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0406 - Mörder-Medium

0406 - Mörder-Medium

Titel: 0406 - Mörder-Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gegenwart sein.«
    Amos nickte.
    »Du warst nur dein eigener körperlicher Schatten, nicht wahr?«
    »Ja, so kann man es nennen. Und doch… mußte ich in die Vergangenheit gehen. Sara Moon ist meine Tochter. Meine und die der Zeitlosen. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber ich hatte sie nie gezeugt. Ich wußte nur, daß ich aus der Zukunft kommen würde, um diese Aufgabe nachträglich zu erledigen.«
    »Ein bißchen verworren, das alles«, sagte Amos. »Du wußtest es…? Es war alles vorherbestimmt? Aber…«
    »Der Kreis der Zeit war bis jetzt offen. Aber er mußte sich schließen. Ich wußte nie, aus welcher Zeit ich kommen würde. Ich wußte nur, daß es geschehen mußte, denn Sara Moon mußte ja gezeugt werden.«
    »Es heißt, die Zeitlose und du, ihr hättet euch geliebt.«
    »Ja. Eine geraume Zeit. Und dennoch mußte ich aus der Zukunft zu ihr eilen. Denn erst danach… oder lange bevor… brannte unsere Liebe… irgendwann. Zeit… bei Llyarana, was ist sie? Ein Zustand? Ein Vorgang? Eine Energieform? Alles ist wandelbar, und es kostete mich viel.«
    Amos nickte. »Es hat dich entkräftet.«
    »Weniger die Vergangenheitsreise zum Silbermond, als um so mehr die Zeit vorher, als ich gefangen war, eingefroren, eingesponnen in den Kokon aus gefrorener Zeit. Das zehrte an meiner Substanz. Und wenn es auf dem Silbermond selbst mir nicht anzusehen war, lag es eher daran, daß ich nichts davon wußte und meine Schwäche daher nicht real werden ließ. Hier und heute weiß ich aber davon, und erbarmungslos schlägt sie zu. Auf dem Silbermond aber gab es eine Bindung zwischen mir und meinem anderen Ich. Sie stärkte mich. Das ist vorbei. Ich kann mir selbst keine Kraft mehr zufließen lassen.«
    »Was wirst du tun? Wie kann ich dir helfen, Lichtbruder?« erkundigte sich Amos.
    Merlin lächelte.
    Der Mann, der uralt aussah und in dessen Augen dennoch das Feuer der Jugend loderte, strich über seinen weißen, langen Bart.
    »Ich muß dir abverlangen, die Geschicke Caermardhins noch eine Weile zu lenken«, sagte er.
    Amos sprang auf.
    »Nein!« schrie er. »Tu mir das nicht an! Verlange nicht das von mir! Ich will endlich frei sein!«
    Merlin schüttelte den Kopf.
    »Später«, sagte er. »Später, wenn ich meine Kräfte erneuert habe. Dann werde ich dich aus deiner Verantwortung entlassen können. Nicht eher.«
    »Aber… bei Luzifers Hörnern! Ich habe gefiebert und gebangt, ich habe alles daran gesetzt, dich aus dem Kälteschlaf zu wecken oder magisch begabte Wesen zu finden, die dazu fähig sind… ich habe meine Freiheit geopfert, ein Teil meiner selbst, meines Lebens… viele Monate lang! Ich will nicht mehr. Caermardhin ist nicht meine Welt. Ich kann diese Verantwortung, die mich einschränkt und bindet, nicht länger tragen.«
    »Du wirst es tun müssen. Wer sollte es sonst können?«
    »Zamorra!« schrie Amos. »Oder einer der anderen! Warum ich?«
    »Sie sind Kämpfer, die überall auf der Welt gebraucht werden.«
    »Und ich?«
    »Du wirst hier gebraucht. Dunkler Bruder, ich habe seinerzeit einen schwerwiegenden Entschluß gefaßt, als ich dich als meinen Nachfolger und Vertreter einsetzte. Und der Wächter der Schicksalswaage billigte es!«
    »Er wird auch Zamorra billigen. Setze ihn an meine Stelle. Laß ihn hier in Caermardhin versauern.«
    »Nein. Du bist es, der auserwählt ist, nicht Zamorra. Er ist für andere Aufgaben bestimmt. Du wirst dich damit abfinden müssen.«
    Amos stieß mit einem harten Fauchen die eingeatmete Luft aus. »Ich will nicht, Merlin. Ich weigere mich. Ich habe genug getan, genug gelitten.«
    Merlin schüttelte den Kopf.
    »Du kannst dich nicht weigern«, sagte er einfach.
    »Weshalb? Weil du es so bestimmst? Ich hasse dich!« schrie Amos.
    Abermals schüttelte Merlin den Kopf. Er blieb ruhig und kühl.
    »Dunkler Bruder, weder du noch ich können bestimmen, was geschieht. Wir sind Lenker der Geschicke, wenn der Wächter der Schicksalswaage uns als solche einsetzt. Wir können uns den Zwängen nicht entziehen. Wir müssen dienen. Jeder von uns auf seine Weise.«
    »Auch damals, als ich dir als Feind gegenüberstand? Als ich Herr der Hölle war?«
    »Auch damals«, sagte Merlin. »Jeder von uns auf seine Weise. Ich muß es dir noch einmal abverlangen.«
    Der alte Zauberer erhob sich. »Ich gehe jetzt«, sagte er.
    »Nein!« schrie Amos. Er sprang auf ihn zu, umkrallte Merlins Arm. »Nein! Warte noch! Gib mir Zeit. Laß mich wenigstens für eine kurze Weile zwischendurch meine Freiheit

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