
Ein paar Anhänger von Burdett aus Soho standen mit blauen Kokarden und
flatternden Fahnen an der Ecke herum. Sie machten aber keinen Versuch, ihn
aufzuhalten, sondern begnügten sich damit zu rufen: »Burdett lebe hoch. Magna
Charta. Verurteilung durch eine Jury.« Die meisten schienen sich in einem
fortgeschrittenen Stadium der Trunkenheit zu befinden.
    Lord
Guy war beinahe froh um sie. Sie bewiesen ihm, dass er endgültig von seinen
Alpträumen vom Schlachtfeld geheilt war. Einer von ihnen feuerte sein Gewehr in
die Luft ab, und Lord Guy fuhr nicht einmal zusammen.
    Er
klopfte an Esthers Haustür und wartete einige Zeit, ehe er von innen eine
ängstliche Stimme nach seinem Namen und Begehr fragen hörte.
    Dann musste
er wieder warten, bis die Türriegel zurückgeschoben und die Tür aufgesperrt
war.
    »Miß
Jones?« fragte er und ging an Graves vorbei in die Halle.
    »Madam
ist weggefahren«, sagte Graves.
    »Wann?
Warum? Wohin?«
    »Vor
einer Stunde. Ich weiß es nicht. Miß Jones ist nach Brighton gefahren«, sagte
Graves, der die Fragen brav in der richtigen Reihenfolge beantwortete.
    »Guter
Gott! Hat sie keine Nachricht hinterlassen, keinen Brief?«
    »Nein,
Mylord.«
    Wenn
Esther in diesem Moment vor ihm erschienen wäre, hätte er sie freudig erwürgt.
Kein Mann von seinem Rang und seiner Herkunft konnte eine derartige Beleidigung
von einer Frau hinnehmen.
    Mit
hartem und gefasstem Gesicht wandte er sich zum Gehen. Aber Graves, der sich jedes
Mal darüber ärgerte, dass die verwöhnten Dienstboten aus der Clarges Street
nach Belieben forderten, bei, seiner Herrin vorgelassen zu werden, rief Lord
Guy wütend nach: »Miß Jones hat unmittelbar nachdem der Diener Eurer Lordschaft
eine Nachricht überbrachte, beschlossen, wegzufahren. Ich habe angenommen, dass
Eure Lordschaft vorgeschlagen hat, Miß Jones möge sich wegen der gefährlichen
Situation in der Stadt mit den Kindern nach Brighton begeben.«
    »Manuel!«
murmelte Lord Guy zwischen den Zähnen.
    Er
drehte sich um und eilte wie der Blitz davon, während ihm Graves verwundert
nachschaute.
    In der
Clarges Street weckte er Mr. Roger und erzählte ihm, was sich am Morgen
ereignet hatte. »Ich habe dir doch immer gesagt, dass der Kerl nichts Gutes im
Schilde führt«, sagte Mr. Roger. »Was wirst du jetzt tun?«
    »Komm
mit mir in den Salon hinunter. Wir wollen ihn verhören, wenn er nicht schon
weggelaufen ist.«
    Mr.
Roger hüllte seine kräftige Gestalt in einen chinesischen Morgenmantel und
folgte Lord Guy nach unten. Lord Guy klingelte, und als- Rainbird
erschien, ordnete er barsch an, dass Manuel gebracht werde.
    Manuel
war nicht geflohen. Er war zuversichtlich, dass sein Plan gelungen war, und war
gerade in seinem Dachzimmer mit Schreiben beschäftigt, als Rainbird ihm sagte,
dass er gewünscht werde.
    »Ich
komme gleich«, sagte er, nahm seine Zettel und stopfte sie in die Tasche.
    »Du
solltest dich ranhalten«, sagte Rainbird. »Mylords Blicke verhießen nichts
Gutes.«
    Rainbird
blieb an der Tür des Salons stehen, bis Manuel die Treppe herunterkam. Er hielt
ihm die Tür auf, meldete ihn an und schloss die Tür hinter ihm.
    »Was
hast du meiner Verlobten gesagt?« herrschte ihn Lord Guy an.
    »Ich habe
ihr gar nichts gesagt, Mylord. Ich habe gedacht, Sie sind bei ihr, und

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