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0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

Titel: 0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
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fest. Es bedeckte die Bißwunde, die ich Jesse Fairs verdankte.
    Als ich die Hand auf die Klinke der einfachen Holztür legte, spürte ich ein seltsames Kribbeln unter den Nackenhaaren. Es roch mal wieder nach Gefahr. Aber 'einmal mehr oder weniger — darauf kam’s jetzt schon gar nicht mehr an.
    Die Blue-Moon-Bar gehörte zu den wenigen Kneipen, in denen nicht pausenlos, eine Musik-Box heult.
    Es war ein kahler Raum mit weißgetünchten Wänden, wackligen Tischen und verbeulter Theke. Der Geruch von schalem Bier und frischer Farbe war überwältigend.
    Hinter der Theke stand ein rachitisches Mädchen von knapp achtzehn Jahren. Sie hatte große schwarze Augen, unordentliches Haar und ein verhungertes Gesicht.
    Vor der Theke lungerten zwei ältere Männer, die man aus jedem besseren Wohnviertel vertrieben hätte.
    Ich stellte mich an die Theke und ließ die Blicke der drei Menschen ohne Nervosität über mich ergehen.
    Als mich das Girl mit fragendem Gesichtausdruck abschätzte, antwortete ich: »Eine Flasche Bier!«
    Diese Bestellung schien mir aus hygienischen Gründen einigermaßen vertretbar. Leider erhielt ich'eine Flasche mit Schnappverschluß. Die Garantie, daß das Bier nicht gepanscht war, gab es somit nicht.
    »Kann ich telefonieren?«
    Das Girl schien nicht sehr gesprächig zu sein. Der zottelige Kopf nickte. Dann wurde der Apparat vor mich auf die Thekenplatte gestellt. Ich wählte LE 5 77 00.
    Die Telefonistin aus der FBI-Zentrale meldete sich.
    »Bitte, geben Sie mir Phil. Hier spricht Jerry. Es ist dringend.«
    Ein paar Sekunden später hatte ich meinen Freund an der Strippe.
    »Ich bin in der Blue-Moon-Bar«, sagte ich schnell. »New Lots Ave. Bitte, komm sofort und bring ein Dutzend unserer Freunde mit!«
    Phil verstand sofort. »Bist du in Gefahr, Jerry?«
    »Ich und ein Girl.«
    »Soll ich ein Brooklyner Revier verständigen?«
    »Das wird nicht viel nützen. Komm lieber mit unseren… Freunden.«
    Damit meinte ich natürlich Kollegen aus unserem Verein.
    »Okay, bleib, wo du bist!«
    Ich legte den Hörer auf die Gabel zurück, schnappte meine Bierflasche und setzte mich an einen der Tische. Ich wählte meinen Platz so, daß ich mit dem Rücken an der Wand lehnte, die Eingangstür, die Theke und die Türen für die Toiletten im Auge behielt. Jetzt kam ’s darauf an, wer zuerst hier war: Phil und die Kollegen oder Johnny Star mit seinen blutdürstigen Komplicen.
    Hoffentlich hatte Flora Rochelle klug gehandelt. Ich konnte im Augenblick nichts für sie tun.
    Scheinbar stumpfsinnig starrte ich vor mich hin. Das Interesse der beiden Alten und des rachitischen Mädchens für meine Person erlosch langsam. Gesprochen wurde kein Wort an der Theke.
    Als ich vorsichtig an meinem Bier nippte, öffnete sich die Tür mit der Aufschrift »Gents«. Das Licht der Bar reichte nicht aus, um die männliche Gestalt genau erkennen zu lassen. Ich sah nur, daß es sich um einen großen bulligen Burschen handelte.
    Ich saß im vollen Licht der drei über der Theke hängenden Lampen.
    Der Mann, der gerade die Toilette verlassen wollte, schien mich zu kennen. Augenblicklich wurde die Tür geschlossen — bis auf einen schmalen Spalt.
    Ich zauderte einen winzigen Moment. Dann war es fast zu spät.
    Durch den Spalt schob sich der Lauf eines Revolvers. Die Mündung war auf mich gerichtet.
    Ich reagierte mit der Präzision, die sie uns in den FBI-Schulungskursen beibringen. Das seitliche Fallenlassen vom Stuhl und der Griff zur Smith and Wesson 38er Special war nahezu eine Bewegung. Während ich mit der Linken den Fall milderte, bellte die Waffe in meiner Rechten auf — gleichzeitig mit dem Revolver.
    Meine Kugel fetzte einen langen Splitter in Fußhöhe aus der Tür. Die Revolverkugel ratschte über die Platte des Holztisches und zog eine schnurgerade Rille. Hinter mir stäubte das Projektil Kalk aus der Wand.
    Die Toilettentür krachte zu.
    Ich sah noch, wie das Girl zum Telefon griff — sicherlich nicht, um die Polizei zu- alarmieren — dann sprintete ich los.
    Ich erreichte die Tür, stellte mich seitlich davor, griff zur Klinke und stieß die Tür auf.
    Als ich den Kopf vorschob, sah ich einen dunklen muffigen Gang. Der Geruch von Desinfektionsmitteln schlug mir entgegen. Links war eine Tür, die zu dem Toilettenraum führen- mußte. Geradeaus befand sich ein weit geöffnetes Fenster. Mit drei Sätzen war ich dort. Mein Blick erwischte noch die schemenhafte Gestalt, die durch eine Hofeinfahrt rannte. Ich hielt es für

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