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04 - komplett

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Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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weil sie hofft, das Mädchen erhielte als Ausgleich für den Titel, den der Junge einmal erben wird, durch die Altersrangfolge eine etwas bessere Stellung im Familienverband. Zudem steht außer Frage, dass Mädchen nicht so ungezogen wie Knaben sind!“
    „Dann wird sie sicher recht behalten“, scherzte Kit, „schon weil das Kind es nicht wagen wird, als Junge auf die Welt zu kommen!“
    Darauf lachten beide; Eleanor aber fügte an: „Ich weiß genau, dass beide das Ungeborene vorbehaltlos lieben, gleich, ob es männlich oder weiblich beschaffen ist ...“ Vor Rührung versagte ihr die Stimme, worauf Kit ihre Hände sanft in die seinen nahm.
    „Trösten Sie sich, Nell“, sprach er zu ihr, „es wird alles gut.“ Damit legte er seinen Arm um sie und streichelte sie zärtlich, bis ihr Zittern nachließ. Eleanor lehnte den Kopf an seine Schulter und schloss die Augen, ohne mit sich zu rechten, ob sie seinen Trost annehmen durfte oder nicht.
    Dann endlich trat Charlotte durch die Tür, worauf beide aufsprangen.
    „Wie geht es Beth?“, fragte Eleanor drängend.
    „Sie ist wohlauf“, antwortete Charlotte erleichtert lächelnd. „Der Arzt meint, dass es keinen Grund zur Sorge gibt, sie aber noch ein paar Tage vorsichtig sein soll. Es versteht sich von selbst, dass Beth großen Wirbel darum macht, für eine Weile ans Bett gefesselt zu sein! So kann ich nur hoffen, dass ihr sie morgen besuchen kommt, damit sie auf ihrem Krankenlager etwas Ablenkung hat!“
    Auf der kurzen Fahrt zur Montague Street schwiegen Kit und Eleanor. Im Haus dann aber, als sie ihrem Gatten eine gute Nacht wünschte und sich anschickte, die Treppe hinaufzugehen, legte er ihr die Hand auf den Arm.
    „Auf ein Wort, Nell“, bat er.
    „Ich bin sehr müde, Kit“, antwortete sie, wohlwissend, dass sie abweisend klang, „ja, erschöpft sogar! Der Abend hatte es in sich ...“
    „So wird ein Gläschen Wein Ihnen etwas Kraft geben und einen tieferen Schlaf bescheren“, erwiderte er. „Lassen Sie uns gemeinsam eines trinken!“
    Eleanor zauderte und nickte dann. Der Vorschlag schien verlockend, doch beschloss sie, nicht lange zu verweilen oder sich gar in schwierige Themen verwickeln zu lassen.
    Kit nahm ihr das Cape ab und geleitete sie in den Salon. Das Feuer im Kamin flackerte fröhlich, und während Eleanor sich setzte, merkte sie, wie sehr Beths Unfall und die anschließende Zeit des Wartens auf Gewissheit sie zermürbt hatten.
    Unter gesenkten Lidern beobachtete sie ihren Gemahl, der den Wein einschenkte.
    Dass er keinen Diener dazurief, bewahrte die gemütliche, familiäre Atmosphäre, und als sie das Weinglas aus seinen Händen entgegennahm, berührten ihre Finger die seinen. Dabei wurde sie unversehens, wie neuerdings immer häufiger, von einem Gefühl der Einsamkeit überfallen.
    Kit setzte sich ihr gegenüber. „Eleanor“, sprach er sie behutsam an, während der rubinrote Wein in seinem Glas das Kaminfeuer widerspiegelte, „ich möchte Ihnen eine Frage stellen.“
    „Ach ja?“, wunderte sie sich. „Dann fragen Sie, Mylord!“
    Doch Kit zögerte, was ungewöhnlich für ihn war. Erst ließ er seinen Blick durch den Raum wandern, dann zu ihr zurückkehren und eindringlich auf ihr ruhen. Eleanor wurde von einer Vorahnung überfallen, als ob das, was ihn beschäftigte, direkt mit ihr in Verbindung stand.
    „Als wir nach Beths Sturz auf Nachricht warteten ...“, begann er stockend, „... sagten Sie, dass Sie es nicht ertragen könnten, stieße ihr dasselbe zu ...“ Damit richtete er sich im Sessel auf. „Was haben Sie damit gemeint, Nell?“
    Gefasst hörte Eleanor ihm zu; weder Erschrecken noch Verzweiflung befielen sie, nur Verwunderung darüber, wie unbedacht sie sich verraten hatte, obwohl sie doch die Wahrheit über ihre Fehlgeburt so lange schon in ihrem Herzen verschloss.
    „Sagte ich das, Mylord?“, hörte sie sich fragen. „Mir fehlt jede Erinnerung daran!“
    „Ich habe jedes Wort genau gehört“, insistierte er und ließ seine Gemahlin nicht aus den Augen. Da dämmerte ihr, dass sie ihm diesmal nicht durchs Netz zu gehen vermochte.
    „Ich verstehe trotzdem nicht ...“, setzte sie versuchsweise an.
    „Das glaube ich Ihnen nicht“, unterbrach Kit sie und stellte sein Glas ab. „Sie meinten, es nicht verwinden zu können, wenn auch Beth ihr Kind verlieren müsse.
    Stimmt das nicht, Eleanor?“
    Benommen schloss sie die Augen und nahm nichts weiter wahr als den tanzenden Feuerschein hinter ihren

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