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0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt

0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt

Titel: 0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass meine Diagnose stimmte.
    Nachdem er sein Glas ausgetrunken hatte, kam er heran und nickte uns kurz zu. Von namentlicher Vorstellung hält man in diesen Kreisen nichts. Tally regelte sofort den technischen Teil der Fahrt.
    »Wir steigen am besten alle in Harrys Karre. Da ist Platz genug. Nachher fahren wir dann wieder hierher oder zu mir, je nachdem. Haben Sie hier einen Wagen, G-man?«
    »Sicher, aber fahren wir ruhig zusammen, das ist einfacher. Meiner ist für vier ein bisschen zu eng.«
    Ich hatte wenig Lust, meinen roten Jaguar hier vorzuführen. Er war ohnehin schon zu bekannt.
    Das große Verkehrsgebrodel war vorbei, und wir hatten ziemlich glatte Fahrt. Nach fünfundzwanzig Minuten erreichten wir das Leichenschauhaus. Als wir ausstiegen, war Tally blass.
    Die Formalitäten waren schnell erledigt, und dann standen wir im kühlen Keller. Ein Mann im weißen Kittel zog einen der großen Metallkästen heraus und schlug das Tuch zurück.
    Tally warf einen kurzen Blick auf die Leiche und fiel lautlos um. Phil war darauf vorbereitet und fing sie auf. Er hob sie mit beiden Armen hoch und brachte sie hinauf.
    Als wir oben waren, saß Tally auf einem Stuhl im Büro, sie hatte wieder etwas Farbe im Gesicht und trank ein Glas klares Wasser.
    Auf dem Rückweg ließ ich an einer Ecke halten, um eine Zeitung zu kaufen. Während der Fahrt überflog ich die Meldungen über das Gangsterstück in der 56. Straße. Ich stellte fest, dass alles drin war, was wir wussten.
    Bei der Kneipe stiegen wir aus, ich bedankte mich bei Harry für die Fahrt. Tally nickte ihm zu und sagte dann zu uns: »Kommen Sie beide mit zu mir, da ist es ruhiger.«
    ***
    Es war nur ein kurzer Weg bis zu dem grauen Haus, in dem sie im ersten Stock ein nett möbliertes Zimmer hatte. Ihre Vermieterin war nicht da. Sie verdiente ihr Geld als Garderobenfrau in einer Bar und kam vor vier Uhr nicht nach Haus.
    An der Tür las ich auf einer handgepinselten Karte, dass Tally mit Nachnamen Brown hieß. Ihr richtiger Vorname war Florence, was ihr wohl zu steif war.
    Sie bot uns Sitzplätze an und hantierte dann eine kleine Weile in der Küche herum. Als sie uns Scotch serviert hatte, nahm sie einen herzhaften Schluck.
    Ich stellte jetzt die Frage, die mich am meisten interessierte.
    »Als wir in das Lokal kamen, weinten Sie, Tally. Warum? Sie konnten doch noch gar nicht wissen, dass Bill tot war.«
    »Doch«, sagte sie und hielt mühsam die Tränen zurück. »Bill war immer so zuverlässig. Ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte, aber es sollte eine große Sache sein. Er wollte bis heute Nachmittag um drei zurück sein. ›Sonst ist es schiefgegangen, und du brauchst nicht mehr mit mir zu rechnen‹, sagte er nur. Und abends war er noch nicht da und kein Anruf und nichts.«
    »Mit wem hat er zusammengearbeitet?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Weiß ich nicht. Die Kerle habe ich nie gesehen. Aus dieser Gegend stammen sie nicht.«
    »So was braucht doch Zeit zur Vorbereitung. Er muss sich mit denen getroffen und den Plan beredet haben. Lesen Sie erst mal die Zeitung, damit Sie überhaupt richtig im Bilde sind.«
    Ich gab ihr die Nachtausgabe, und dann tranken wir still unseren Scotch. Phil steckte ihr eine Zigarette an, die sie ganz automatisch nahm. Nach zehn Minuten legte sie das Blatt mit fahrigen Bewegungen weg. Sie runzelte die Stirn.
    »So vor zehn Tagen oder so, da sagte Bill: ›Ich habe einen Spezialisten kennengelernt, der weiß was, worauf noch keiner gekommen ist.‹ So ähnlich war’s. Ich wollte wissen, ob es eine Erfindung war, und da lachte er.«
    Phil schaltete sich jetzt ein.
    »Was haben die anderen denn vorhin gesagt, während wir draußen waren?«
    Tally musste wieder ihren Kopf strapazieren.
    »Ach, einige wollten nichts damit zu tun haben; die anderen sagten, es ist eine Schweinerei, einen kleinen Jungen zu kidnappen, ganz egal wie reich seine Leute sind. Aber wer dahintersteckt, weiß auch keiner. Es sind nie Fremde aufgetaucht, die nach Bill gefragt haben. Nur der Wirt hat mal ein Telefongespräch angenommen. Damit ist auch nichts anzufangen.«
    Ich schrieb ihr auf, unter welcher Nummer ich zu erreichen war und bat sie dringend, nachzudenken. Sie versprach es mit weit aufgerissenen Augen.
    Beim Wirt fragten wir nach dem Anruf.
    »Das war vor vier Tagen, da rief einer an und wollte Bill sprechen. Bill hatte wohl schon darauf gewartet. Er sagte drei- oder viermal ›ja‹ und damit hatte es sich. Er ging dann gleich weg und kam an dem

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