Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0412 - Doppelmörder für drei Stunden

0412 - Doppelmörder für drei Stunden

Titel: 0412 - Doppelmörder für drei Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
dann die vierund zwanzig Stufen hinunter und spurtete über den Flur des fünften Stocks, bis ich keuchend am Apartment 532 ankam. Die Tür war nur angelehnt. Ich öffnete sie mit dem Ellbogen und stürzte ins Zimmer.
    Zwischen Bett und Badezimmertür lag ein blondes Girl, mit dem Gesicht nach unten. Es steckte in einem engen Hausanzug aus himmelblauer Seide. Das rechte Bein war unter den Körper gezogen. Die Finger der linken Hand krallten sich um einen zierlichen Damenrevolver. Neben dem Bett stand ein Überseekoffer. Er sah fabrikneu aus und war zugeklappt.
    Ich kniete mich neben das Girl. Auf dem weißen Fellteppich bildete sich eine Blutlache. Die Pistolenkugel war in die rechte Schläfe eingedrungen, jede Hilfe kam zu spät.
    Ich richtete mich auf und warf einen Blick ins Bad. Der Mörder war geflohen. Er hatte die kurze Zeit genutzt, die ich brauchte, um über die Flure und Treppen zu jagen.
    Das Telefon stand auf einem Sideboard. Ich griff den Hörer und wählte die Rezeption. Der pomadige ›Spanier‹ meldete sich.
    »Hallo, hier ist Helborn. In Apartment 532 ist ein Mord passiert. Sperren Sie zunächst sämtliche Türen des Hotels zu, und dann alarmieren Sie die Mordkommission. Ich warte hier in 532.«
    Der Bursche sagte weder ›Yes‹ noch ›Okay‹, sondern hängte einfach ein. Ich legte den Hörer auf die Gabel und trat ans Bett.
    Mit einem Kugelschreiber hob ich den Kofferdeckel hoch, um keine Fingerprints zu verwischen. Der Deckel sprang auf.
    Entsetzt fuhr ich zurück. Was ich sah, jagte mir kalte Schauder über den Rücken. Im Koffer lag ein Mann in Hockstellung. Die Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Er trug einen weißen Leinenanzug. Zwischen den Augenbrauen war ein centstückgroßes Loch mit rostbraunem Rand. Der Mord musste mit einem großkalibrigen Colt ausgeführt worden sein.
    Ich sah es auf den ersten Blick. Der Tote war James Holway, der Verbindungsmann des FBI Washington. Als ich Stimmen auf dem Flur hörte, klappte ich den Kofferdeckel zu.
    Der Mann von der Rezeption trat als Erster ein. Hinter ihm kamen zwei Dreißigjährige in hellgrauen Anzügen. Der ›Spanier‹ musterte mich mit kritischen Blicken.
    »Ich stand in meinem Badezimmer, als ich einen Schuss hörte«, erklärte ich, »daraufhin bin ich hierher gelaufen und fand die Leiche.«
    »Hoffentlich haben Sie nichts berührt«, knurrte der Pomadige, »sonst werden die Cops böse wegen der Fingerprints.«
    Er trat neben die Leiche, bückte sich und winke den beiden Männern im hellgrauen Anzug. Der eine Bursche hatte bereits hellgraue Schläfen, eine breite Stirn und flinke Augen unter buschigen Brauen. Der andere sah aus wie ein Jockey, klein und schmächtig.
    Der hagere Jockey bückte sich, legte sein Ohr auf den Rücken des Girls und stellte fest: »Aus und vorbei.«
    »Kein Wunder bei einem Schuss in die Schläfe«, sagte ich.
    Der Hotelangestellte richtete sich auf, sah jetzt erst den Revolver in der Hand des Girls und sagte: »Das sieht nach Selbstmord aus.«
    Ich erwiderte nichts. Wie ich später erfuhr, waren die beiden Männer in den grauen Anzügen die Hausdetektive vom Belmondo. Ich wollte gerade ein Frage- und Antwortspiel starten, als mir einfiel, dass einem Sektvertreter so etwas nicht zustand. Ich presste die Lippen zusammen und schwieg. Ein furchtbarer Verdacht stieg in mir auf, als ich das blonde Haar der Ermordeten betrachtete.
    ***
    Nach fünf Minuten war die Mordkommission zur Stelle. Sie wurde von Lieutenant O’Hara geführt. Er war noch zwei Zoll größer als ich und steckte in seiner Uniform wie in einem prallgefüllten Windsack. Er ließ sich in wenigen Sätzen von den Hotelangestellten unterrichten. Mich übersah er.
    Als O’Hara sich über das Girl beugte, sagte ich leise: »Ich bin Ohrenzeuge des Mordes gewesen. Lieutenant, und stehe Ihnen gern zur Verfügung.«
    Der Leiter der Mordkommission sah flüchtig auf, streifte mich mit einem Blick und wandte sich wieder der Toten zu. Dann richtete sich O’Hara auf und gab Anweisung, die Leiche zu fotografieren. Mit einer Handbewegung scheuchte er den Hotelangestellten und die beiden Detektive aus dem Zimmer und schloss hinter ihnen die Tür.
    »Ich fürchte, Sie werden eine Menge Arbeit kriegen,- Lieutenant. Sehen Sie mal im Koffer nach. Aber Vorsicht wegen der Prints«, sagte ich wie ein übereifriger Amateurdetektiv.
    Der Lieutenant zog eine Pinzette aus seiner Westentasche und hob damit den Kofferdeckel an.
    »Wer ist der Tote?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher