0412 - Doppelmörder für drei Stunden
mir. Ich warf mich nach rechts. Trotzdem traf der Schlag mein linkes Ohr und die linke Schulter. Der Schmerz raste mit Lichtgeschwindigkeit durch meinen Körper. Sekunden stand ich wie gelähmt, dann wich jedes Gefühl aus meinen Beinen. Wie ein gefällter Baum kippte ich nach rechts und schlug mit dem Gesicht auf einen weichen Teppich.
***
»Du kannst beruhigt sein, Charly«, grunzte Seaton, »es läuft hervorragend an. Ich bin überzeugt, dass dieser Helborn nach dem Verschwinden von Jennifer seine Nase in ihr Apartment steckt. Dort wartet Jack auf ihn.«
»Das ist ganz prächtig, Frankie«, sagte Charly Clifton, »wenn die beiden Bullen nur deinen Einäugigen nicht fertigmachen.«
Seaton kicherte. »Sei unbesorgt. Sollte Helborn mit einem blauen Auge davonkommen, schicke ich ihn auf den Dampfer, sobald die Northlight in den Hafen eingelaufen ist. Er wird dann zuerst an Bord gehen. Du kannst ihn nicht verfehlen. Auf dem Schiff findest du immer eine gute Gelegenheit, ihn verschwinden zu lassen.«
»Okay«, knurrte Clifton. »Und was ist mit Harry Piler? Er macht jetzt schon die dritte Fährt für uns. Du hast ihm schon etliche tausend Scheinchen gezahlt.«
»Schließlich hat er uns viel Sorgen abgenommen. Keiner kennt sich so gut mit dem Zoll aus wie dieser Steward«, erwiderte Seaton.
»Trotzdem sind wir nicht mit ihm verheiratet, Frankie.«
»Allerdings nicht«, räumte der Gangsterboss ein.
»Der Bursche hat inzwischen so viel Bucks auf seinem Konto, dass er frech werden könnte. Denk an Archipels, der uns nach der dritten Fahrt erpressen wollte. Wir sollten es erst gar nicht so weit kommen lassen.«
»Gut, Charly, schütteln wir den Burschen ab. Jedoch nicht bevor wir genau wissen, wo das Zeug steckt, kapiert? Kennst du Piler überhaupt?«
»Du bist ein gerissener Fuchs, Frankie, isolierst mich von allen Leuten, damit mich keiner kennt und ich keinen kenne. Auf diese Weise bin ich der Einzige, der dann mit solchen Überraschungsaufgaben betraut werden kann.«
»Okay. Aber kein Aufsehen erregen, Charly. Lass ihn lieber noch die vierte Fuhre machen, als dass es Theater gibt auf dem Schiff.«
»Mit welchem Auftrag schickst du Helborn auf die Northlight ?«, fragte Clifton.
»Er soll sich um diesen Piler kümmern, kommt dann in die Steward-Kajüte und trifft auf dich. Alles andere überlasse ich dir.«
»Okay, Boss. Ich habe mir einen neuen Revolver gekauft, damit die Schnüffler nicht an Hand der Geschosse sagen können, das geht wieder auf das Konto des Killers. «
Charly Clifton nahm einen langen Schluck aus der Weinflasche.
»Und wie kommst du auf das Schiff?«, fragte Seaton, »willst du hinschwimmen?«
»Nein, aber lass das meine Sorge sein. Wen gibst du mir von den Gorillas mit?«
»Nimm Freddy, der Junge hat bei der Marine gedient. Vielleicht könnte dir das von Nutzen sein.«
Ohne sich zu verabschieden, verließ Clifton den Salon. Er steuerte auf die Küche zu und rief Freddy heraus. Er war ein sommersprossiger, hellhäutiger Bursche mit fuchsroten Haaren. Sein Gesicht strahlte Gutmütigkeit aus.
»Hast du Lust, mit mir eine kleine Nachtspazierfahrt zu machen?«, fragte Clifton.
»Wenn was bei ’rausspringt, immer«, erwiderte der Bursche grinsend.
»Komm, du wirst sehen«, knurrte Clifton und packte den Jungen am Ärmel. Sie verließen das Haus, bestiegen einen alten Chevy und fuhren los.
Clifton klappte das Handschuhfach auf und zog ein Messer heraus. Er reichte es zwischen zwei Fingerspitzen nach hinten.
»Kannst du mit dem Ding umgehen, Freddy?«
»Natürlich. Gib her.«
»Wisch die Fingerprints ab, damit wir den Cops die Arbeit nicht zu leicht machen.«
»Was hast du vor?«
»Wir werden uns ein Boot besorgen, das uns zur Northlight bringt, die einige Meilen vor der Küste liegt.«
»An ein Boot kannst du schnell kommen.«
»Aber wir brauchen ein amtliches Boot von der Zollbehörde, das den Schiffen häufig auf See entgegenfährt, um die Papiere zu prüfen, ehe sie im Hafen festmachen.«
Freddy nagte nervös an seiner Unterlippe.
»Ich habe vorgesorgt«, fuhr Clifton fort, »um diese Zeit liegt ein Boot der Hafenbehörde am Pier, höchstens mit zwei Mann besetzt, vielleicht aber auch nur mit einem. Wenn ich Glück habe, hat der Kerl meine Anzuggröße. Denn ich brauche seine schneeweiße Uniform.«
Freddy rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her.
»Und was geschieht mit dem Zollbeamten?«, murmelte der junge Bursche.
»Weiß ich noch nicht. Kommt darauf an, wie
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