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0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Aufregung oder Spannung, genau wusste ich das nicht zu deuten.
    Vor uns lag der Marktplatz. Das stuckverzierte Rathaus und der Brunnen lagen zentral. Drumherum gruppierten sich Bistros, Weinlokale, Restaurants – allesamt verschlossen und zur Straße hin abgedunkelt.
    Nur einmal sah ich ein Gesicht. Es schimmerte hinter einem Dachfenster, dicht unter dem Giebel. Als der Zuschauer meinen Blick bemerkte, zog er schnell die Fensterläden zu.
    Und die Schritte verstummten.
    Genau vor einem alten Brunnen, der eine sechseckige Form hatte und wie graues Blei aussah.
    Gerald Gress neben mir nickte, denn auch wir waren stehen geblieben. »Gleich!« hauchte er. »Gleich passiert es. Das kann ich dir sagen.« Er bewegte hektisch die Finger. »Das ist nicht zu fassen!«
    Da er von allein verstummte, hielt auch ich den Mund und harrte der Ereignisse, die dort kommen sollten.
    Ich schreckte wie unter einem Schlag zusammen, als plötzlich ein greller Fanfarenstoß durch das stille Dorf hallte, gegen den düsteren Himmel schmetterte und sich in den vom Platz abzweigenden Gassen verlor, wo er als Echo zwischen den Wänden wetterte.
    Gress und ich rührten uns nicht. Wir standen so lange still, bis das letzte Echo verklungen war.
    »Mann, das geht an die Nerven!« hauchte der Reporter.
    »Was passiert jetzt?«
    »Lass dich überraschen!«
    Der Fanfarenstoß war längst verklungen, hallte aber in meinen Ohren noch immer nach. Es hatte den Anschein, als wollte er mit meinem Trommelfell spielen.
    Wir warteten. Am Rand der Straße hatten wir uns aufgebaut. Unser Blick konnte in einem schrägen Winkel den gesamten Marktplatz erfassen. Jenseits der gegenüberliegenden Hausfronten wälzte sich die Loire durch ihr Flussbett. Nur wenn man sehr genau hinhörte, war etwas vom Rauschen des Wassers zu vernehmen.
    Dann hörten wir wieder Schritte.
    Diesmal allerdings von mehreren Menschen. Und keinen von ihnen konnten wir sehen. Sie alle waren unsichtbar und blieben es auch. Nur ihre heftigen Tritte und Schritte drangen an unsere Ohren.
    Ich spürte meine innere Vibration und hatte mehrmals das Gefühl, von einem Windhauch oder kaltem Luftzug gestreift zu werden. Es blieb nicht bei den Schritten. Stimmen klangen auf. Manche sehr laut, obwohl wir sie nur gedämpft verstanden, als stünde eine Wand zwischen den Sprechern und den Zuhörern.
    Es war mit dem normalen Verstand kaum zu fassen. Wir standen als einzig Sichtbare zwischen zahlreichen unsichtbaren Personen, die uns umgaben, sehr aufgeregt waren, durcheinander redeten und auf einen bestimmten Punkt zuliefen.
    Das war der Marktplatz. Hier mussten sie sich versammeln.
    Ja, ich vernahm das Scharren der Füße, Kinder weinten, aber dann trat allmählich Stille ein.
    Ein paar Nachzügler erschienen, und es wurde völlig ruhig.
    Diesmal war ich es, der nicht schweigen konnte. Deshalb wandte ich mich an Gress. »Sie kennen die Schau ja hier. Was läuft gleich ab?«
    »Eine Rede wird gehalten.«
    »Die wir hören können?«
    »Genau.«
    »Und was sagt der Knabe?«
    »Habe ich nie richtig verstanden«, erklärte Gress. »Die Worte sind in einem sehr alten Französisch gesprochen. Ich bin nicht so gut oder noch nicht so alt.« Er lachte über seinen eigenen Witz und verstummte dann, als die Stimme des Unsichtbaren so plötzlich aufklang wie vorhin der Fanfarenstoß.
    Okay, ich kannte die Sprache dieses Landes. Aber wenn Gress sie schon nicht verstand, würde ich auch nicht begreifen, was da gesprochen wurde. Dennoch hörte ich hin, konzentrierte mich und konnte wenigstens einige Brocken aufnehmen.
    Ein Wort fiel mehrmals.
    Loup.
    Ich brauchte nicht lange nachzudenken, um zu wissen, um was es sich dabei handelte. Loup heißt nichts anders als Wolf, und Gress musste es auch gehört haben.
    Ich sprach ihn darauf an.
    Er nickte. »Oui, oui«, sagte er schnell. »Das habe ich auch immer verstanden.«
    »Was kann es bedeuten?«
    Gress war ärgerlich, dass ich ihn abgelenkt hatte, aber er antwortete mir. »Früher müssen hier zahlreiche Wölfe gelebt haben. Ich habe davon gelesen. Noch im letzten Jahrhundert hat man welche gesehen. Davon wird wohl bei diesem Sprecher die Rede gewesen sein, meine ich. Von den Wölfen.« Er war wieder so nervös, dass er eine Zigarette aus der Packung fischte und hastig rauchte.
    Ich aber konzentrierte mich wieder. Der Unsichtbare erntete keinen Widerspruch. Die Menschen lauschten seinen Worten. Es gab keine Kommentare oder Diskussionen. Mir schien es, als hätte der Sprecher

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