0409 - Der Tod im roten Jaguar
Männer in Zivil standen um das ausgebrannte Wrack des Jaguars und neben der Bahre, die man für den Leichnam des Mannes bereithielt, der bei der Explosion umgekommen war.
Detective-Lieutenant Anderson hatte die Leitung der Mordkommission. Als ich ihn ausgemacht hatte, ging ich hin und zupfte ihn am Ärmel. Er drehte sich um, unwillig über die Störung, aber sein Gesicht hellte sich sofort auf.
»Ah, Sie sind das, Cotton. Hallo! Da haben Sie ja wieder einmal Glück gehabt. Sie sehen ja, was von dem armen Kerl übrig geblieben ist, der an Ihrer Stelle in den Jaguar steigen wollte.«
»Sie schneiden da gleich eine wichtige Frage an, Anderson: Warum wollte der Mann überhaupt in meinen Wagen einsteigen?«
»Da fragen Sie mich zu viel. Ein G-man ist es nicht, oder?«
»Nein. Von uns ist es keiner.«
»Dann gibt es eigentlich nur noch drei Erklärungen. Er kann erstens der Mann gewesen sein, der die Sprengladung im Jaguar anbrachte. Irgendein Versehen -und schon flog er mit in die Luft. Selbst solche Art von Betriebsunfällen kommt vor. Oder aber es könnte zweitens jemand gewesen sein, der Ihnen den Jaguar stehlen wollte, Cotton. Es gibt noch die dritte Möglichkeit, dass es einfach ein Liebhaber von solchen rasanten Schlitten war, der nur mal seine Neugierde befriedigen und mal einen Augenblick in dem Jaguar sitzen wollte. Und beim Öffnen der Tür hat es ihn dann erwischt. Mylons, ein Sprengstoffexperte vom Dezernat für Sprengstoffanschläge, mit dem ich eben telefoniert habe, meint, dass es gar nicht schwierig sei, eine Ladung Sprengstoff so in ein Auto zu praktizieren, dass es in die Luft fliegen muss, sobald der Fahrer die Tür aufmachen will.«
»Gut«, stimmte ich zu. »Ihre drei Möglichkeiten hatte ich mir auch schon durch den Kopf gehen lassen. Aber wie auch immer es mit der Leiche stehen mag. Tatsache ist jedenfalls, dass jemand Sprengstoff in den Wagen packte. Und den, Anderson, den sollen Sie finden. Ich darf mich vorläufig nicht um die Geschichte kümmern. Der Chef will uns aus der Schusslinie haben.«
»Vernünftiger Gedanke«, sagte Anderson trocken.
Ich warf ihm einen unfreundlichen Blick zu. Er grinste verständnisvoll.
Wir kamen überein, dass ich den Lieutenant ab und zu anrufen sollte, um mich vom Stand der Dinge zu unterrichten. Und selbstverständlich würde ich das tun, wenn mir noch irgendetwas im Zusammenhang mit dem Lieferwagen einfiele. Danach verabschiedete ich mich von Anderson und ließ Phil von der Halle aus verständigen, dass ich fertig sei. Er kam wenig später mit dem Lift herunter und machte ein ernstes Gesicht.
»Fahren wir erst einmal rüber zum Flugplatz, um uns an Ort und Stelle umzuhören. Vielleicht lässt sich dort doch eine Spur aufnehmen.«
Die Fahrbereitschaft hatte uns eine unauffällige Limousine bereitgestellt, aufgetankt und hielt das Fahrtenbuch schon hin, damit wir den Empfang des Wagens quittierten. Mir saß noch der Schock mit meinem schönen Jaguar in den Knochen, und deshalb sagte ich zu Phil: »Wenn es dir nichts ausmacht, dann fahr du.«
Mein Freund setzte sich also ans Steuer, während ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Wir waren noch keine fünf Minuten unterwegs, da flackerte zum ersten Mal das Ruflämpchen für das Sprechfunkgerät. Ich ergriff den Hörer und meldete den Dienstwagen.
»Dringendes Gespräch, Agent Cotton«, sagte eine der Telefonistinnen aus unserer Zentrale. »Polizeiblitzgespräch aus Washington. Schalten Sie auf Q!«
Unter Q versteht man bei uns eine Frequenz der Sprechfunkgeräte, die von normalen Autoradios nicht abgehört werden kann. Ich drückte diese Taste an unserem Gerät und sagte ordnungsgemäß: »Federal Bureau of Investigation, New York Distrikt, Special Agent Jerry Cotton am Apparat.«
Eine nicht unsympathische, raue und abgrundtiefe Männerstimme drang durch die Leitung.
»Hallo, Cotton! Hier spricht Colonel McFair von der Security Staff des Weißen Hauses. Wir erfuhren gerade, dass Kinsley gekidnappt sein soll. Stimmt das?«
»Es scheint so. Wir sind auf dem Weg zum Flugplatz, wo es passiert ist.«
»Schön. Ich bezweifle nicht, dass ihr G-men überaus tüchtige Burschen seid. Ich möchte Ihnen nur eines sagen, Cotton: Der Fall Kinsley ist von nationalem Interesse. Wenn Sie irgendetwas brauchen, Cotton, was Ihnen Ihre Dienststelle nicht beschaffen kann, dann rufen Sie mich an. Verlangen Sie die Sammelnummer des Weißen Hauses und lassen Sie sich dann mit mir verbinden. Ich sorge dafür, dass kein
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