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0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

Titel: 0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
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Beamten der Mordkommission hatten ihn in den Taschen des Toten gefunden und mir überlassen. Ich klingelte. Es war immerhin möglich, daß sich Morgans Tochter in der Wohnung befand. Ich wollte das Girl nicht erschrecken.
    In der Wohnung blieb alles still. Ich klingelte noch einmal. Dann schob ich den Schlüssel ins Schloß und öffnete die Tür. Eine kleine Diele nahm mich auf. Der Garderobenständer war leer. Vier Türen zweigten nach allen Richtungen ab. Alle waren geschlossen.
    Ich zog die Eingangstür hinter mir zu, knipste das Licht an und lauschte. Hinter der Tür rechter Hand tropfte Wasser. Ich legte die Hand auf die Klinke, zögerte einen kleinen Augenblick und schob dann die Tür einen Spalt auf. Vor mir lag ein braungekacheltes Bad. Eine Wanne gab es nicht, dafür jedoch eine großzügig bemessene Duschkabine. Über einem Ständer hingen drei Handtücher — in Grün, Rot und Blau. Es roch nach Rasierwasser und milder Seife.
    Die zweite Tür führte in eine winzige Küche. Auch hier ließ nichts auf die Anwesenheit eines Menschen schließen.
    Ich blieb auf der Schwelle stehen und musterte die hellen Möbel.
    In diesem Augenblick vernahm ich ein schwaches Geräusch hinter mir. Blitzschnell wirbelte ich auf dem Absatz herum. Gleichzeitig fuhr meine Hand unters Jackett an die Schulterhalfter. Aber meine Reaktion kam zu spät, denn der andere hielt seine Waffe bereits in der Hand. Es war eine gefährlich aussehende Luger, in deren Mündung ich meinen Daumen bequem hätte schieben können. Die'Waffe lag in einer knochigen, sehr ruhigen, braunen Hand.
    »Pfoten hoch!«
    Ich gehorchte.
    Die Mündung war genau auf meinen Magen gerichtet, und die Entfernung betrug nur drei Schritte. Ich hätte aus der Haut fahren können. Es war jetzt schon das zweite Mal an diesem Nachmittag, daß ich vor einer Pistole stand. Das konnte nicht immer gut gehen.
    Ich kannte den Burschen nicht. Er war sehr groß. Die Spitzen seiner rotblonden Haarbürste berührten fast die Türfüllung. Der Kerl steckte in einem hellen Sommeranzug, trug keine Krawatte und hatte das Hemd bis zum dritten Knopf geöffnet. Wolliges Brusthaar schaute durch den Schlitz. Das eckige Gesicht war von vielen kleinen Narben übersät. Windpocken. Die kurze fleischige Nase hatte einen Knick.
    »Was soll das?« Ich schätzte die Entfernung. Vielleicht konnte ich dem Kerl die Waffe aus der Hand treten. Aber dazu mußte ich einen halben Schritt näher ’ran. »Sie können Ihren Knaller wegstecken. Ich komme mit friedlichen Absichten, bin kein Einbrecher.«
    Er schien mich überhaupt nicht zu hören. Sein Gesicht war so bewegt wie ein Stück Holz.
    »Komm ’rein!« Er trat einen Schritt zurück.
    Ich wollte die Arme sinken lassen. Sofort zuckte die Mündung wie der Schlund einer Giftschlange auf miqh zu.
    Ich marschierte in das Zimmer. Der Rotblonde sorgte dafür, daß ich ständig vor dem Lauf seiner Waffe blieb und daß immer drei Schritte Abstand zwischen uns blieben. Er benahm sich nicht wie ein Neuling.
    Das Zimmer war groß und elegant eingerichtet. Eine breite Glastür führte auf einen kleinen Balkon, der den Blick zum Gramercy Park freigab.
    »Schickt Morgan dich?«
    Ich konnte mit der Frage nicht viel anfangen. »Nein. Lester Morgan ist tot. Er wurde ermordet.«
    Die harte Kinnlade des Rotblonden sackte um mindestens zwei Zentimeter. »Was? Morgan ist tot?«
    »Ich sagte es.«
    »Wer hat ihn umgebracht?«
    »Ein bösartig aussehender Bursche.«
    »Hatte Morgan das Geld bei sich?«
    »Was für Geld?«
    Der Rotblonde überlegte. Sein Blick wurde so flach wie der Wasserspiegel einer Badewanne.
    »Wo hat’s ihn erwischt?«
    »In einer Snack-Bar. Nicht weit von hier.«
    »Hm. Und du bist wohl ein Bulle?«
    »Ich bin G-man. Ich hoffe, Sie geben mir jetzt Gelegenheit, mich auszuweisen. Meine Legitimation steckt in der rechten Brusttasche. Wenn ich die Hände ’runternehmen…«
    Ich hatte seine Augen beobachtet. Ich bemerkte das tückische Aufblitzen und ließ mich wie ein Pfahl nach vorn fallen. Es geschah nicht um den Bruchteil einer Sekunde zu früh.
    Das Krachen der Detonation ließ meine Trommelfelle vibrieren. Wie glühender Draht fuhr die Kugel über den Rand meines rechten Ohres und klatschte dann hinter mir in die Wand. Meine Arme schnellten vor. Ich konnte sie nicht benutzen, um den Fall abzubremsen. Ich schlug hart mit dem Gesicht auf, spürte den Schmerz jedoch kaum. Meine Finger krallten sich in die hellen Hosenbeine. Ein gewaltiger Ruck. Die

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