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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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suchten ständig ihre Nähe, doch nur die wirklich Wohlhabenden unter ihnen konnten sich ihren extravaganten Geschmack leisten.
    Man munkelte, dass die Gier der Dame nach allen schönen Dingen im Leben sogar die Zügellosigkeit ihres Temperaments übertraf.
    Sie war seit sechs Monaten Carltons Geliebte, zumindest behauptete man das allgemein, und manch enttäuschter Verehrer ließ durchblicken, dass in nicht allzu weiter Ferne Hochzeitsglocken läuten würden. Zwar glaubte niemand wirklich einen solchen Unsinn – ein Viscount sollte eine Opernsängerin zur Frau nehmen? Niemals!
    Zu sehr war Carlton sich seiner Pflicht bewusst, und auch sein Stolz verbot es ihm.
    Dennoch konnten die eifrigsten Klatschmäuler nicht widerstehen, ein so pikantes Gerücht in Umlauf zu bringen.
    „Nun?“, drängte La Valentina. „Bekomme ich noch eine Antwort von Ihnen?“
    „Die Sache ist die ...“, begann Harry, hielt dann jedoch inne. Er gehörte nicht zu den vielen Verehrern dieser Dame. Da er von dem Gerücht über sie und Vincent gehört hatte, beschloss er, es gleich im Keim zu ersticken. „Vinnie ist auf dem Land, Madam.
    Seine zukünftige Braut ist auf Besuch bei seiner Mutter, und ...“ Ihm blieb das nächste Wort buchstäblich im Hals stecken, als die Geliebte seines Bruder ihn mit finsteren Blicken bedachte.
    „Soll ich das etwa so verstehen, dass Carlton zu heiraten gedenkt?“ Entsetzen und Wut spiegelten sich deutlich in ihrem Gesicht wider. Offenbar hatte sie es sich erlaubt, ein wenig an die Gerüchte über einen bevorstehenden Antrag von Vincent zu glauben.
    So unbehaglich Harry auch zumute war, er würde seinen Mann stehen. „Sicher doch“, log er schamlos. „Das war schon abgemacht, als Cassandra noch ein kleines Mädchen war. Natürlich wurde es nicht öffentlich bekannt gegeben, aber die Familien waren sich einig.“
    „Ach, tatsächlich?“ La Valentina schien einen Moment sprachlos zu sein. Dann nickte sie Harry nur kurz zu und segelte stolz erhobenen Hauptes majestätisch davon, direkt auf den Prinzregenten zu, der gerade angekommen war und zu ihren glühendsten Verehrern gehörte.
    Flüchtig wurde Harry von Unruhe gepackt, als er sich fragte, was Vinnie wohl dazu sagen würde, wenn diese kleine Notlüge bekannt wurde. Das würde sich wohl kaum verhindern lassen. Wahrscheinlich würde er einen Kinnhaken verpasst kriegen – und von Vinnie verdrescht zu werden, der immerhin zu den wenigen sehr guten Boxern gehörte, denen sogar die Ehre zuteil wurde, gegen Gentleman Jackson höchstpersönlich in den Ring zu treten, konnte nicht gut ausgehen. Eine blutige Nase war das Mindeste, was er erwarten durfte. Harry seufzte. Verdient hätte er es ja.
    Was hatte ihn nur dazu veranlasst, solche Lügenmärchen in die Welt zu setzen?
    In glücklicher Unkenntnis der Dinge, die sich in London abspielten, war Vincent am folgenden Morgen damit beschäftigt, seinen Gästen ein passendes Pferd zu besorgen.
    „Ich weiß, dass Sie eine sehr gute Reiterin sind“, wandte er sich an Cassandra. „Jack hat oft von Ihren großartigen Sprüngen über die Zäune geschwärmt.“ Als er bemerkte, wie sie betroffen den Blick senkte, fügte er hastig hinzu: „Verzeihen Sie.
    Ich wollte Sie nicht verletzen.“
    „Nein, nein, das haben Sie nicht. Lange Zeit konnte ich es kaum ertragen, an Jack zu denken. Der Verlust war einfach zu überwältigend ...“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber vor Kurzem ist Jack in gewisser Weise wieder zu mir zurückgekehrt. Er war fort, doch nun habe ich irgendwie das Gefühl, dass er mir nahe ist.“ Bei Vincents betretenem Blick errötete sie. „Sie werden denken, die Trauer hat mir den Verstand getrübt.“
    „Keineswegs. Sie standen sich beide sehr nahe. Zunächst konnten Sie Ihre Trauer kaum ertragen, doch nun fangen Sie an, sich an die glücklichen Zeiten zu erinnern.“
    Cassie nickte. Gewiss stimmte es, was er sagte, aber es war nicht nur das. Jeder vernünftige Mensch musste sich über sie wundern, das wusste sie. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass ihr Bruder versuchte, sich in Gedanken mit ihr in Verbindung zu setzen. Als Kind hatte sie sehr oft gespürt, wenn Jack etwas von ihr wollte, ohne dass er es ihr hatte sagen müssen. Allerdings war er damals am Leben gewesen.
    Vincent wandte sich an Sarah, die an seiner anderen Seite ging. „Und Sie, Miss Walker? Reiten Sie auch so gut wie Miss Thornton?“
    „Aber nein!“, rief Sarah fast

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