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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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Aber ich möchte nicht, dass Sie sich unglücklich machen, indem Sie Ihr Herz verleugnen.“
    Cassie beugte sich impulsiv vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Wie glücklich wir uns doch schätzen können, Sie gefunden zu haben, Mylady. Ich weiß nicht, wie es geschehen ist, aber ich habe Sie in dieser kurzen Zeit sehr lieb gewonnen.“
    Sarah pflichtete ihr eifrig bei, und sie begannen in bester Stimmung über die Freuden zu plaudern, die sie in London erwarteten. Wiesen, Felder und Wälder, danach Dörfer und Städte und dann wieder freies Land wechselten einander ab. Bis sie plötzlich von einem lauten Pistolenschuss unterbrochen wurden. Gleich darauf folgten zwei weitere Schüsse.
    „Lieber Himmel!“, schrie Lady Longbourne erschrocken. „Was in aller Welt war das?“
    Die Kutsche kam ruckend zum Stillstand. Cassie steckte den Kopf aus dem Fenster und sah Lord Carlton mit großer Geschwindigkeit auf sie zureiten. Direkt neben der Kutsche zügelte er abrupt seinen Hengst. Seine finstere Miene verhieß nichts Gutes.
    „Was ist geschehen, Mylord? Waren das Schüsse?“
    „Es gibt keinen Grund zur Sorge“, erwiderte Vincent knapp. „Ich habe den Schurken verjagt. Er wollte mich überrumpeln, aber ich hatte ihn schon vor einer ganzen Weile bemerkt.“ Er stieg ab, öffnete den Kutschenschlag und sah besorgt nach Lady Longbourne, die sich Luft zufächelte und den Eindruck erweckte, sie könnte jeden Moment in Ohnmacht fallen. „Verzeih, Mama. Ich wollte dich um nichts in der Welt erschrecken, aber ich hielt es für das Beste, den Kerl mit einem Warnschuss zu verscheuchen.“
    „Mein ... mein Riechfläschchen“, flüsterte Ihre Ladyschaft. Sofort hielt Sarah ihr den kleinen silbernen Flakon unter die Nase, und bald ging es ihr besser. „Du hast mir doch versichert, es gebe keine Wegelagerer auf dieser Landstraße, Carlton!“ Ihr Ton war vorwurfsvoll, als machte sie ihren Sohn persönlich verantwortlich für diesen empörenden Vorfall.
    „Es muss nicht unbedingt ein Wegelagerer gewesen sein, Mama. Vielleicht führte der Mann gar nichts im Schilde, doch als ich bemerkte, dass wir verfolgt wurden, hielt ich es für das Beste, ihn zu verschrecken.“
    Cassie sah, dass seine Mutter ihn gekränkt hatte, und ärgerte sich ein wenig über Lady Longbournes Gefühllosigkeit. Er hatte schnell gehandelt und ohne einen Gedanken an seine eigene Sicherheit. Denn wenn der Fremde einen Überfall geplant hätte, hätte er die Schüsse Seiner Lordschaft bestimmt erwidert. Der Gedanke, Lord Carlton könnte verletzt oder gar tot sein, war so unerträglich für sie, dass sie entsetzt den Atem anhielt. Als er sie daraufhin ansah, errötete sie heftig.

    „Es war sehr gedankenlos von mir“, entschuldigte er sich. „Ich fürchte, ich habe auch Sie aufgeregt, Miss Thornton und Miss Walker.“
    „Nein, ganz und gar nicht“, beeilte Cassie sich, ihn zu beruhigen. „Ich war ein wenig erschrocken, mehr nicht. Aber Sie wollten nur Schlimmeres verhindern, Mylord. Es wäre fürchterlich gewesen, wenn der Mann auf Sie geschossen und unsere Kutsche überfallen hätte. Ich finde, wir müssen Ihnen für Ihren Mut danken.“
    Vincent schüttelte den Kopf. „Ich bin mir gar nicht so sicher, dass er uns Böses wollte, denn er versuchte, sich zu verstecken, und ritt schnell davon, als ich die Warnschüsse abgab.“
    Lady Longbourne hatte ihre Fassung wiedergewonnen. „Nun, ich vergebe dir, Carlton. Du wolltest mir bestimmt kein Herzklopfen verursachen.“
    „Ich bin untröstlich, Mama“, erwiderte Vincent voller Zuneigung. „Sie können beruhigt sein, meine Damen. Ich glaube nicht, dass der Mann uns wieder behelligen wird.“ Er tippte sich mit der Hand an den Hut. „Wir werden einige Meilen weiter an einem Gasthof halten, um Erfrischungen zu uns zu nehmen. Ich entschuldige mich noch einmal für die Störung, meine Damen.“
    Cassie lehnte sich aus dem Fenster und sah ihm nach. Was für ein gut aussehender Mann er doch war! Und mit welcher Zurückhaltung er sich verhalten hatte. Sie fragte sich, ob er jemals die Geduld verlor. Vielleicht war er ein Mann, der keine tiefen Gefühle kannte?
    Hätte sie gesehen, wie Mr. Carter am Abend zuvor von seinem ausnehmend wütenden Herrn aus dem „Hare and Hound“ geworfen worden war, hätte sie festgestellt, dass Lord Carlton sehr wohl zu heftigen Gefühlen fähig war. Doch da sie nichts davon ahnte, hielt sie ihm nur zugute, dass er trotz der offensichtlichen Provokation seiner Mutter

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