041 - Tribute to the King
der Ziegengesichtige während der Gesangseinlage des Barden verschwunden war.
»Das war große Klasse«, lobte er den Sänger.
»Danke, danke, vielen Dank«, erwiderte der Truveer, noch halb ans restliche Publikum gewandt, das sich jetzt allmählich beruhigte und wieder hinsetzte. Dann nahm er sich ein leeres Glas, füllte es mit Whiskey, leerte es zur Hälfte und rülpste herzhaft.
Aruula quittierte es mit einem Grinsen.
»Erinnert dich an zu Hause, was?«, meinte Matt in spöttischer Anspielung auf ihre barbarische Herkunft.
»Fuck you«, versetzte sie, und »Elvis«, der sich scheints angesprochen fühlte, hob die Faust mit abgespreiztem Mittelfinger und sagte: »Hey! Fackjutuu!« (»Fackju« und »Fackjutuu«: Begrüßungsformel in New York City) Er zwinkerte ihr zu. »Ihr kommt aus Nuu'ork, wenn ich mich nicht irre?«
»Aus der Gegend zumindest«, schaltete sich Matt ein, ehe seine Gefährtin antworten konnte. Der Truveer wandte sich jedoch weiterhin an Aruula. »Und wohin seid ihr unterwegs? Auch nach Memvess, nehme ich an?«
»Memvess?« Damit musste wohl Memphis, Tennesse gemeint sein. »Gibts dort was Besonderes?«, fragte Matt.
Jersee beteiligte sich wieder an der Unterhaltung. »Ihr müsst aber von weit hergekomm'n sein, wenns nich wisst, was in Memvess los is!«
Matt zuckte die Schultern.
»Das große Jahrestreffen der Truveer, Mann!«
Und der Truveer präzisierte lächelnd: »Elvis' Himmelfahrt.«
»Elvis'…«,echote Matt lahm, »… Himmelfahrt?«
»Nun sag bloß, ihr habt noch nichts von unserem King Elvis gehört?« Der Truveer klang regelrecht empört.
»Doch, doch«, beeilte sich Matt zu sagen, »natürlich. Nur… Himmelfahrt!«
»Die Nacht, in der unser König wiederkehren und einfahren wird in Greaseland«, erklärte der Barde, »aus dem Himmel herab in seinem Cadillac, um leibhaftig über uns zu regieren… na, erinnert ihr euch jetzt?«
Matt nickte mit gespieltem Eifer. »Oh, klar, jetzt fällts mir wieder ein.« Er lächelte verzeihungsheischend, füllte sein Glas neu und trank.
»Und dort, in diesem Memvess«, wandte sich Aruula interessiert an den Sänger, »triffst du dich also mit anderen wie dir?«
Der Truveer grinste knapp. »Nun, ›andere wie mir‹, das würde ich nicht so sagen - ich bin natürlich einmalig! Aber die anderen sind auch nicht schlecht.« Wieder blinzelte er Aruula zu.
»Wenn ihr nichts anderes vorhabt, geht hin. Es lohnt sich. Unsere Gilde veranstaltet eine große Willkommensfeier für den King.« Er holte zwei Blechdeckel aus einer Tasche seiner Lederjacke und schob sie über den Tisch. »Hier - damit habt ihr in Memvess überall freien Zutritt, auch bagsteydsch. Vielleicht sehen wir uns dort ja wieder.« Seine letzte Bemerkung galt wiederum Aruula allein.
Matt warf ihm einen eisigen Blick zu, dann besah er sich einen der Deckel. Er zeigte Elvis im Seitenprofil und war einer Münze nachempfunden, die im Jahre 2002 anlässlich seines fünfundzwanzigsten Todestags, dem 16. August 1977 geprägt worden war.
Dieser Todestag… Aber ja, das war es! Auf einmal machte die ganze Sache Sinn, ein bisschen jedenfalls…
Matt führte keinen genauen Kalender, aber er behielt doch zumindest den Überblick, was das Verstreichen der Monate anging. Und jetzt war es August.
Es schien also, als sei auch das Datum von Elvis' Todestag über die Jahrhunderte hinweg in Erinnerung geblieben. Die Truveer hatten sich den King of Rock 'n' Roll offenbar zu einer Art Schutzpatron erkoren und harrten seit Ewigkeiten darauf, dass er irgendwann wieder auferstehen werde.
Irgendwie, dachte Matt, wollte der Irrsinn heute kein Ende nehmen…
Mister oder Master Jack brachte auf Jersees Wink hin einen neuen Teller mit »gebackenen Nudeln«, deren Geschmack Matt vage an Krabbenfleisch erinnerte.
»Was sind das eigentlich für Dinger?«, fragte er kauend, und im Grunde bereute er die Frage schon in dem Moment, da er sie stellte.
Jersee erwiderte ungerührt: »Wenn ihr über den Totenacker gekomm'n seid, habt ihr die Tierchen bestimmt schon lebend gesehn - wir nenn' sie Magods.«
Herzhaft biss er in eine besonders dicke Made. »Je frischer die Toten, desto fetter sindse, die Viecher!«
Matt spuckte aus, was er im Mund hatte, griff sich die Whiskeykaraffe, verzichtete auf ein Glas und kippte sich das Gesöff wie ein Verdurstender direkt aus dem Krug in die Kehle!
***
Aruula wälzte sich von einer Seite auf die andere. Sie kam nicht zur Ruhe bei dem Lärm, den ihr Gefährte
Weitere Kostenlose Bücher