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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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stehlen können, also glaube ich nicht, dass er wirklich schlecht ist.“
    Janet schüttelte nur den Kopf. „Eines Tages werden Sie sich noch in große Schwierigkeiten bringen, mein Kind. Und nicht immer wird ein Gentleman wie Seine Lordschaft Ihnen zur Hilfe eilen.“
    „Ich weiß, Janet“, sagte Cassie angemessen zerknirscht.
    Wirklich, sie musste Lord Carlton sehr dankbar sein. Inzwischen wusste sie, dass er freundlich und großzügig war und darüber hinaus auch noch über Humor verfügte.
    Wie sie sich insgeheim eingestehen musste, war er genau die Art Gentleman, die sie in London zu treffen gehofft hatte. In Gegenwart eines so ungezwungenen Mannes konnte man sich nur wohlfühlen. Im Grunde war er fast vollkommen. Cassie seufzte unwillkürlich. Leider schien er nicht viel mehr als Freundschaft für sie zu empfinden.
    Schnell verscheuchte sie den Gedanken und konzentrierte sich lieber auf die bevorstehende Reise. In London würde sie gewiss andere Gentlemen kennenlernen, die sie – oder ihr Vermögen – anziehend fanden.
    Am nächsten Morgen machte man sich auf den Weg nach London. Tatsächlich schien es so, als wäre der gesamte Haushalt unterwegs, da Lady Longbourne nie ohne ihre Zofe Margaret und ihre persönliche Garderobiere Anne reiste. Beide fuhren in einer zweiten Kutsche zusammen mit Janet – Ihre Ladyschaft wusste allerdings nichts von Taras Anwesenheit – und dem Großteil des Gepäcks, das auch dieses Mal aus unzähligen Koffern, Truhen und Hutschachteln mit den nötigsten Habseligkeiten Ihrer Ladyschaft bestand.
    Lord Carlton konnte lediglich mit dem Kopf schütteln, machte aber keine Bemerkung, sondern stieg nur auf seinen prächtigen schwarzen Hengst, der, durch die Verspätung bereits unruhig geworden, ungeduldig zu tänzeln begann.
    Endlich machten sie sich auf den Weg – zwei Kutschen, neben den Kutschern jeweils ein Reitknecht und hinter der Kutsche ein weiterer Reiter, sodass sie selbst im Falle eines Unfalls vorbereitet sein würden. Aufgrund des anhaltend trockenen Wetters gab es nicht so viele tiefe Furchen auf der Landstraße, wie man sonst hätte erwarten können. So schaukelte die Kutsche sanft hinter dem Gespann einher, vier vollkommen aufeinander abgestimmte Graue, die Lord Carlton persönlich für seine Mutter ausgesucht hatte.
    „Jetzt können wir es uns gemütlich machen“, sagte Lady Longbourne. „Ach, du meine Güte! Habe ich etwa mein Riechfläschchen vergessen?“ Sie sah sich nach ihrem Retikül um, doch Cassie tastete auf dem Sitz danach und fand es für sie. „Oh, vielen Dank, meine Liebe. Es wäre mir gar nicht lieb gewesen, den Kutscher schon so bald zu bitten anzuhalten.“
    „Nein, Mylady, in der Tat“, meinte Cassie lächelnd. „Oder Lord Carlton, was das angeht. Gentlemen verstehen einfach nicht, dass man gewisse Dinge nun einmal bei sich haben muss, oder?“
    „Sie haben vollkommen recht“, erwiderte Ihre Ladyschaft. „Nicht, dass Vincent je seine Ungeduld zeigen würde. Sein Vater hingegen war ein sehr schwieriger Mann.
    Er weigerte sich oft, mit mir zu verreisen.“ Ein Seufzer entfuhr ihr. „Mein geliebter Bertie war so anders. Er fand nie etwas zu anstrengend. Männer wie er sind sehr selten.“
    „Haben Sie deswegen nie daran gedacht, ein weiteres Mal zu heiraten?“, fragte Cassie behutsam und errötete, als Lady Longbourne sie verblüfft ansah. „Verzeihen Sie, das war unverschämt von mir. Dennoch – Sie sind jung genug, um sich der Gesellschaft eines Gentlemans erfreuen zu können.“
    „Ja, das mag wohl sein“, lenkte Lady Longbourne nachdenklich ein. „Carlton ist einunddreißig, aber ich war noch ein halbes Kind, als ich seinen Vater heiratete.
    Gerade siebzehn. Eine Greisin kann man mich wohl noch nicht nennen.“
    „Aber nein!“, riefen Sarah und Cassie wie aus einem Mund.
    „Es lag an meiner Gesundheit, wissen Sie“, erklärte Lady Longbourne. „Nachdem Bertie gestorben war, wollte ich nicht mehr leben. Wir waren so sehr ineinander verliebt.“ Sie errötete wie ein junges Mädchen. „Als junges Ding hörte ich immer, die Liebe sei nicht wichtig. Aber ich muss Ihnen sagen, meine Lieben, dass das nicht stimmt. Wenn Sie die Wahl haben sollten, nehmen Sie auf jeden Fall den Mann, der Sie glücklich machen kann. Ein Vermögen oder eine hohe Stellung sind im Vergleich dazu nichts.“ Sie lachte verlegen. „Sehr indiskret von mir, ich weiß. Solche Ratschläge werden Sie von niemandem sonst erhalten, das können Sie mir glauben.

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