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0409 - Der Tod im roten Jaguar

0409 - Der Tod im roten Jaguar

Titel: 0409 - Der Tod im roten Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
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Phil folgte den Drähten und riss ein Bündel Decken neben einer Kiste hoch. Eine geballte Ladung von rund einem Dutzend Dynamitpatronen wurde sichtbar. Die Kabel sollten Vier der Patronen zünden. Das hätte gereicht, um die anderen acht mit in die Luft gehen zu lassen. Und wenn zwölf Dynamitpatronen unmittelbar neben fünf Tonnen Sprengstoff explodieren, müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn sich die fünf Tonnen nicht angesprochen fühlten.
    Phil kniete nieder. Behutsam nahm er die geballte Ladung zwischen die Knie. Er besah sie sich einen Augenblick. Ich spürte, wie mir das Herz bis zum Hals schlug. Aus dem schwarzen Kasten in meinen Händen hörte man ein ganz leises, aber um so heimtückischeres Ticktack.
    Mein Freund wickelte eine Hand in eins der Kabel und zog. Als er das erste Kabel heraushatte, sahen wir glitzernde Kupferenden, die kurzgeschlossen waren.
    Phil zog am zweiten. Es schien Ewigkeiten zu dauern. Endlich das dritte. Und schließlich Nummer vier. Ich packte die vier Kabelstränge und riss sie von ihm weg. Er ließ die geballte Ladung sinken, stand auf und kam heran. Durch ein kleines eingeschlagenes Fensterchen grinsten wir uns zu. Aber unsere Gesichter straften unser Grinsen Lügen. Sie waren verzerrt und von Hunderten kleiner Schweißperlen übersät.
    Eine Weile atmeten wir tief. Niemand sagte etwas. Dann steckten wir uns Zigaretten an, ließen die Beine hinabbaumeln, nachdem ich zu Phil auf die Ladefläche geklettert war, und warteten auf die Kolonne der Ehrengäste. Aus dem vordersten Wagen winkte uns jemand zu. Vielleicht war es der Oberbürgermeister. Oder Senator Kinsley. Wir konnten das Gesicht nicht erkennen.
    Neben mir stand der kleine schwarze Kasten des Zeitzünders. Mitten in das Summen der vorbeifahrenden Autos hinein ertönte plötzlich ein scharfes Kläcken. Wir wandten erschrocken den Kopf. Dann wurde mir bewusst, dass das Ticken in dem Kasten aufgehört hatte. Und da musste ich auf einmal lachen. Lachen, als ob sonst etwas Komisches passiert sei. Phil lachte mit. Bis uns die Tränen über die Gesichter liefen.
    ***
    Um fünf Uhr dreißig, am selben Nachmittag, mussten wir mit Mr. High beim Commissioner der Stadtpolizei antanzen. Es gab das übliche Händeschütteln, Auf-die-Schulter-Klopfen und Lobreden.
    Inzwischen wussten wir, dass ein Boot der Flusspolizei den Rest von Hillerys Bande auf einem gestohlenen Motorboot gestellt und festgenommen hatte.
    Nur von dem Schrankkoffer wussten wir nichts, der neben dem Schreibtisch des Oberbürgermeisters aufragte.
    »Es ist eine Million drin«, erklärte uns Crusader später bei einem Drink mit einem fröhlichen Grinsen. »Der OB hatte sie vorsichtshalber lockergemacht. Aber wissen Sie, wann er über Sprechfunk die Übergabe rückgängig machte?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Wann denn? Als wir so sichtlich zufrieden auf dem Truck mit dem Sprengstoff saßen?«
    »Nein. Als der OB sah, dass der Truck auf die Brücke fuhr. In dem Augenblick stand fest, dass die Gangster nicht nur die Million kassieren, sondern auch die Brücke in die Luft jagen wollten.«
    Ich schloss die Augen. Na ja, dachte ich. Er saß auch nicht auf fünf Tonnen hochwertigen Sprengstoffs. Als ich die Augen wieder öffnete, blickte ich in das lächelnde Gesicht von Mr. High. Er hatte Crusaders Erklärung noch gehört, denn er fügte hinzu: »Diese Vermutung des Oberbürgermeisters stimmte, das haben wir bei den Vernehmungen bereits erfahren. Die Gangster wollten tatsächlich in jedem Fall die Brücke sprengen.«
    Er machte eine Pause und sah mich an. »Was Ihren Jaguar betrifft, Jerry«, sagte er, »so habe ich ein bisschen telefoniert. Ihre Versicherung wird ungefähr zweitausend zahlen. Der Rechnungshof in Washington hat mir zugesagt, dass er eintausendfünfhundert übernehmen wird. Die Stadt New York beteiligt sich mit weiteren eintausend Dollar. Schließlich wurde der Jaguar gesprengt, weil man Sie los sein wollte, sobald man Senator Kinsley gekidnappt hatte. Jetzt fragt sich nur, woher nehmen Sie den Rest?«
    Ich rechnete blitzschnell. Dann grinste ich, selig wie ein satter Säugling: »Chef, elfhundert Dollar kann ich abstottern! Wenn sich jemand findet, der für mich eine Bürgschaft übernimmt?«
    Mr. High und Phil öffneten gleichzeitig den Mund.
    »Das ist uns zu gefährlich«, sagten sie. Und schüttelten sich die Hände wie zwei Verschwörer.
    ENDE

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