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0402 - Die Burg des Unheils

0402 - Die Burg des Unheils

Titel: 0402 - Die Burg des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zivilisierter aussiehst. Nichts gegen dein typisches Outfit, aber es muß nicht jeder sofort erkennen, wer du bist. Verstanden? Vielleicht gibt es in diesem Haus irgendwo Schränke, in denen Kleidungsstücke hängen. Ich werde auch versuchen, mich etwas unkenntlicher zu machen. So viel Zeit muß sein.«
    »Das läßt sich ganz schnell mit Magie…«
    »Nein, es läßt sich damit nicht erledigen. Himmel, Gryf, hast du immer noch nicht kapiert, daß du unter deinesgleichen bist, die dich sofort durchschauen, wenn du einen magischen Trick anwendest? Auf der Erde bist du einer von ganz wenigen Para-Begabten. Hier aber bist du einer von allen! Capito, amigo?«
    Gryf seufzte. »Ich beuge mich deiner drohenden Faust«, murmelte er.
    Sie sahen sich um. In der Tat war das Haus gut ausgestattet. Gryf fand ein weißes Kuttengewand, das er gegen seine verblichenen und halb zerrissenen Jeans austauschte. Zamorra entschied sich schließlich für ein helles, weit geschnittenes Beinkleid und eine Art Pullover mit rötlichem Metallicglanz. Er fand Zellstoffknäuel, die wahrscheinlich medizinischen Zwecken dienten, und polsterte damit seine Wangen aus. Wer nun nach einem Fremden in weißem Overall suchte, würde lange suchen können. Die Veränderungen waren zwar nicht gravierend, aber Zamorra machte sich die alte Weisheit zu eigen, daß die geringsten Veränderungen stets die besten waren. Wer sich sein Gesicht gemerkt hatte, würde wohl eine beachtliche Ähnlichkeit feststellen, aber nicht annehmen, daß es sich wirklich um den Gesuchten handelte – zumal, wenn Zamorra sich darum bemühte, etwas anders zu gehen und auch viel lebhafter zu gestikulieren. Den unterschiedlichen Gang besorgte er sich, indem er seinen linken Schuh ein wenig ausstopfte – damit lag seine Sohle etwas höher und zwang ihn zu einer Art Humpeln, die er keinesfalls zufällig vergessen konnte. Zum schnellen Laufen war das zwar hinderlich, aber dann konnte er dieses »Futter« immer noch wieder entfernen.
    Gryf war sprachlos.
    »Wenn ich nicht genau wüßte, daß du Zamorra bist«, sagte er angesichts der kaum merklichen Tarnung, »würde ich dich für einen schlechten Doppelgänger halten.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Das war es ungefähr, was er zu erreichen hoffte.
    »Und wie geht es nun weiter, großer Meister?« fragte Gryf. »Reichen wir höflichst die Bitte um Audienz beim nicht existierenden Oberhaupt eines nicht existierenden Staates ein, oder spielen wir Rambo und nehmen den Palast im Sturmangriff?«
    Zamorra tippte sich an die Stirn. »Du hast immer noch nicht dazugelernt, wie? Man sollte kaum glauben, daß du junger Heißsporn inzwischen achttausend Jahre auf dem Buckel hast. Wir gehen einfach rein. Was sonst?«
    »Ja, was sonst?« seufzte Gryf. »Entschuldige, daß ich geboren bin. Sonst hätte ich nicht fragen können.«
    Der Parapsychologe winkte ab. Er hatte nicht vergessen, vorsichtshalber den Betäuber, diesen unscheinbar kleinen Gegenstand, aus dem weißen Wächter-Overall in seine jetzige Zivilkleidung umzustecken. »Sag mal, Gryf, wofür werden diese Betäuber normalerweise eigentlich benutzt? Aus euren bisherigen Andeutungen ersehe ich, daß es auf dem Silbermond doch keine Kriminalität gibt, was ich mir allerdings sowieso nur schwer vorstellen kann…«
    »Bei einem Volk von Telepathen?« grinste Gryf. »Aber du hast recht. Nein, ich erlebe diese Waffen hier zum ersten Mal. Wie die Roboter, wie vieles andere. Es hat sich eine Menge verändert, und das gefällt mir alles nicht mehr, ich sagte es wohl schon.«
    Zamorra nickte.
    »Wir müssen also befürchten, daß diese Betäuber vielleicht auch der Meegh-Technik entstammen…«
    »Dann hätten die Meeghs zum ersten Mal in der Geschichte ihrer Existenz eine Waffe entwickelt, die nicht unverzüglich tödlich wirkt«, zweifelte Gryf. »Also los, worauf warten wir noch? Auf besseres Wetter?« Er verließ das Organhaus und deutete zum wolkenlosen blauen Himmel empor.
    Zamorra grinste.
    Sie machten sich auf den Weg. Der Palasttempel war nicht zu verfehlen, es handelte sich um das größte Gebäude der Organstadt. Es überragte alle anderen und war schon von weit her deutlich erkennbar.
    Zamorra ging davon aus, daß es keine direkten Kontrollen gab. Bei seinen bisherigen Aufenthalten war ihm zumindest nicht aufgefallen, daß den Bewohnern der Stadt der Zutritt erschwert oder gar verwehrt wurde. Wächter würden allenfalls ein Auge auf zwei gewisse Fremde halten, die sie für Gryf und

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