041 - Der Satanskult
willst du hier?«, schrie er Monty an. »Geh! Verschwinde!«
»Du komischer Diener«, antwortete Monty Cooke gehässig, seinen Triumph auskostend. »Du nimmst den Mund ziemlich voll, findest du nicht auch?«
Hyde hob eine Hand. Er schien Monty schlagen zu wollen. Doch Cooke zeigte jetzt keine Schwäche. Er lächelte mokant, spürte ein Glücksgefühl in sich, wie er es nicht kannte, maß seinen Manager mit verächtlichen Blicken.
»Verschwinde!«, sagte Monty ruhig und selbstsicher. »Du ekelst mich an.«
Da duckte sich Hyde, ließ den erhobenen Arm sinken, senkte die Lider, drückte sich an Monty vorbei und rannte aus der Garderobe. Er glich einem geprügelten Hund, der Angst vor der Peitsche hat. Seine schnellen Schritte verhallten im langen Korridor.
Monty drehte sich wieder zu den Kerzen um, die seltsam flackerten, unheimliche Schatten schufen. Ein kalter Luftzug schien durch die Garderobe zu ziehen.
Monty fröstelte. Jetzt, allein in der Garderobe, belauert von dem Licht der sieben schwarzen Kerzen, jetzt hätte er sich am liebsten umgedreht und wäre davongelaufen. Doch da war die Puppe, die irgendwie herausfordernd auf der Kiste saß. Sie war nicht sein Geschöpf. Er hatte sie noch nie gesehen. Ihre Arroganz reizte ihn, überdeckte seine momentane Angst. Zumal die Puppe ihn noch geringschätzig und herablassend anstarrte. Sie füllte die gesamte Garderobe, schien sich jetzt sogar noch aufzublähen, größer zu werden.
Monty war mit wenigen und schnellen Schritten vor der Kiste, griff nach ihr und schleuderte sie wütend zu Boden. Aber trotz der Wucht, mit der er sie zu Boden warf, landete sie nicht krachend auf den Dielen. Ihr Fall wurde gebremst und abgefangen. Unsichtbare Hände schienen sie zu tragen – wenigstens bildete Monty sich das ein. Sie schwebte zu Boden, und der lange, schwarze Umhang blähte sich wie ein Segel auf. Die Augen ließen nicht ab von ihm, blickten nach wie vor wissend drein.
Monty holte mit dem rechten Fuß aus. Er wollte die Puppe treten, wollte seinen Absatz in ihr Gesicht bohren; er hatte nur den einen Wunsch, diese Augen zu vernichten. Eine unerklärliche Gewalt schien seinen Fuß jedoch festzuhalten. Monty hatte Mühe, ihn langsam auf den Boden zurückzustellen.
Er zuckte zusammen, als die Puppe redete.
»Baut ein Haus der Sünde und Sinnlichkeit!«, verkündete sie nasal und blechern zugleich. »Kommt in den Tempel des Satans! Feiert den Sabbat zu Ehren des Fürsten der Finsternis! Vereinigt euch im Bund der Wissenden, Sterbliche!«
Jetzt trat Monty zu. Seine Schuhspitze traf einen harten, kompakten Gegenstand, der aus dem schwarzen, weiten Umhang hervorschoss und scheppernd an der Wand neben dem Schminkspiegel zerbrach.
Monty hielt den Atem an. Seine eigene Kühnheit machte ihm nachträglich Angst. Zögernd näherte er sich der Wand, bückte sich vorsichtig und lachte auf, als er ein kleines, zerbrochenes Transistorradio identifizierte. Er nahm es in die Hand, ging zurück und stieg über die Puppe hinweg. Dabei verfing sich sein linker Fuß in den Falten des Umhangs. Er stolperte und verlor das kleine Radio. Es kullerte über den Boden und blieb in der geöffneten Tür liegen.
Monty wollte aufstehen, aber es gelang ihm nicht. Die Puppe hielt ihn fest! Er spürte deutlich Finger, die seinen Knöchel umklammerten, Finger, die wie Feuer brannten. Oder bildete er sich das alles nur ein? War er das Opfer dieser magischen und unheimlichen Szenerie?
Er wollte die Puppe abschütteln und stöhnte vor Grauen. Das war doch unmöglich! Diese Puppe konnte doch kein Eigenleben haben! Er sah ängstlich und verstohlen nach seinem Fuß, der in dem schwarzen, weiten Umhang verschwunden war. Endlich bekam er ihn frei. Er raffte sich auf und lief zur Tür.
»Dient mir, Sterbliche!«, hörte er in diesem Augenblick wieder die näselnde Stimme. »Grenzenlos ist die Macht des Satans bis an das Ende aller …« Die Stimme krächzte, wurde undeutlich, erstarb in einem schrillen Pfeifton.
Stille folgte.
Eine Stille, die schon fast schmerzte.
Monty Cooke holte tief Luft und rannte in die Dunkelheit des Korridors, wie von Furien gehetzt, die Angst im Nacken.
Die O'Hara-Stiftung befand sich in einem altehrwürdigen Schloss in der Nähe des Richmond-Parks. Hohe Sandsteinmauern friedeten einen großen Park ein, in dem ein kleiner See lag.
Marvin Cohen hatte die strenge Torkontrolle passiert. Er fuhr mit dem Wagen über den schmalen Kiesweg auf das Schloss zu, parkte und klingelte an
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