0412 - Doppelmörder für drei Stunden
ich Stimmen hörte. Als wir den Raum betraten, verstummte die Unterhaltung. Ich sah in sieben finstere Gesichter.
»Hallo, Boys«, trompetete Seaton.
»Hallo, Boss«, grölten die Burschen.
»Ich bringe euch den neuen Spezialisten, behandelt ihn, wie ich es mit euch verabredet habe, verstanden?«
»Ja, Boss«, kam die Antwort wie aus einer Kehle.
»Und jetzt zeigt dem Neuen mal, was ihr schon alles könnt«, sagte Seaton gedehnt. »Achtung.«
Die Burschen langten nach ihrem Colt, zogen ihn in Zeitlupe aus dem Halfter und richteten die Pistolen auf meine Brust. Wenn ein G-man in diesem Tempo arbeiten würde, wäre er hoffnungslos verloren.
»Na, zufrieden?«, grinste Seaton.
»Okay, steckt eure Kanonen wieder ein«, befahl ich.
»Nein, jetzt geht es weiter - entsichern, dann zielen«, widersprach Seaton. Die Sicherungsflügel schnappten herum.
»Die Kugel könnt ihr euch für ’nen anderen Zweck sparen«, erklärte ich, »steckt eure Kanonen weg, Boys.«
»Nein, das könnte dir so passen, Helborn«, zischte Seaton giftig, »diesmal kommst du nicht ungeschoren davon.«
»Sieh einer an, Seaton verliert sein Gesicht. Endlich gibt er zu, dass er Charly den Auftrag gab, erst den Steward und dann mich umzubringen«, konterte ich. »War unüberlegt, Seaton, mir mitzuteilen, welches Schiff das Rauschgift transportierte, nicht wahr?« Ich holte kurz Luft, dann fuhr ich fort: »Ich kam nach Charly an Bord. Konnte allerdings nicht mehr verhindern, dass er den Steward erschoss. Ich wollte Charly schonend behandeln, aber er lieferte mir ein Feuergefecht. Ich schoss ihm nur ins Bein. Dann verlor Charly die Nerven und sprang über Bord. Kannst du dir vorstellen, wie die Story ausgegangen ist?«
»Allerdings, Helborn - verdammter Schnüffler.« Seatons Gesicht nahm einen drohenden Ausdruck an. »Ich weiß schon lange, dass du und Kalish von der New Yorker Polizei kommen. Dreckige Bluthunde seid ihr. Aber ich war so klug, mir bis jetzt nichts anmerken zu lassen. Ich habe euch keine Sekunde aus den Augen verloren.«
»Wo ist Kalish?«, fragte ich scharf.
»Auf dem Weg ins Gebirge. Er wird am Kleinen Pass aus dem Auto fallen. Jack wird für alles andere sorgen. Schade um Kalish. Aber er wollte es nicht besser haben.«
»Gemeine Mörder«, schrie ich. »Du hast Holway auf dem Gewissen, das dürfte schon reichen, dich auf den Elektrischen Stuhl zu bringen. Und Barbara Linch wurde ein Opfer Charlys, als sie sich über den Mord an Holway empörte.«
»Du irrst, G-man. Ich stand selbst hinter der Tür, als das Girl Charly mit einer Pistole bedrohte. Wir wollten Barbara nur Benehmen beibringen und sie davor warnen, weiter mit den Cops zu arbeiten.«
»Großartig, dein Geständnis. Also auch Barbara Linch hast du auf dem Gewissen. Du stiftest Charly zum Mord am Steward an und nicht zuletzt auch zum Mord an mir. Aber deine Rechnung ging nicht auf, Seaton. Die Geständnisse reichen zu einer Festnahme aus. Die Gerichte warten schon darauf, dir den Prozess zu machen.«
»Die Geständnisse nützen nichts, G-man du wirst nicht mehr in der Lage sein, zu reden, wenn man dich findet. Dann bist du stumm wie ein Fisch - wie der Steward, wie Charly - kapierst du?«
»Du irrst. Der Steward hat noch eine ganze Menge erzählt, bevor er starb«, erwiderte ich, »und zwar unter Zeugen. Gib das Spiel auf, Seaton, du hast nicht mehr die geringste Chance!«
»Wo ich alle Trümpfe in der Hand habe, aufgeben?«, schrie er mir ins Gesicht. »Niemals. Ich habe ausgesorgt - für zwei Millionen Heroin. Mein Haus in den Bergen dient als Lager. Um die Preise nicht zu erschüttern, gebe ich jede Woche nur eine bestimmte Menge auf den Markt. Schließlich gehört es in Hollywood zum guten Ton, von mir zu beziehen.«
»Hast du schon dein Testament gemacht, Seaton? Schade um die zwei Millionen, die du hinterlässt. Und schade, dass dir die letzte Enttäuschung nicht erspart bleibt in deinem Leben.«
Ich machte eine Pause. Seaton starrte mich an. Dann fuhr ich fort: »Das Heroin der Northlight befindet sich inzwischen im Tresor unserer Rauschgiftabteilung. Deine Reifen enthalten nur billigen Kunstdünger in grauen Paketen.«
»Du lügst«, brüllte Seaton. Er stieß sich von der Wand ab und schnellte auf mich zu.
Meine rechte Hand fuhr in meine Hosentasche und zog die Pistole heraus. Gleichzeitig zerrte ich Seaton zurück in Richtung Tür. Plötzlich spürte ich einen Luftzug in meinem Rücken.
Ich sah nichts, sondern hörte nur das Schnaufen zweier
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