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0413 - Der Nebel-Vampir

0413 - Der Nebel-Vampir

Titel: 0413 - Der Nebel-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wurde, fast kahlköpfig und mit einem sehenswerten Doppelkinn ausgestattet, mochte er mit seinem Aussehen schon so manchen über seine Gefährlichkeit hinweggetäuscht haben. Zamorra täuschte er nicht; schon nach einigen Minuten sah der Parapsychologe an der Art, wie Westray sich bewegte, wie er sprach, wie er beobachtete, daß der Inspektor ein Meister der Täuschung war.
    Auch von Nicole ließ er sich keine Sekunde lang ablenken, deren Figur von hautengen Jeans und einem kaum weniger engen dünnen Pullover atemberaubend betont wurde. Westray nahm eine handgeschnitzte Pfeife aus einem Etui, öffnete eine Zigarettenpackung und begann eine Zigarette zu zerbröseln, um mit dem Tabak den Pfeifenkopf zu füllen. Dann setzte er die Pfeife in Brand, rauchte einige Züge und legte sie dann beiseite, um sie unbeachtet ausgehen zu lassen.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte er. »Brauchen Sie zehn oder nur fünf Sekunden, um eine Patentlösung für das Rätsel aus dem Zylinder zu zaubern?«
    »Elfeinhalb, Inspektor«, sagte Zamorra trocken. Er hatte es für das beste gehalten, gleich die Karten auf den Tisch zu legen. Da er weder mit Stanley Cameron noch mit Juliet verwandt oder verschwägert war, war damit zu rechnen, daß man ihm die Auskunft einfach verweigerte. Als Reporter konnte er sich nicht ausweisen, und nach längerer Zeit wieder einmal seinen Sonderausweis der britischen Regierung einzusetzen, den er vor langer Zeit einmal erhalten hatte, als er einem höheren Politiker ein wenig aus der dämonischen Klemme helfen sollte, fiel ihm nicht ein. Der Ausweis war ein Joker, den er nicht mißbrauchen wollte, und den es sich nur im Extremfall einzusetzen lohnte, wenn wirklich kein anderes Mittel mehr half. Dieser Ausweis berechtigte ihn beispielsweise zum Führen und Benutzen einer Schußwaffe im Bereich des United Kingdom, oder auch zur Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben. Zamorra hatte den Ausweis zwar im Koffer, aber er glaubte nicht daran, daß er ihn benötigen würde.
    So hatte er sich wahrheitsgemäß als Parapsychologe und Spezialist für übersinnliche und unerklärliche Phänomene identifiziert und auf den Zeitungsartikel hingewiesen, der ihn auf den Fall Cameron aufmerksam gemacht hatte.
    Westray sah Zamorra und Nicole nachdenklich an.
    »Ich habe Sie nicht um Ihre Einmischung gebeten, und ich werde es auch nicht tun«, sagte er. »Diese Zeitung hat wie üblich maßlos übertrieben. Von unserer Seite wurde nicht verlautbart, daß es sich um einen Mord handeln könnte – andernfalls hätten wir ja Scotland Yard unterrichten müssen, und es würde hier schon von Detektiven aus London wimmeln. Ich bin der Ansicht, daß es sich um faulen Zauber handelt. Entweder wollte dieser junge Mann sich wichtig tun und mal in der Presse erscheinen, oder es handelt sich um ein Betrugsmanöver. In diesem Sinne ermitteln wir. Worum es bei diesem Betrug geht, ist mir vorerst noch nicht bekannt. Aber das werden wir schon noch herausfinden. Wäre diese Juliet Cameron wirklich tot, hätte sie ja nicht mehr aus der Gerichtsmedizin verschwinden können, ehe die Leiche geöffnet wurde. Oder haben Sie schon mal ’ne Leiche spazierengehen gesehen?«
    Zamorra seufzte. Wenn er bejahte, würde Westray ihn auslachen und fortschicken. Diesem Mann durfte er mit der Wahrheit nicht kommen. Er mußte eine andere Möglichkeit finden…
    »Sie glauben also, Inspektor, daß man den Todesfall vortäuschen wollte, vielleicht um eine Versicherung zu betrügen, und als die Obduktion angeordnet wurde, wurde es dem vermeintlichen Todesopfer ein wenig zu heiß, und es flüchtete?« faßte Nicole zusammen.
    »Eine von mehreren Möglichkeiten«, gestand Westray trocken.
    »Das erscheint mir doch ein wenig weit hergeholt«, sagte Zamorra. »Wer einen Versicherungsbetrug plant, sorgt dafür, daß die angebliche Leiche erst gar nicht entdeckt wird.«
    »Wahrscheinlich sind die beiden Dilettanten«, brummte Westray. »Aber damit werden wir hier schon fertig. Und es ist absolut nicht erforderlich, daß Sie meinen Leuten und mir bei den Ermittlungen im Wege herumstehen.«
    »Im Klartext heißt das: Verschwinden Sie so schnell wie möglich«, sagte Nicole.
    »So unhöflich will ich das nicht unbedingt ausdrücken, Miss Duval, aber es trifft den Kern.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Also keine Zusammenarbeit mit der Polizei. Das war ärgerlich, aber nicht zu ändern. Es hatte keinen Sinn, Westray überreden zu wollen. »Können wir wenigstens mit Cameron

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