0410 - Das Geheimnis von Olymp
ein schwarzer, stiller Spiegel.
Links von den vier Personen glitzerten in der tropischen Nacht des Planeten die Lichter von Utopolis, direkt vor ihnen sah man den hellen Schein, der über dem Raumhafen lag. Auch er wurde vom Wasser reflektiert. Ein startendes Schiff hinterließ zwischen den Sternen und auf dem See eine leuchtende Spur wie ein Meteor. Uferbäume bewegten sich langsam in einer warmen Brise. Einige große Wasservögel flogen auf und durchschnitten das Bild hinter der Scheibe wie ein Keil. Der Geistesrat drückte auf einen Knopf, und die riesige Glasfläche versenkte sich bis etwa in Tischhöhe in den Boden.
Jetzt begannen die vier Kerzen unruhig zu flackern.
Das Essen und die Getränke kamen.
Irgendwann in den folgenden drei Stunden fand sich Cascal an der Seite des weißbärtigen Mannes an einer langen, erstaunlich leeren Bar wieder. Sie saßen an der Schmalseite der Theke, und vor ihnen standen schlanke Gläser mit einer bernsteinfarbenen, stark riechenden Flüssigkeit.
„Als Prospektor hört man viel", sagte Cascal. Es war der erste Zug in einem Spiel, das er jetzt und hier spielen musste. „Man hört auch Gerüchte, die da besagen, dass Ihnen die unterschwelligen Strömungen dieses Planeten langsam über den Kopf wachsen. Was ist daran wahr, Freund Hepong?"
Hepong starrte in sein Glas und klopfte mit dem Fingernagel gegen dessen Rand.
„Einiges, Freund Joak", sagte er düster. „Einiges macht mir Sorge."
Cascal fragte: „Sind es die Lapalisten, Hepong?"
„Ja. Nicht eigentlich diese Gruppe, denn Kopernikus verträgt durchaus eine gesunde Opposition, die sich in einer abweichenden Meinung zeigt. Aber die Pläne dieser Gruppe stören mich. Und nicht nur mich, Joak!"
Plötzlich sah Cylopher älter aus; tiefe Falten zeichneten sich in seinem Gesicht ab. Das Licht in der Bar machte für Augenblicke aus seinen Augen blinde Glasscheiben; es brach sich in den dicken Kontaktlinsen. Hepong Cylopher stützte den Kopf schwer in beide Hände, dann sah er Cascal schweigend an.
„Womit beschäftigt sich Lapal?" fragte Cascal.
„De Lapal", korrigierte Cylopher bitter. „Wenn die Gerüchte stimmen, die mir von verschiedenen Seiten zugetragen werden, dann hat Gerinos de Lapal ein Zeitexperiment vor. Mir ist zwar schleierhaft, woher der Mann die Geräte und Versuchsanordnungen hat, aber es scheint zu stimmen."
Joak zog sein Glas zu sich heran und sagte: „Sind diese Experimente denn gefährlich?"
Colypher starrte ihn erschrocken an, dann flüsterte er heiser: „Mann! Ein Eingriff in der Vergangenheit oder in der Zukunft verändert stets die Gegenwart. Es ist, als ob jemand, den ein Baum stört, in die Vergangenheit zurückgeht und dort den Setzling aus dem Boden reißt."
„Ich begreife", antwortete Cascal. „Aus welchem Grund versucht Lapal denn, die Gegenwart zu verändern?"
Hepong zuckte die Schultern.
„Aus dem gleichen Grund, weswegen wir Realisten den anderen Machtkonzentrationen nur unbedeutende Erfindungen zur Auswertung überlassen. Gerinos de Lapal will den alten Zustand herbeiführen. Er will das Rad der Zeit anhalten - sozusagen. Natürlich sähen wir es auch lieber, wenn das Imperium der Menschheit nach wie vor sämtliche Siedlungswelten fest im Griff hätte, aber das ist nun einmal vorbei.
Gerinos will das nicht wahrhaben.
Er will errechnet haben, dass sich, wenn er eingreift, alles Negative als niemals existent herausstellt, alles Positive hingegen voll zur Wirkung kommt. Das ist natürlich eine wissenschaftliche Idiotie, und ich vermag die Größe der Katastrophe nicht abzusehen, die sich daraus ergeben könnte."
Cascal lächelte nicht, als er erwiderte: „Langsam beginne ich Ihre Sorgen zu begreifen, Geistesrat. Womit oder wodurch will der Anführer der Lapalisten diesen Eingriff in der Vergangenheit bewerkstelligen?"
Hepong leerte sein Glas in einem einzigen Schluck.
„Ich weiß es nicht. Ohne mein Wissen haben die wissenschaftlichen Rebellen etwas gebaut. Es muss eine gewaltige Maschine sein, aber sie dürften wie wir, die Realisten, auch unter Howalgoniummangel leiden. Sie werden doch nicht beabsichtigen, den Lapalisten auch Howalgonium zu verkaufen?"
Cascal legte seine Hand auf Hepongs Arm.
„Ich werde ihnen sicher nichts verkaufen, Cylopher. Dazu ist mir Ihre Freundschaft zu wertvoll!"
„Danke."
Joak Cascal kannte die hoffnungslose Stimmung dieses Mannes. Hätte Hepong Cylopher mehr gewusst, würde er es jetzt sagen. Dass er schwieg, bedeutete nichts
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