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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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Missbilligung hervorrufen, sollten Sie dieses schreckliche Laster zugeben. Ich verspreche, es Ihnen nicht zum Vorwurf zu machen.“
    „Oh, ich würde nicht im Traum daran denken, es vor anderen Leuten zuzugeben“, sagte Cassie mit einem Augenzwinkern. „Und ich glaube auch nicht, dass Sie jemals das Vertrauen einer Dame enttäuschen würden.“
    Vincent verbeugte sich knapp. „Sie berufen sich also auf meine Ehre als Gentleman, dass kein Wort unseres Gesprächs über meine Lippen kommt. Wirklich sehr klug.“
    Cassie lachte, und Vincent fand, ihre leicht heisere, tiefe Stimme klang bezaubernd.
    „Das ist wohl einer jener Vorteile, von denen wir sprachen, Mylord. Meinen Sie nicht?“
    Er lächelte anerkennend. „Nun gehen wir besser zu den anderen zurück, Miss Thornton. Ich habe unser kleines Tête-à-tête sehr genossen. Es war besonders aufschlussreich.“
    Der Ausdruck in seinen Augen ließ Cassie erröten. Hatte sie zu viel gesagt? Sein neckender Humor hatte ihr das Gefühl gegeben, offen mit ihm reden zu können.
    Jetzt allerdings fragte sie sich, ob er sie vielleicht für zu locker hielt.
    Zumindest hoffte sie, dass sie sich irrte. Es war wichtig, was Lord Carlton von ihr hielt, denn er und seine Mama würden ihr die Türen zur Londoner Gesellschaft öffnen.
    Eine Stunde später saß Cassie allein vor der Kommode in ihrem Schlafzimmer und bürstete sich das Haar. Im Kerzenschein schimmerten ihre kastanienbraunen Locken rötlich. Sie hatte Janet zu Bett geschickt, nachdem jene ihr dabei geholfen hatte, das Kleid aufzuhaken.
    Es war ein schöner Abend gewesen. Lady Longbourne hatte sich als aufmerksame Gastgeberin erwiesen, die darüber hinaus einen unwiderstehlichen Charme besaß.
    Sicher gefiel sie sich ein wenig zu sehr in der Rolle der armen, kranken Frau, allerdings konnte sie sehr lebhaft sein. Cassie hatte sich seit langer Zeit nicht mehr so gut unterhalten.
    Aus Lord Carlton wurde sie nicht recht schlau. Sie mochte, was sie bisher von ihm gesehen hatte, glaubte aber, dass er seine wahren Gefühle hinter einer Maske der Leutseligkeit verbarg. Konnte es sein? War er wirklich so liebenswürdig, wie er schien?
    Cassie blies die Kerze aus, trat ans Fenster und zog die Vorhänge leicht zurück. Es herrschte Dunkelheit, da der Mond hinter den Wolken verschwunden war, und so konnte sie nichts sehen. Seltsam unruhig wandte sie sich wieder ab und wünschte, sie hätte daran gedacht, sich ein Buch aus Lord Carltons Bibliothek mitzunehmen.
    Bei dem Gedanken an den erwartungsvollen Ausdruck in seinen Augen, als sie zum ersten Mal die Decke erblickte, musste Cassie lächeln. Hatte er geglaubt, sie würde mit Entsetzen oder Verlegenheit reagieren? Nun, er war offenbar mit ihrer Haltung einverstanden gewesen. Sie hatte das Gefühl, eine Art Probe bestanden zu haben.
    Aber warum es Lord Carlton gefallen sollte, dass sie nicht besonders zimperlich war, konnte sie sich nicht vorstellen.
    Sie musste lachen. Wie so oft ging die Fantasie mit ihr durch.
    „Du biegst dir die Dinge zurecht, wie sie dir gefallen“, hatte Jack ihr einmal vorgehalten. „Das Leben ist nicht so, Cassie. Wenn du nicht aufpasst, kleine Schwester, wird man dich eines Tages sehr verletzen. Und das möchte ich nicht.“
    Cassie lächelte. Sie rechnete nicht damit, von jemandem jemals wieder so sehr geliebt zu werden wie von ihrem Bruder.
    Vincent stand im Garten und blickte zu Cassies Fenster hinauf. Hinter den Vorhängen war es dunkel. Sie schlief wohl bereits. Seine Erinnerung an Jacks Schwester hatte ihn nicht getäuscht. Sie war eine außergewöhnliche Frau.
    Der Gedanke an Jack weckte den vertrauten Schmerz in ihm. Gütiger Himmel, würde er denn nie von dieser Tortur befreit werden?
    „Ich tat, was ich für richtig hielt“, flüsterte er. „Ich wollte nicht, dass du stirbst, Jack.
    Vergib mir bitte ... Ich wollte nicht, dass du stirbst.“
    Die Erkenntnis, wie sehr Cassie an ihrem Bruder gehangen hatte, machte seine Lage nur noch schwieriger und seine Schuld drückender.
    Würde er ihr je die Wahrheit gestehen können? Und wenn er es tat, würde sie ihm vergeben?

3. KAPITEL
    „Und wo ist Carlton?“ La Valentina richtete mit kaum unterdrückter Ungeduld den Blick ihrer wunderschönen Augen auf Sir Harry Longbourne. „Ich habe ihn seit einer Woche nicht gesehen.“
    La Valentina, eine gefeierte Opernsängerin, wurde nicht nur wegen ihrer wundervollen Stimme bewundert, sondern auch wegen ihrer exotischen Schönheit.
    Zahlreiche Gentlemen

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