0415 - Der böse Plan
hatte, wie auch immer…«
»Nun, dafür habe ich den Ewigen ja beispielsweise einen Dhyarra-Kristall dritter Ordnung abgeluchst«, sagte Zamorra. »Somit sind wir bei weitem nicht hilflos. Und ich rechne ja auch damit, daß wir unter den Silbermond-Druiden wieder Verbündete finden, so wie damals.«
»Rechne mal lieber nicht zu fest damit«, warnte Nicole. »Prüfe mal lieber nach, ob die Ringe funktionieren. Ich habe seit ein paar Minuten ein ganz komisches Gefühl…«
Zamorra seufzte. »Na gut. Ich versuche uns mal um eine Viertelstunde in die Zukunft zu bringen. Da hinten wird es heller, die Regenwolken 65 verschwinden. In einer Viertelstunde dürfte der Spuk hier vorbei sein. Daran sehen wir, ob wir tatsächlich in der Zeit versetzt werden.«
Nicole nickte nur. Sie berührte Zamorras Hand, um nicht von ihm getrennt zu werden. Eine Viertelstunde war zwar keine weltbewegende Zeitspanne, und wenn er allein verschwand, spielte das keine Rolle, weil er ja nach Ablauf dieser fünfzehn Minuten wieder neben ihr erscheinen würde.
Aber sie traute dieser Magie plötzlich nicht mehr. Abgesehen davon, daß in einer Viertelstunde eine Menge geschehen konnte…
Zamorra drehte den Ring und sagte den Zauberspruch auf.
Das leichte Schwindelgefühl kam, das anzeigte, daß Magie wirksam wurde…
Und dann kam die Schwärze der Bewußtlosigkeit!
***
Ein unbegreifliches, unerklärbares Wesen zuckte heftig zusammen. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit spürte es das Freiwerden einer Magie, die es nie zuvor erlebt hatte. Es war eine Magie, die nicht in diese Welt gehörte… oder besser: nicht in diese Zeit.
Jemand war gekommen, hatte das System der Wunderwelten aus einer anderen Zeitebene heraus erreicht. Ob aus der Vergangenheit oder aus der Zukunft, war dem MÄCHTIGEN unklar. Aber es erschien eher möglich, daß der oder die Besucher der Zukunft entstammten. Denn wer würde es schon riskieren, aus der Vergangenheit heraus in eine für das Individuum noch ungefestigte, unbestimmte Zukunft zu springen?
Außerdem – hätte der MÄCHTIGE sicher davon erfahren, wenn die Bewohner dieser Welten eine Möglichkeit gefunden hätten, Zukunftsreisen zu unternehmen. Mit ihren besonderen Para-Kräften vermochten einige von ihnen nach erheblichem Training wohl, einen Teilaspekt der persönlichen Zukunft zu erschauen, aber auch nur in einem eng begrenzten Bereich und nicht mit untrüglicher Sicherheit, sondern nur mit mehr oder weniger hoher Wahrscheinlichkeit. Aber persönliche Reisen in die Zukunft… das war unmöglich.
Es bedeutete, daß entweder ein Druide aus der Zukunft gekommen war – oder überhaupt jemand, der von einer fremden Welt stammte, vielleicht gar aus einer anderen Dimension.
Der MÄCHTIGE bekam diese zweimalige Entfesselung von Zeit-Magie nur deshalb mit, weil er sich nicht weit von dem Ort des Geschehens entfernt befand. Ansonsten hätte er es nicht registriert.
Er mußte sich doch einmal ansehen, wer da gekommen war.
Und deshalb nahm er Gestalt an – eine, die diesem Zweck am dienlichsten war. Und in dieser Gestalt näherte er sich dem angepeilten Ort…
***
Zamorra öffnete die Augen. Er sah über sich einen sich allmählich verdunkelnden Himmel. Der Feuerball der Sonne stand tief, der Horizont schien zu brennen. Es wurde Abend. Und so, wie Zamorra den Tagesrhythmus von früher her in Erinnerung hatte, würde es weniger als eine halbe Stunde dauern, bis stockdunkle Nacht hereingebrochen war.
Er sah sich nach Nicole um. Sie lag nur einen halben Meter neben ihm auf der Seite, Arme und Beine angewinkelt. Es schien, als schliefe sie ruhig. Aber Zamorra wußte, daß es sie ebenso erwischt hatte wie ihn, als er den Zeitring erprobte.
Der Ring!
Etwas war schiefgegangen.
Aus der Viertelstunde mußte entschieden mehr geworden sein. Denn vorhin hatte die Sonne, die hinter den davonziehenden Regenwolken aufschimmerte, weitaus höher am Himmel gestanden. Zamorra schätzte, daß gut drei bis vier Stunden vergangen waren.
Es blieb die Frage, wie lange er bewußtlos gewesen war. Deshalb konnte er nicht festlegen, um wieviel der Ring Nicole und ihn in die Zukunft versetzt hatte – wenn überhaupt! Plötzlich zweifelte er selbst ebenso an der Wirksamkeit der Ringe wie seine Gefährtin.
Wenn sie sich aber nicht mehr auf die Ringe verlassen konnten, sah es böse aus. Zamorra mußte sich eingestehen, daß er sich zu leichtsinnig in dieses Abenteuer gestürzt hatte. Er hatte sich so gut wie gar nicht vorbereitet,
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