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0406 - Mörder-Medium

0406 - Mörder-Medium

Titel: 0406 - Mörder-Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gemacht. Gesprochen hatte er erst viel später, etwa nach dem dreißigsten Versuch. Aber seine Stimme war im Lauf der Zeit immer deutlicher geworden.
    »Kaithor«, wiederholte Retekin drängender. »Wo bist du? Melde dich.«
    Tokolev beobachtete das Medium. Lena hatte die Augen geschlossen. Jetzt öffnete sich langsam ihr Mund, wie unter Zwang. Die Zähne wurden sichtbar. Etwas quoll aus dem Mund hervor, einer feinen Rauchwolke gleich, die sich mehr und mehr verdichtete.
    Ektoplasma.
    Immer noch surrten die Kameras und zeichneten auf. Bilder wie jedesmal bisher. Nichts grundlegendes Neues. Dr. Tokolev rechnete auch nicht damit. Aber jetzt, da das Ektoplasma sich verdichtete, begannen sich seine Nackenhaare aufzurichten.
    Das hatte er bisher noch nicht erlebt.
    Unwillkürlich atmete er flacher.
    Im dunklen Raum und vor dem schwarzen Overall des Mediums war das helle Ektoplasma deutlich zu erkennen. Es festigte sich immer mehr. Die Färbung veränderte sich zu einem dezenten Gelbrosa. Aber immer wieder mischten sich graue und weiße Schlieren hinein.
    Nachschub kam. Inzwischen hatte die Wolke die Größe eines Luftballons erreicht, und immer noch kam mehr hinterher. Es begann eine Gestalt anzunehmen.
    Das war normal. Das Plasma formte sich manchmal zu tierähnlichen Figuren, dann zu geometrischen Gebilden… Manchmal zeigte es sich als langer Stab, dann wieder als vielfach gewundenes Schlangenobjekt…
    Diesmal aber sah es so aus, als versuche es, einen menschlichen Körper nachzuformen.
    Und immer noch folgte Ektoplasma nach.
    Auf der Stirn des Mediums entstanden Schweißperlen. Lena Petrowna atmete tiefer, nahm mehr Sauerstoff auf. Ihre Hände begannen leicht zu zucken.
    Das war nicht normal für sie.
    Tokolev starrte die Plasmawolke an.
    »Kaithor«, drängte Retekin leise. »Warum sagst du nichts? Du bist hier, nicht wahr? Melde dich!«
    Aber Kaithor schwieg. Statt dessen beschleunigte sich der Ausstoß an Ektoplasma. Weit mehr von der feinstofflichen Substanz, und schneller als je zuvor, quoll aus dem Mund des Mediums hervor. Lena Petrowna keuchte. Die Prozedur strengte sie erheblich an.
    Langsam erhob sich Dr. Tokolev. Seine Fäuste waren geballt. Die Knöchel traten weiß hervor. Er wußte, daß etwas nicht stimmte. Dieser Versuch verlief anders als alle anderen. Aber… was stimmte nicht? Warum kam es zu dieser unerhört starken Plasmaproduktion?
    Da schrie Lena Petrowna!
    Und da ertönte brüllendes Gelächter! Höhnisch, drohend! Es war Kaithors hohle Stimme, stärker als jemals zuvor, donnernd wie eine Urgewalt.
    Das Plasma, das in annähernder Menschengestalt inzwischen die Größe eines ausgewachsenen Schäferhundes erreicht hatte, begann zu toben. Der Tisch zerbrach. Lena Petrowna kreischte in schrillem Diskant. Mikrofone zerplatzten. Aus einer der Kameras zuckte eine Stichflamme. Dann explodierten zwei andere aus unersichtlichem Grund. Das Medium rutschte vom Stuhl. Wassil Tokolev sah etwas Riesiges, Massiges auf sich zufliegen und registrierte irgendwie noch, daß es Retekin war, dessen Kopf in einem unnatürlich schiefen Winkel stand. Dann schmetterte ihn eine Titanenfaust zu Boden, und das letzte, was er registrierte, ehe er zusammenbrach und das Bewußtsein verlor, war Kaithors Stimme, deren Lachen jäh verstummte. »Da bin ich!« brüllte der Kontrollgeist. »Ihr habt mich gerufen, jetzt bin ich da!«
    Dann war da überhaupt nichts mehr…
    ***
    Der Geist aus der Hölle beruhigte sich wieder. Impulsiv hatte er zugeschlagen, alles ringsum verwüstet und gemordet. Aber das durfte nicht alles sein. Noch war er nicht restlos erstarkt, um eigenständig agieren zu können.
    Er glitt aus dem verwehenden Ektoplasma und suchte sich einen Wirtskörper. Einen Träger, in dem er hausen konnte, bis er gereift und gestärkt war, daß er endgültig aus sich selbst heraus körperlich existieren konnte.
    Er sog verwehende Lebenskraft in sich auf. Ein Mensch war gestorben. Kaithor übernahm seine Lebensenergie und erstarkte dadurch weiter.
    Dann wartete er ab. Er lauerte auf die nächsten Aktionen der Menschen. Wie würden sie reagieren?
    Fast hätte er einmal mehr höhnisch gelacht. Da mühten sie sich ab, ihn zu studieren und zu erforschen. Dabei wußten sie gar nicht, daß sie zu seinen Forschungsobjekten geworden waren. Er beobachtete sie und analysierte ihre Reaktionen.
    Dabei wußte er schon jetzt genug über sie, um sie versklaven zu können…
    Es bedurfte nur noch der dazu passenden Gelegenheit…
    ***
    Rund

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