04 - Herzenspoker
da bin
ich auch hingegangen, um für Sie da zu sein, wenn Sie mich brauchen.«
»Du
hättest einen Blick in mein Schlafzimmer werfen können. Ich bin neugierig, was
es mit dir auf sich hat, Manuel. Sehr neugierig sogar.« Lord Guy zog eine
Pistole au s der Tasche und richtete sie auf ihn. »Wenn du eine Bewegung
machst, knalle ich dich ab. Tommy, durchsuche ihn.«
Manuel
machte einen Satz auf die Tür zu. Lord Guy feuerte eine Kugel über seinen Kopf
hinweg in die Holzverkleidung. Der Diener blieb stocksteif stehen, mit weißem
Gesicht und am ganzen Körper zitternd.
»Jetzt,
Tommy«, sagte Lord Guy grimmig.
Tommy
packte Manuel mit einer Hand im Nacken am Kragen und wühlte, mit der anderen in
seinen Taschen. Er brachte ein schwarzes Notizbuch, einen Stoß Blätter und
Zeitungsausschnitte zum Vorschein. Während er Lord Guy seine Ausbeute
hinüberwarf, hielt er den Diener fest.
Lord
Guy war äußerst überrascht. Das Notizbuch enthielt Aufzeichnungen über jede
Kleinigkeit von dem Tag an, an dem Manuel seine Stellung als sein Diener
angetreten hatte. Die Zeitungsausschnitte stammten aus einer amerikanischen
Zeitung mit dem Namen Sun.
Rainbird,
Angus und Joseph kamen hereingestürzt, da sie den Schuss gehört hatten. Sie
starrten die rauchende Pistole in Lord Guys Hand und den unglücklichen Manuel,
der von Mr. Roger festgehalten wurde, erstaunt an.
»Wenn
du ein Spion bist«, sagte Lord Guy heftig, »dann bist du ein verdammt
unfähiger. Hier ist absolut nichts, was nicht jedermann weiß. Wer bist du?
Sprich, sonst erschieße ich dich.«
Manuel
fiel auf die Knie. »Schießen Sie nicht«, flehte er. »Ich möchte nur ein großer
Journalist werden - wie Monsieur Cavet. Wie er bin ich Franzose.«
»Ich
denke, du kommst aus Spanien.«
»Ich
bin von Geburt Franzose. Ich bin in Agde geboren. Mein Vater ist Spanier, und
meine Mutter war Französin. In zweiter Ehe hat mein Vater eine Engländerin
geheiratet, die mich ihre Spräche lehrte. Ich wußte, dass ich vorsichtig sein musste,
als wir in Spanien ankamen, denn ich spreche Spanisch mit französischem Akzent.
Ich möchte für die amerikanischen Zeitungen schreiben wie Monsieur Cavet. Aber
sie haben mir gesagt, dass sie keine Berichte über die Londoner Gesellschaft
wollen, sondern über meine Erlebnisse im Krieg.«
»Willst
du damit sagen«, fragte Lord Guy wütend, »dass du dich hinterhältig in meinen
Haushalt eingeschlichen hast, um mich auszuspionieren?«
»Nein,
nein, nein!« jammerte Manuel. »Ich möchte schreiben wie Monsieur Cavet. Schauen
Sie bitte seine Artikel an ...«
»Du
dummer Kerl, ich habe im Augenblick keine Zeit, deinem journalistischen Ehrgeiz
nachzugehen. Was hast du zu Miß Jones gesagt?«
Manuel
ließ den Kopf hängen. »Ich glaube, wenn Sie sie heiraten, gehen Sie nicht mehr
nach Portugal zurück. Ich muss nach Portugal, um weiter zu schreiben. Deshalb
habe ich ihr gesagt, dass Sie sie ausgelacht und hereingelegt haben.«
Lord
Guy gab Rainbird zu verstehen, dass er näher treten solle. »Was machen Sie mit
mir?« rief Manuel.
»Ich
mache nichts mit dir, bis ich Miß Jones gefunden und geheiratet habe.«
Lord
Guy wandte sich an Rainbird. »Der Mann wird in den Keller gesperrt«, befahl er.
»Ich entscheide, was mit ihm geschieht, wenn ich zurückkomme. In der
Zwischenzeit behalte ich dein Notizbuch und die Zeitungen, Manuel. Tommy, du
gehst mit Rainbird und hältst Manuel mit der Pistole in Schach. Wenn er
eingesperrt ist, machst du dich fertig, um mich nach Brighton zu begleiten.
Wir nehmen den Pfarrer mit!,«
Auf dem Weg nach
Brighton versuchte Miß Fipps einige Male, von Esther zu erfahren, warum sie
London so überstürzt verlassen hatte. Esther blieb hartnäckig dabei, dass es
besser sei, die Kinder wegen des gefährlichen Aufstands in Sicherheit zu
bringen, und obwohl das sehr vernünftig klang, sah sie so unglücklich und
bleich aus, dass Miß Fipps traurig zu der Schlussfolgerung gelangte, während
der Nacht müsse etwas Furchtbares zwischen Miß Jones und Carlton vorgefallen
sein.
Amy und
Peter waren glücklicherweise noch in dem Alter, wo sie die Handlungen der
Erwachsenen sowieso unberechenbar fanden und mit Vernunft genausowenig
erklärbar wie die Maßnahmen der alten Griechengötter. In erster Linie
beschäftigten sie sich in Gedanken damit, dass sie zum ersten Mal in ihrem
Leben die See sehen sollten.
Als sie
sich Brighton näherten und die Kinder beim Anblick der grauen See vor Freude
schrien, fragte Miß Fipps
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