0410 - Alptraum-Labyrinth
Furcht.
S’ghotar floh!
Er zog sich zurück, tiefer in das Labyrinth hinein. Sollten Xo und Ghoroc den Vortritt haben! Wenn sie gegen Zamorra versagten – und S’ghotar war dessen sicher, wie er auch wußte, daß Zamorra ihm überlegen war, wenn es ihm doch sogar gelungen war, Asmodis stets Paroli zu bieten und mächtige Herren wie Pluton und Belial zu beseitigen – dann blieb er, S’ghotar, übrig bis zuletzt. Und wenn er dann, wenn Zamorra sich schon auf der Siegerstraße wähnte, zuletzt zuschlug, hatte er vielleicht eine bessere Chance. Dann war Zamorra vielleicht von den anderen Kämpfen her erschöpft…
S’ghotar hatte die ganze Zeit über gehofft, daß er der letzte sein würde, der gegen Zamorra antreten mußte. Aber diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt. Nun wollte er dem Kampf zumindest solange ausweichen, bis die anderen beiden ausgeschaltet waren. Daß sie Zamorra besiegen könnten, glaubte S’ghotar nicht. Das Risiko, daß er aus diesem Grund von den Ewigen getötet werden würde, hielt er für sehr gering.
Schon nach kurzer Zeit konnte er Zamorras Nähe nicht mehr spüren…
...und wurde von blauem Dhyarra-Feuer zerfetzt.
***
Sara Moon fuhr wütend herum. Sie wollte Alpha herrisch zurechtweisen, unterließ es dann aber. Daß Alpha den Dämon mit einem Energieschlag aus seinem Dhyarra-Kristall ausgelöscht hatte, entsprach den von Sara aufgestellten Regeln.
So setzte sie sich wieder mit Zamorra in Verbindung, während sie Alpha mit einem schnellen Wink den Auftrag gab, eine weitere der magischen Waffen zu zerstrahlen.
***
Zamorra glaubte, von einem furchtbaren Schlag getroffen zu werden. Er taumelte und stürzte. Von einem Moment zum anderen glaubte er sich um Jahrzehnte gealtert, und er fühlte vom Rückgrat und den Gliedmaßen ausgehende starke Schmerzen.
»Nein«, murmelte er. »Das ist unmöglich. Es hat doch gar keinen Kampf gegeben… ich bin doch noch gar keinem weiteren Dämon begegnet…«
Ein Hustenanfall erschütterte ihn.
Da dröhnte wieder die Stimme auf.
»Du hast aber auch ein Pech, mein Feind! Diesmal verletzte dein Gegner die Regeln – er floh, ehe es zu einem Kampf kommen konnte, für den er jetzt ausersehen war! Das war sein Tod… denn Feigheit entspricht nicht den Regeln unseres kleinen, tödlichen Spieles…«
Die Stimme machte eine Kunstpause und fuhr dann fort: »Pech für dich, mein Feind. Denn hast nicht du ihn im Kampf töten können – die Folgen hast du gerade erlebt, nicht wahr? Wieder starb etwas von dir… wieder wurde eine deiner Wunderwaffen vernichtet. Du darfst raten, welche du noch besitzt…« Höhnisches Gelächter folgte, das unvermittelt wieder abbrach.
Zamorra faßte sich an die Schläfen.
Der Feigheit seines Gegners hatte er eine weitere Niederlage zu verdanken… und mehr und mehr wurde ihm die grausame Heimtücke dieses Vernichtungsplanes klar. Die Dämonen, mit denen er es zu tun hatte, waren ebenso Opfer wie auch er. Auch sie starben, wenn sie versagten…
Aber konnte das noch ein Plan der Hölle sein? Steckte da nicht ein anderer dahinter? Die Ewigen…? Oder machte Astardis ein ganz eigenes Spiel auf? Meister der Intrigen waren sie schon immer gewesen, die mächtigen Erzdämonen. Möglicherweise ging es um Hintergründe, die niemals ein Mensch verstehen würde…
Zamorra taumelte weiter. Er fühlte sich entkräftet, und er fragte sich, wie er die nächste Begegnung überleben sollte. Noch zwei Dämonen lauerten irgendwo auf ihn… aber er war schon fast halbtot…
Wie sollte er da gegen einen Dämon antreten können?
Mit jedem Meter, den er in diesem grauenhaften Labyrinth zurücklegte, sanken seine Chancen weiter…
***
In Frankreich, in Zamorras Arbeitszimmer im Château Montagne, befand sich die Laserwaffe, die der Meister des Übersinnlichen vor einiger Zeit von einem Agenten der Dynastie erbeutet hatte.
Jäh glühte die Waffe auf, zerfloß und erkaltete wieder als geschmolzener Metallfladen. Allmählich begann das wieder abgekühlte Material zu kleinen Bröckchen zu zerfallen, die nicht einmal einem leichten Fingerdruck mehr standhielten…
***
Sid Amos hatte einen guten Grund dafür, mit Zamorra allein sein zu wollen. Bei dem, was er beabsichtigte, wollte er Nicole und die Druiden nicht dabei haben. Sie würden eines seiner großen Geheimnisse durchschauen…
Der frühere Fürst der Finsternis vergewisserte sich, daß die drei tatsächlich die Etage ganz verlassen hatten. Dann öffnete er seinen flachen
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