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0413 - Der Nebel-Vampir

0413 - Der Nebel-Vampir

Titel: 0413 - Der Nebel-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie stöhnte dumpf. Stanley schaltete die Innenbeleuchtung des Wagens ein. Der matte Schein des Lämpchens zeigte ihm eine Frau, die vor Minuten noch das blühende Leben gewesen war und jetzt aussah, wie seit Jahren krank und hinfällig. Ausgezehrt, uralt…
    Sie mußte zu einem Arzt!
    Stanley war keine Krankheit bekannt, die so blitzschnell akut werden konnte und diese Symptome mit sich brachte. Er wußte auch nicht, wie Juliet sich hätte mit einer exotischen Krankheit infizieren können.
    Aber sie mußte sofort in ärztliche Obhut.
    Zurück nach York? Zum Krankenhaus? Das war möglicherweise zu weit. Aber vielleicht konnte der alte Murphey, der in Helmsley seine Landarztpraxis betrieb, noch helfen. Zumindest gab es dort aber Telefon, um den Rettungshubschrauber herbeizurufen.
    Stanley startete den Wagen wieder und raste mit ihm im Nebel weiter. Vor jeder Kurve drückte er warnend auf die Hupe. Der Ton klang seltsam gedämpft. Immer wieder sah Stanley zu Juliet hinüber, die immer schwächer wurde. Panische Angst erfüllte ihn. Er fuhr wie ein Wahnsinniger, und er war dem Wahnsinn auch so nahe wie nie zuvor in seinem Leben. Die furchtbaren Minuten dehnten sich zu Ewigkeiten. Es schien kein Vorankommen zu geben.
    Mühsam, wie unter allergrößter Anstrengung, hob Juliet die Hand und berührte seinen Arm.
    Dann sank ihr Kopf endgültig abwärts, und die Hand glitt mit gespreizten Fingern von Stanleys Arm.
    Er fuhr so riskant wie noch nie. Als er die ersten Häuser von Helmsley auftauchen sah, wollte er schon aufatmen.
    Aber dafür – gab es keinen Grund mehr…
    Jener, der mit den Schwingen der Nacht gekommen war, war satt .
    ***
    Stanley Cameron ließ den Wagen vor Doc Murpheys Haus am Ortsrand ausrollen, und schaltete den Motor ab. Er hieb auf die Taste des Sicherheitsgurtes, beugte sich über Juliet und wollte nicht glauben, was er sah.
    Immer noch waren ihre Augen angstvoll aufgerissen, aber der Glanz darin war fort. Trüb, grau, stumpf, blicklos.
    »Juliet!« stieß Stanley entsetzt hervor. »Juliet!«
    Er schüttelte sie heftig. »Juliet, was ist mit dir?« Er tastete angstvoll nach ihrem Puls.
    Nichts!
    Kein Herzschlag mehr, kein Atem!
    »Juliet… he, mach doch nicht so was mit mir! Wach auf! Du kannst doch nicht…«
    Tot sein!
    Er sprach die furchtbaren Worte nicht aus. In ihm breitete sich eine grenzenlose Leere und Hilflosigkeit aus. Was sollte er tun? Alles, was er einmal gelernt hatte, war in diesem Moment einfach weggeblasen.
    Er wollte es nicht wahrhaben. Es war doch nicht möglich. Juliet war noch so jung, sie konnte doch nicht einfach sterben. Nicht mit erst 23 Jahren… Aber ihre Lippen waren so kalt und blutleer, als er es mit Mund-zu-Mund-Beatmung versuchte…
    Tief atmete er durch. In ihm sammelte sich etwas, das ihn zu einem langanhaltenden, lauten Schrei zwang. Ein furchtbarer Schmerz wollte ihn zerschneiden.
    Er sprang aus dem Auto, hastete zum Haus hinüber, preßte den Daumen auf die Klingel und hämmerte mit der anderen Faust gegen die Tür. »Doc! Doc Murphey! Schnell! Kommen Sie schnell, um Gottes willen!«
    Im Haus flammte Licht auf. Kurz darauf schlurfte der Doc an die Tür. Er mußte bereits geschlafen haben, denn er war nur notdürftig angekleidet, und sein weißes Haar war zerwühlt. Er fröstelte, als ihm die Nachtkälte entgegenschlug.
    »Schnell! Da…« stammelte Stanley und deutete auf den Wagen.
    »Ein Unfall?« fragte Murphey.
    »Nein. Juliet… sie ist… sie sieht aus, als wäre sie…«
    Murphey griff nach einer schwarzen Tasche, die neben der Tür auf einer Kommode stets griffbereit stand, und eilte nach draußen. Er riß die Beifahrertür auf und beugte sich über Juliet. Stanley stand hilflos an der Haustür.
    Dann kam Murphey zurück.
    »Ihre Frau braucht keinen Arzt mehr, Stanley«, sagte er.
    Stanley Cameron starrte ihn an. Der alte Landarzt wiederholte seine Worte. »Sie ist tot, Stanley. Kommen Sie erst mal rein und erzählen Sie, was passiert ist.«
    Stanley umklammerte den Arm des Arztes. »Doc… ein Hubschrauber… vielleicht in York, im Krankenhaus…«
    »Nichts mehr zu machen. Sie ist so tot, wie jemand nur sein kann.« Murphey zog Stanley mit sich ins Haus und schloß die Tür. Drinnen war es erträglich warm, und Murpheys Gänsehaut schwand langsam.
    »Aber es kann doch nicht sein, Doc. Sie war nie ernsthaft krank, sie…«
    »Glauben Sie es mir. Sie ist tot. Jemand, der so aussieht, als habe er keinen Tropfen Blut mehr im Körper, muß tot sein. Da hilft

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