04 - Wohin die Zeit uns treibt
sie hielt nicht an. Sie war ein Trottel gewesen, als sie daran geglaubt hatte, dass ein Mann wie er helfen könnte. Viel besser, sie versuchte selbst, in Verhandlung mit den Terroristen zu treten. Dabei würde sie zumindest kein Mitgefühl erwarten.
Als er ihren Arm packte, wirbelte sie herum. Die Wut gab ihr die Energie, die ihr der Mangel an Schlaf und Essen geraubt hatte.
„Ich habe gesagt, Sie sollen eine verdammte Minute warten."
„Sie haben mir schon Ihre wohlüberlegte Meinung dargelegt, Mr. O'Hara. Kein Bedarf an weiteren Diskussionen. Ich weiß nicht, was Mr. Forrester in Ihnen sah. Ich weiß nicht, warum er mich zu einem Mann geschickt hat, der lieber in einer schäbigen Kneipe Whisky kippt als Menschenleben rettet. Ich habe einen Mann mit Mut und Mitgefühl gesucht und einen abgehalfterten, schmutzigen Betrunkenen gefunden, der sich um nichts und niemanden sorgt."
Das saß, mehr, als er erwartet hätte. Fest hielt er ihren Arm umfasst. „Sind Sie fertig? Sie machen eine Szene."
„Mein Bruder und meine Nichte sind in der Gewalt einer Terroristengruppe. Meinen Sie, da macht es mir etwas aus, ob ich Sie in Verlegenheit bringe oder nicht?"
„Dazu gehört mehr als ein irischer Rotkopf, um mich in Verlegenheit zu bringen. Aber ich habe etwas dagegen, die Aufmerksam
keit auf mich zu lenken. Alte Gewohnheit. Machen wir einen Spaziergang."
Sie war sehr nah daran, ihm den Arm zu entreißen.
Ihr Stolz brannte darauf. Doch ihre Liebe siegte und ließ ihre Wut abflauen. Schweigend ging sie neben ihm die schmalen Planken hinunter, die zum Wasser führten.
Der Sand hob sich weiß gegen das dunkle Meer und einen noch dunkleren Himmel ab. Einige Boote waren vertäut, warteten auf die Fischer morgen oder die Touristen. Der Abend war ruhig genug, um die Musik aus der Cantina zu ihnen zu tragen, ein Lied über Liebe und die Untreue einer Frau.
„Sehen Sie, Dr. Fitzpatrick, Sie haben mich zu einem schlechten Zeitpunkt aufgetrieben. Ich weiß nicht, warum Charlie Sie zu mir geschickt hat."
„Ich auch nicht."
Er hielt lange genug an, um sich hinter dem Schutz seiner Hände eine Zigarette anzuzünden.
„Was ich meine, ist, die Sache sollte vom ISS
übernommen werden."
Sie war wieder ruhig. Es machte Gillian nichts aus, die Fassung zu verlieren. Aber sie wusste auch, mit Selbstbeherrschung war mehr zu erreichen.
„Das ISS ist genauso hinter der Formel her wie Hammer. Warum sollte ich dem ISS das Leben meines Bruders und meiner Nichte anvertrauen?"
„Weil sie die Guten sind."
Gillian drehte sich dem Meer zu, und der Wind traf sie frontal. „Es ist eine Organisation, geführt von vielen Männern - einige sind gut, einige schlecht, ehrgeizig sind alle, und jeder hat seine eigenen Vorstellungen, was für den Frieden und die Ordnung notwendig ist. Im Augenblick gehört meine ganze Sorge meiner Familie. Haben Sie Familie, Mr.
O'Hara?"
Er zog kräftig an seiner Zigarette. „Ja." Uber der Grenze, dachte er. Er hatte sie seit sieben Jahren nicht mehr gesehen, oder waren es acht? Er hatte sie aus den Augen verloren. Er wusste nur, Carrie machte Filme in Los Angeles, Maddy begeisterte New York in einem neuen Musical, und Alana zog Pferde und Kinder in Virginia auf. Seine Eltern tourten immer noch herum.
„Würden Sie das Leben Ihrer Familienmitglieder einer Organisation anvertrauen? Die sie vielleicht, falls sie glaubt, es sei notwendig, fürs öffentliche Wohl opfert?" Sie schloss die Augen. Der Wind tat gut. „Mr. Forrester hat zugestimmt, dass ein Mann die Rettung meines Bruders und seines Kindes in die Hand nehmen sollte, dem sie wichtiger als die Formel sind. Er dachte, Sie seien der Mann."
„Er war auf dem Holzweg." Terence schnippte die Zigarette in die Gischt. „Charlie wusste, dass ich mit der Arbeit aufhören wollte. Auf diese Art wollte er mich im Spiel behalten."
„Sind Sie so gut, wie er gesagt hat?"
Mit einem Lachen rieb sich Terence übers Kinn.
„Wahrscheinlich besser. Es war nie Charlies Art, anderen auf den Rücken zu klopfen."
Gillian drehte sich wieder um und musterte ihn.
Auf sie wirkte er nicht wie ein Held, mit seinem stoppeligen Bart und den schmutzigen Kleidern.
Aber es war Kraft in seiner Hand gewesen, als er ihren Arm genommen hatte, und sie spürte unterschwellige Gewalt. Er kann leidenschaftlich sein, wenn es um etwas geht, das er will, dachte sie.
Unter normalen Umständen zog sie Männer mit kühlem, analytischem Verstand vor, die ein Problem mit Logik und Geduld
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